Redaktion
Die städtische Wirtschaftsförderung hat im Frühjahr 2014 eine Leerstandserhebung vorgenommen und hat 40 Leerstände innerhalb des Stadtgebiets gezählt. Demnach wurden Ladengeschäfte gezählt, die leer stehen und keinen Nachmieter haben bzw. demnächst leer werden. Der Untersuchungsbereich ist großflächig, doch bereits beim Fokus auf wenige Straßenzüge der innersten Insel kommen Zweifel ob der Solidität der Untersuchung auf. Die Kriterien sind schwierig zu beurteilen, decken sich doch Beobachtungen nur bedingt mit den in der Präsentation gelisteten Zahlen. Demnach gäbe es im Bereich Hauptwachstraße/Grüner Markt 0 Leerstand von 29 Geschäften.
Hauptwachstraße und Grüner Markt 0 Leerstand? Hierzu müssen Ergänzungen folgen
Offensichtlich fand Grüner Markt 5/ehemals Görres keinen Eingang in die Liste, obwohl seit Monaten leer stehend. Die Suche nach einem Nachmieter gestaltete sich langwierig, eine Apothekenkette war im Gespräch, ebenfalls der Rückzug der HypoVereinsbank, nun wechselt wohl Fielmann von Ecke Grüner Markt 1-3 hierhin. Wer nach dorthin einzieht, wissen wir nicht, die Wirtschaftsförderung wohl, denn sonst könnte sie keine 0 angeben.
Demnach weiß sie auch, wer Nachmieter von Grüner Markt 11/ehemals Madonna wird, das ebenfalls seit Monaten leer steht.
Demnächst schließt das Traditionsgeschäft Poppenberger, im Rathaus sind wohl ebenfalls Nachmieter bekannt.
Lange Straße
Exemplarisch für eine 1b-Lage wird die Lange Straße aufgeführt. Eine wunderbare Straße, die über einen exzellenten Bio-Bäcker verfügt, einen wunderbaren Chocolatier, einen supercoolen Schuhladen, diverse Bankgeschäfte – und 4 von 38 Läden stehen leer. Welche gemeint sind? Keine Aussage. Vielleicht sind es die vier nachfolgenden? Weiter unten bieten wir noch weitere.
Ob B1, Hausnummer 39?
Ob daneben Hausnummer 37, ehemals Juwelier Böhnlein?
Ob gegenüber Hausnummer 36, ehemals Handschuh Grund?
Ob weiter vorn Hausnummer 34, ehemals Easy Living? Seit 2010 leerstehend und bis weit in die Theatergassen reichend. Für die Theatergassen wird die Angabe von zwei Leerständen gemacht, die zu hinterfragen wären. Unser Rundgang zeichnet ein anderes Bild. Sehen Sie selbst:
Mittlerweile machen ladensuchende Einzelhändler ob der „Ansteckungsgefahr“ einen großen Bogen um die gähnende Leere der Theatergasse. Nein, gähnende Leere stimmt nicht ganz, denn die AWO scheint dem abzuhelfen, ist sie hier allenthalben als flächgrößter Mieter zu finden – Einzelhandel ist das jedoch nicht.
Gänzlich unerwähnt bleibt der Leerstand im „Quartier an der Stadtmauer“
Man mag den Finger von Seiten der Wirtschaftsförderung nicht in die Wunde legen – doch nutzt das? Gänzlich unerwähnt bleibt die Situation in der Hellerstraße/Kesslerstraße und Franz-Ludwig-Straße bis zum ZOB – ein neuralgischer Punkt, den die Stadt mit der Jahrzehnte währenden Diskussion ums Quartier an der Stadtmauer selbst zu verantworten hat. Eine Diskussion, die dringend geführt werden muss, von der Wirtschaftsförderung aber tunlichst verschwiegen wird. Das holen wir nach:
Ein Rundgang im Inneren des Quartiers ist nicht möglich, allein das Drum-Rum-Schleichen lohnt und lässt die Erhebung der Wirtschaftsförderung grundsätzlich in Zweifel ziehen – schade drum. Die Schlussfolgerung der Wirtschaftsförderung „Die Leerstände in der Langen Straße sind bei genauerer Betrachtung gering!“ entspricht schlichtweg nicht den Tatsachen.
Leerstand ums leere Quartier
Leerstand zieht Leerstand nach sich – eine Beobachtung, die nicht neu ist und vor der jeder Kenner warnt:
Analyse der Gründe
Hinsichtlich der Gründe für den Leerstand fehlt ein entscheidender Aspekt: Investor hat kein Interesse zur Vermietung, da Leerstand steuerlich absetzbar. Dies ist am Haus Lange Straße 24 / ehemals Easy Living der Fall und die Stadt ist hiervon in Kenntnis. Dieser Knackpunkt in der Steuer-Gesetzgebung dürfte ebenfalls in der Königstraße bei einigen Objekten der Fall sein. Übringens auch beim Leerstand der Sparkasse im Quartier an der Stadtmauer.
Maßnahmen
Dass ausgerechnet zum Objekt Haus Lange Straße 24 / ehemals Easy Living ein aufwändig gestalteter Objektbogen erarbeitet wurde, ist vergebens, denn der Investor dürfte bei Anfrage eines Interessenten unambitioniert die Schulter zucken (dass unter dem Punkt „Erreichbarkeit“ tatsächlich Individualverkehr an der Spitze steht, spricht ebenfalls Bände). Die Interessengemeinschaft Aktive Mitte einzubeziehen, zeugt von Kenntnis um deren Bemühen und dürfte Erfolgsaussichten haben (Aktive Mitte bringt’s: volle Häuser bei Kunst und Kultur im Leerstand). Seit 2007 zum Beispiel müht sich die Stadt Wiesbaden mit ihrer Aktion „Kultur statt Leerstand“ (hier), um eine kurzfristige Zwischennutzung als Ausstellungsmöglichkeit. Dass als neue Maßnahme eine „Qualifizierungsreihe“ mit dem Stadtmarketing angepriesen wird, spricht Bände und wirft die Frage auf: Was hat das Stadtmarketing in 10 Jahren Arbeit eigentlich getan außer Eventplanung. Hat das Stadtmarketing Basisarbeit vernachlässigt?
Grundsätzlich muss die Leerstandserhebung der Wirtschaftsförderung hinterfragt werden. Denn fehlt eine solide Anamnese, kann keine Therapie erfolgen. Jubelbotschaften schaden der Gesundung (hier).
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Aktive Mitte bringt’s: volle Häuser bei Kunst und Kultur im Leerstand. Das vielfältige Angebot lockt in das Viertel zwischen Main-Donau-Kanal und Bahnhof. / StreetArt statt Schmuddelfront – Kultur im Leerstand bringt Farbe ins Viertel / Online-Handel schwächt die Einzelhändler. Darum “Lass den Klick in Deiner Stadt” / Stadtraum in Bamberg: Ecke Promenade / Franz-Ludwig-Straße
schlimm und alarmierend
aber noch gefährlicher sind die schönredner von big-bang-party-marketing und dieser „färbenden“ verwaltung. ehrliche aussagen gibts dort wohl nie?
was schert mich der örtliche inhaberhandel, wenn globale player ihr ei in unser nest legen. laut dem neuen presseorgan von der party-group rund um den OB (WOBLA), sind nur läden über 100 qm für big-player interessant. aha, also will man gar keine inhaberläden mehr sehen? lasst doch einfach die kleinen deppen über den kanal springen und freut euch auch noch über onlinehandel. hauptsache die eigenen bürger für dumm verkaufen und nebenbei in eigene taschen wirtschaften
übrigens weiß die stadt oft nicht mal was ihr selbst gehört und leer steht. selbst auf konkrete anfragen konnte/wollte man den besitzer eines gebäudes nähe zoll nicht kennen.
ein narr, wer glaubt in der verwaltung darf eigenes hirn benutzt werden.
Propaganda der GAL und Freien Wähler funktioniert ja super.
Der Leerstand in der Langen-Döner-Strasse ist nicht das einzige Zeichen des Niedergangs. Spielcasino, Ein-Euro-Shop, Touristenmassen auf den Fahrradwegen, Kleinlaster auf den Gehsteigen … Vielleicht sollten wir sie einfach in Kraut-und-Rüben-Strasse oder Wild-Westerbe-Strasse umbenennen? Fehlt nur noch ein Sex-Laden vor dem OB Starke singt: „Bamberg ist die geilste Stadt der Welt!“ Bei der oberbürgermeisterlichen Wirtschaftsförderung würde der Laden doch bestimmt gehen! Singen statt in Pressestellen-Jubelbotschaften sich selbst in die Tasche zu lügen, das wär doch mal was.
Ja das paßt. Dass Bamberg den geilsten OB der Welt hat, wissen wir ja schon länger, und der Bamberger Pressestellen-Stadtmarketing-WoBla-Stadt und Land-FT Jubelchor ist ja gewohnt sein Liedchen zu singen.
„dass unter dem Punkt ‚Erreichbarkeit‘ tatsächlich Individualverkehr an der Spitze steht, spricht ebenfalls Bände“ ist, nehme ich an, nicht ganz sauber formuliert. Denn ich gehe davon aus, hier ist allein der motorisierte (!) Individualverkehr gemeint.
Auch Radfahren und zu Fuß Gehen gehören zum Individualverkehr – die Verkehrsplaner und -lenker blenden dies gern aus. Denn sie haben in ihrer Ausbildung offensichtlich nicht viel mehr als Autoverkehr gelernt – zumindest deuten die Ergebnisse ihrer Arbeit und die öffentlichen Verlautbarungen darauf hin. Um so wichtiger ist, daß von Seiten derer, die umfassender denken, die Termini korrekt verwendet werden.
Gerade innerstädtisch (ohne Ausschließlichkeitsanspruch) stellen diese beiden Verkehrsarten einen höchst relevanten Teil der Mobilität. Und auch der Handel sollte seine einseitige Fixierung auf die Auto fahrende Kundschaft dringendst überdenken – aus (mindestens) zwei Gründen:
1. Marketing
Wird – unter dem alleinigen Blickwinkel des Autoverkehrs – die angeblich schlechte Erreichbarkeit beklagt, verschreckt das die Kunden. Abgesehen davon, daß die Autos sich (im Stau) nur gegenseitig im Weg stehen, ist die Erreichbarkeit per Auto angesichts nahezu immer freier Parkplätze nicht einmal schlecht.
2. Kaufkraft
Inzwischen belegen etliche Studien, daß Rad fahrende Kunden mindestens den gleichen Umsatz erbringen wie Auto fahrende. Das gegenteilige Bild, welches auch der Bamberger Stadtmarketingverein immer wieder bemüht (das Auto wäre die größe Einkaufstasche), beruht auf in der Sache falscher Betrachtung des einzelnen Einkaufs und ignoriert, daß Radfahrer häufiger kommen. Zudem verursachen sie selbst bei Bereitstellung brauchbarer Stellplätze – statt der weit verbreiteten Vorderradhalter (Felgenkiller) – weit geringere Kosten.
Die positiven Auswirkungen geringeren Autoverkehrs auf Luftbelastung, Lärmsituation, Gebäudezustand, Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität seien der Vollständigkeit halber noch erwähnt.