Eiszeit

Der kalten Ostwind – hundsgemein!
lässt elend bibbern mein Gebein.
Ich fröstel und muss schlottern.
Hör’ Zähneklappern mich und stottern.
Die Finger klamm, die Zehen taub.
Hab’ mir die Nase rot geschnaubt.
Die Beine scheinen tiefgefroren
und abgestorben meine Ohren.
Angeblich soll’n Gedanken wärmen.
Ich blick verzweifelt zu den Sternen.
Ihr kaltes Funkeln deucht’ mir höhnisch.
Und auch der Mond scheint wie gewöhnlich
silbergrau und ohne Wärme
herab aus weiter Himmelsferne.
Ach hätt’ der alte Erdtrabant
doch Hitze, die er losgesandt
zu mir hier auf die Erde nieder.
Schon wieder zittern meine Glieder.
Doch wird ihr Zittern immer feiner.
Ich selbst werd’ noch ein bisschen kleiner.
Und endlich bin ich ganz erstarrt
zur Eisskulptur im Winterpark.

© Cornelia Stößel 2019/Januar

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