Fränkisch deftig

Wie gut der hölzerne Griff der Pfanne in der Hand gelegen hatte, dachte sie verwundert. Wie sanft das Holz geglättet von den hundert und aberhundert Berührungen. Darin hatte sein Leibgericht gebrutzelt. Gebratene Leberwürste, dazu wollte er Sauerkraut. Die Leberwürste klebten wie explodiert an der Küchendecke, lösten sich jetzt partiell, tropften auf den Küchenboden, auf seine Füße, die er nur selten wusch. Ekelerregend selten. Sie stand am Herd und würzte den gestampften Kartoffelbrei. Gab noch ein wenig Butter dazu, eine Prise Salz, rieb etwas von einer Muskatnuss darüber, rührte ein letztes Mal um, dann nahm sie den Topf von der Herdplatte. Sie stieg über seine Füße hinweg, portionierte Kartoffelbrei auf ihren Teller, dazu eine Blutwurst und den Rest vom Sauerkraut, der noch im Topf war. Setzte sich und aß. Dann griff sie zum Telefon. Der junge Mann am anderen Ende wollte ihr zunächst keinen Glauben schenken. Schließlich versprach er aber einen Einsatzwagen zu der von ihr angegebenen Adresse zu schicken.

„Zertrümmerte Schädeldecke, Tatwaffe die gusseiserne Bratpfanne, Verbrühungen im Gesicht, postmortal, eindeutig vom Sauerkraut“, stellte der Pathologe fest. Sie saß ganz ruhig, strich nur ab und an mit der flachen Hand über ihre Kittelschürze. Und spürte einen tiefen inneren Frieden.

© Cornelia Stößel 2020 / Juni

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