Wolfgang Bönig
Wie Sie sich erinnern werden, warne ich seit mehreren Jahren vor den meist viel zu schmal angelegten Radfahr- und sogenannten „Schutzstreifen“. Da sie (nicht nur) in Bamberg weder zum ruhenden noch zum fließenden Kraftverkehr ausreichende seitliche Sicherheitsräume aufweisen, stellen sie ein stetiges Unfall- und Verletzungsrisiko für Radfahrer dar. Diese sind ständig der Gefahr unachtsam geöffneter Autotüren ausgesetzt und werden in dichter Folge eng überholt.
Leider stießen die Warnungen, obgleich immer wieder durch den Verweis auf diesbezügliche Untersuchungen und Regelwerke untermauert, nahezu durchgehend auf Ignoranz – bei Politik und Behörden, bei Medien, selbst bei den Interessensvertretern des Radverkehrs. Die Stadt Bamberg legt einen dieser Verkehrswege nach dem anderen an – im offensichtlichen Bestreben, dem Autoverkehr unter Inkaufnahme der vorstehend beschriebenen Gefährdung freie Fahrspuren zu signalisieren.
Ohne die markierte Fahrspur könnten sich Radler in der Siechenstraße normal, mit ausreichendem Abstand zur Nachbarspur, in den Richtungsfahrstreifen einordnen. Tatsächlich werden Pkw-, Lkw- und Busfahrer sie von links und rechts in die Zange nehmen. Ähnliche Konstrukte finden sich u. a . in der Memmelsdorfer Straße, der Hallstadter Straße, der Lichtenhaidestraße sowie der Pfisterstraße.
Die Unfallforschung der deutschen Versicherungswirtschaft bestätigt jetzt die Erkenntnisse (udv.de/de/strasse/stadtstrasse/radverkehr/radfahrstreifen-und-schutzstreifen). Wie die Fachzeitschrift „Radwelt“ berichtet, werden rund 40% der Radler durch Falschparker auf ihren Fahrspuren behindert und gefährdet. Beinahe die Hälfte der Kraftfahrer hält beim Überholen / Vorbeifahren nicht den vorgeschriebenen Seitenabstand ein, sondert orientiert sich an der Markierungslinie – was vielfach nahezu hautenges Passieren mit entsprechender Unfallgefahr bedeutet.
https://www.spiegel.de/video/amsterdam-kampf-gegen-gefahr-durch-touristen-auf-raedern-video-1634110.html
Hier noch ein lustiges Video aus Holland, dort haben sie ein anderes Problem, das nicht minder auch bei uns zu finden ist!
Wie eine geeignete Schulung für Radfahrer gemacht werden sollte ist nicht das Problem. Es ist nur wichtig das man sie geeignet macht!
So beiläufig im Schulunterricht löst dieses Problem sicher nicht.
Ich bin auch grundsätzlich dafür, das Radfahrer vor einer Kreuzung in der Stadt vom Rad absteigen sollten und mit den Fussgängern bei grün über die Kreuzung gehen sollten. Denn genau beim Abbiegen und an Kreuzungen passieren viele Unfälle.
Wir sehen laut Statistik auch das die Unfallzahlen gestiegen sind, trotz der neuen Fahrradspuren. Auch dass die meisten Unfälle von Radfahrern verursacht werden.
Dieses ist eine Tatsache die nicht bestritten werden kann und auch nicht sollte!
Die Forderung zur Schulung, sie ist umso wichtiger hinsichtlich der neuen Elektroroller.
Sie nämlich haben wieder ein anderes Fahrverhalten als ein Rad, sind meist flotter und die Balance zum Gleichgewicht ist eine andere.
Das alles sind alles wesentliche Aspekte, die man nicht ausser Beachtung lassen kann, will man Unfälle vermeiden.
Und genau darum muss es gehen, nicht um Rechthaberei!
„Argumente“? Na ja, es waren eher Glaubensbekenntnisse und Behauptungen. Aber ich versuche dennoch, darauf einzugehen.
Raumfrage: Natürlich wird es nicht in jeder Straße solche breiten Radwege geben (müssen). Auch in Holland (oder in Kopenhagen) ist das nicht so (Sie waren wirklich noch nie dort, oder? Empirie kann etwas sehr Nützliches sein…). Weil der Kern dieser Städte zumeist in der Renaissance entstanden ist und die Straßen z.B. entlang der vielen Grachten viel zu schmal sind für Radwege. Dafür gibt es (vernünftiger Weise!) andere Lösungen: Fahrradstraßen (dort sind die Autos „zu Gast“ und verhalten sich tatsächlich wie Gäste: zurückhaltend, höflich, rücksichtsvoll). Oder shared spaces. Oder Fußgängerbereiche, in denen wiederum die Räder „zu Gast“ sind. Für jede Raum-Situation eine angemessene Lösung. (Da können Sie dann gern auch Ihre italienischen Modelle subsumieren.)
Kosten: Angesichts der Abermillionen von Mark und Euro, die in den vergangenen Jahrzehnten in Bamberg für den Straßenbau ausgegeben worden sind und den winzigen Sümmchen, die für den Radverkehr im Haushaltsplan standen (und oft nur da, weil sie nicht „kassenwirksam“ wurden), kann ich leider nur in lautes Hohngelächter ausbrechen.
Wartezeiten: Die Ampelphasen sind sehr kurz, die Wartezeiten dementsprechend auch. An vielen Ampeln gibt es zusätzlich manuelle Grün-Anforderungen für die Radler. Und die funktionieren tatsächlich und sich nicht nur – wie bei uns – ein Placebo.
Verhaltensmodifikation: Ernsthaft? Durch Schulungen? Sollen die verpflichtend sein? Für etwa 60-70 Millionen Verkehrsteilnehmende? Das soll „kostengünstig“ sein? Verzeihung, ich muss schon wieder lachen.
Ich setze auf den Umbau der Infrastruktur zugunsten der umweltverträglichen Verkehrsmittel, auf den Ausbau des ÖPNV und auf das sukzessive Zurückdrängen der privaten PKW-Nutzung. Die Verhaltensmodifikation folgt dann „automatisch“.
Darf ich noch ein Beispiel aus Utrecht erzählen? Während unseres jüngsten Aufenthalts (das ist erst eine gute Woche her) wohnten wir am östlichen Stadtrand. Von dort führte eine sehr breite Fahrradstraße („auto te gast“!) in die Innenstadt (leider kann man hier keine Fotos einstellen!). Das Verhältnis war (gefühlt) 8:2, vielleicht sogar 9:1. Die Radler waren zum Teil sehr schnell, zum Teil sehr gechillt zu dritt nebeneinander unterwegs. Dahinter fuhr dann manchmal, ganz geduldig, ein Auto. Kein Hupen, kein waghalsiger Überholversuch. Ganz OHNE vorheriges Verhaltensmodifikationstraining…
Wie bereits geschrieben, Sperrung der Innenstadt einerseits und geschickte Information und Hinführen zum Lernen am Modell andererseits. Das ist nicht teuer, zumindest wesentlich billiger als die Innenstadt umzubauen. Niemand hat etwas über langwierige und obligatorische Schulungen für alle Verkehrsteilnehmer der Republik gesagt, Sie werden schon wieder technokratisch.
Es geht um realisierbare Ziele in den aktuellen Umständen, es geht darum hier in Bamberg etwas mit Bordmitteln zu verbessern und zwar schnell, nicht um eine nationale oder europäische Verkehrspolitik für die nächsten 20 Jahre.
Wir sind, wenn ich darauf hinweisen darf, in einer eher kleinen, fränkischen Stadt, die gewisse topographische Einschränkungen hat. Und Sie kriegen, auch wenn Sie sich auf den Kopf stellen kein Geld für gewaltige Radwege.
Ich musste a weng schmunzeln (ich lache Leute höflicherweise nicht laut aus) über Ihre Schilderung der Fahrradstraße in Utrecht. Das ähnelt ziemlich der von mir vorgeschlagenen ZTL. Wobei die ZTL auf dem gleichen Raum wie vorher bleiben kann, keine zusätzlichen Kosten entstehen und Auswärtige gar nedd rein dürfen. Es geht auch primär gar nicht um den Radverkehr bei der ZTL, sondern um die Anhebung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für alle.
Letztlich ist es ja so, dass die Autos niemanden hindern am Radfahren, die Angst hindert die Leute sich auf’s Rad zu setzen, und die Bequemlichkeit auch. Wenn ich mit dem Radfahren warte, bis man mir „Radautobahnen“ durch die Stadt gebaut hat, dann kann das recht lange sein, sehr wahrscheinlich auch nie, solange gibt es keine Veränderung. Durch das Beharren auf solchen Lösungen wird Stillstand propagiert, sonst nichts.
Alle wollen die Veränderung, aber keiner will sich verändern. Aber eben das ist unabdinglich. Von daher erscheint mir Ihr Gelächter über Verhaltensmodifikation als Treiber, vor allem vor Ihrem politischen Hintergrund, schon etwas irritierend.
Ach ja, es fehlt mir nach wie vor das Argument wider das Fahren auf der Straße innerorts, das teure Radwege und separate Ampeln obsolet macht.
Sehr schön, lieber Bergradfahrer, dass Sie mir zustimmen (ohne es zu merken, offenbar): erst muss der infrastrukturelle Umbau (dazu gehört auch die Sperrung von Straßen) kommen, dann wird sich das Verhalten von selbst ändern.
Auch sonst sind wir in der Sache, vermute ich, gar nicht so weit voneinander entfernt. Das werden Sie auch sehen, wenn Sie den Absatz in meinem vorherigen Kommentar zur „Raum-Frage“ noch einmal sorgfältig lesen. Da ist nämlich auch Ihre Frage zum „Fahren auf der Straße“ längst beantwortet.
Was bleibt an Differenz? Die Geldfrage. Das sehe ich eben – auch aus langjähriger Erfahrung mit kommunaler Haushaltspolitik – anders als Sie, nämlich als Frage der politischen Prioritäten, die von der jeweiligen Stadtratsmehrheit gesetzt werden. Diese zu verändern, ist bekanntlich in Bamberg im März nächsten Jahres möglich.
Nicht nehmen kann ich Ihnen wohl die ziemlich irrational anmutende Radweg-Phobie. Ich empfehle als Therapie einen dreiwöchigen Radl-Urlaub in Holland. ;-)
Exakt, die Geldfrage…aber die hat sich ja jetzt wohl erledigt. Genau wie ich es bereits vor den einschlägigen Publikationen rund um die Rückforderungen von Gewerbesteuer gesagt habe, das Geld für gigantische Radwege wird es schlicht nicht geben, told you so! :-) Trotz „langjähriger Erfahrung mit kommunaler Haushaltspolitik“ sieht man das nicht kommen, wenn man die aktuellen Zahlen der großen Steuerzahler nicht im Auge behält. Don’t count your chicken before they are hatched.
Eine Phobie habe ich nicht, schon gar nicht vor Radwegen. (Da habe ich mich nun langjährige Erfahrung, und zwar in echt und valide.;-)) Ich meide einfach vernünftigerweise gefahrengeneigte Situationen, wie sie nachweislich durch Radwege und sog. Schutzstreifen und dergl. gefördert werden. Über die letzten drei Jahrzehnte hat sich diese Strategie bewährt. Gefahrensituationen erlebe ich zum Großteil auf Radwegen, zu denen es keine Alternative gibt, wie z.B. Berliner Ring. Das weiß man aber und passt halt auf. Selbstfürsorge sollte man dem Menschen nicht abnehmen…schon aus evolutionären Gründen nicht. ;-)
Den dreifarbigen Irrsinn am Markusplatz oder den Linksabbiegerrösselsprung an Margarethendamm und Ottokirche oder die Todesfalle am Pfisterberg erlaube ich mir getrost zu ignorieren. Das Kleingeld für möglicherweise zwanghafte Verkehrpolizisten hat man dann halt dabei. Dafür ist es wesentlich entspannter im Verkehrsfluss mit zu fahren. Es fährt nämlich nur ganz selten einer von hinten auf einen Radler auf. Seltsamerweise haben aber alle am meisten Angst davor.
Der Bremsweg von Autos ist ab ca. 20 km/h sogar kürzer als der eines Fahrrades, das gilt auch für meine Mountainbike-Boliden. Es ist beim „Pedelec-Rentner“ darum öfter sogar umgekehrt, nämlich dass der auf das Kfz auffährt, weil er keine Ahnung von der Fahrphysik hat.
„Autofahrer als Gast“ stößt mich schon auf, weil es eine Einstellung gegen den Individualverkehr zeigt und von der Umwelt und Klimahysterie getragen ist!
Gibt es „individualeren“ Verkehr als Zu-Fuß-Gehen und Radfahren?
Bald gibt es den Individualverkehr nicht mehr (Ford entlässt 12000 Mitarbeiter).
Autos kann sich bald keiner mehr leisten und so kommt es, das wir möglicherweise bald alle zu Fuß gehen.
Dass haben wir geschafft, oder?
Jetzt braucht es nur noch kräftig CO2 Steuern und Mautgebühren, dann gibt es ihn wirklich nicht mehr den Individualverkehr.
Möglicherweise nur noch im stillen Kämmerlein, wenn Mann nicht vom Radfahren schon erledigt wird!
Ne, Gerd! Wenn der Sattel passt, ist genau das Gegenteil der Fall. Bewegung ist gesund und schützt auch vor Potenzproblemen.
Also, rauf auf’s Radl, wenn es nicht schon zu spät ist. ;-)
Aus der Ferne interessant zu lesen wie sie sich wieder in die Haare kriegen mit all ihren ICH ICH Gefühlen. Der Radfahrer der dann ins Auto steigt will immer seine Rechte, aber dann auf dem Fahrrad ebenso. Zu lesen ist auch von Deppen die es anscheinend hinsichtlich der Kommentare reichlich geben soll. Und derjenige der einen zeitlichen MPU Test empfiehlt soll sich dafür schon mal anstellen.
Ja, man nennt es auch Diskussion!
Was nichts daran ändert eine Verkehrsschulung, für Radfahrer ohne jeden Führerschein, noch vor den breiteren Radwegen als Pflicht zu machen.
Verkehrsschulungen wurden schon seit vielen Jahren in Schulen von Verkehrspolizisten abgehalten, also ist das nicht neu. Neu wären all die so tollen Pflichten für dies und das und die Personen die das anregen können nicht genug davon haben. Nach meiner Meinung ist diese Radpflicht eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Müsste mich mal in Holland umsehen und mich dann fragen ob die auch alle eine Verkehrsschulung machen und einen Fuehrerschein haben.
Allerdings ist das, was die Polizei da verbreitet oft kontraproduktiv. Es wird eher eine submissive Unterordnung als Radfahrer gelehrt, es wird hoher Wert auf ein ziemlich nutzloses Sicherheitsverhalten (Radweg, Helm, sich am Rand halten) gelegt. Das ist aber auch wieder verständlich, denn die Differenzierung zwischen einerseits umsichtig und andererseits selbstbewusst am Verkehr teilzunehmen können die Verkehrserzieher in der kurzen Zeit niemals leisten. Hier wären, wie so oft, die Eltern gefordert, aber die nehmen sich ja leider zunehmend weniger Zeit für ihren Nachwuchs und packen den in der verbliebenen Zeit in Watte.
Die Kritik an der sog. Schutzstreifen und lediglich abmarkierten Radwegen, wie sie in Bamberg immer öfters üblich sind, ist berechtigt, zweifellos.
Im Kommentar von „Bergradfahrer“ wird das aber gleichgesetzt mit „Radwegen“. Und da wird es problematisch bis falsch. Wenn nämlich Radwege so angelegt werden, dass sie baulich abgegrenzt und ausreichend breit (das heißt: problemloses Überholen auch von Lastenfahrrädern ist möglich!) sind sowie in den Kreuzungsbereichen so gestaltet sind, dass gefährliche Begegnungen weitgehend ausgeschlossen sind, dann (und nur dann) sind sie ein echter Fortschritt. Und solche Radwege sind nur dann möglich, wenn sie auf Kosten des für den Kfz-Verkehr vorgesehenen Raums errichtet werden!
Davon sind wir Bamberg Lichtjahre entfernt, leider.
Das und wie das gehen kann, zeigen Beispiele im Ausland, in Holland, in Dänemark. Vielleicht können die verlinkten Videos und Planungshilfen auch Skeptiker wie Herrn Bönig (wenn ich mich sehr täusche: aka „Ferenc“) und „Bergradfahrer“ überzeugen.
Gerade das Beispiel Utrecht zeigt, dass sich so eine Spirale in Gang setzen lässt: sichere Radwege sorgen für mehr Radler, mehr Radler erhalten mehr Raum – und das führt letztlich dazu, dass das (Privat-) Kfz sukzessive ganz verdrängt wird. Denn das ist das Ziel.
Video: https://vimeo.com/343302869
Website: https://dtvcapacitybuilding.com/blog/principles-for-cycling-infrastructure-design-safety/
Website: https://bicycledutch.wordpress.com/2019/06/12/how-hard-is-it-to-cross-the-cycle-path/
Video: https://www.youtube.com/watch?v=3hwDUcHgspo
Video: https://www.youtube.com/watch?v=gOl5vF8l7Fc
Website: https://bicycledutch.wordpress.com/2013/11/20/cycling-and-trucks-dutch-way/
Alles gut und schön, nur ändert es nichts am Gefahrenpotenzial wenn für KFZ die Straßen immer enger werden.
Es bringt nur eine Schulung aller Radfahrer in unseren Städten etwas. Es wird oft ohne Handzeichen abgebogen, die Fahrtrichtung gewechselt, links vor rechts gefahren, die Gehwege benützt und die Ampeln missachtet usw.
Nicht nur für LkW ist ein Radler im toten Winkel, der auf seine Vorfahrt pocht, ohne besorgten Schulterblick, ein großes Unfallrisiko.
Das alles ist eine Tatsache und die Unfallstatistik unterlegt es auch. Wonach die Unfälle in Mehrzahl von den Radfahrern ausgehen!
Ganz toll alles, aber Sie sehen schon, dass Bamberg nicht Utrecht ist? So eine schöne, breite Radverkehrsanlage ist in der gesamten Bamberger Innenstadt aus Platzgründen nicht möglich, von den Kosten ganz abgesehen. Das genehmigt und subventioniert realistisch gesehen kein deutsches oder bayerisches Ministerium.
Was für eine Innenstadt wie Bamberg sinnvoll ist, das ist die Sperrung für den motorisierten Individualverkehr nach Vorbild der zona a traffico limitato in Italien. Das kostet nichts, Schild aufstellen, fertig (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Italian_traffic_signs_-_zona_traffico_limitato.svg)
Und dass diese irrsinnigen Kreuzungen mit der verrückten Radfahrerführung, wie sie jetzt gebaut werden sicher sein sollen, davon können Sie mich nie überzeugen. Ebenso gehört es ins Reich der Legende, dass diese seltsamen, roten Streifen schützen, im Gegenteil, sie verleiten zum allzu knappen Vorbeifahren, weil man braucht ja den Platz.
Wie sie z.B. beim „Gerd“ hier lesen können, der ein sehr typischer Vertreter dieser Spezies ist, wird erwartet, dass bei Platzmangel nicht der Autofahrer verstärkt Obacht gibt oder gar seine Kiste stehen lässt, sondern die Sorgfaltspflicht wird ohne jegliches Unrechtsbewusstsein auf den Schwächeren abgewälzt. (Und das ist im Grunde ein Fall für eine Fahreignungsüberprüfung.)
Dass die Deutschen in der Mehrzahl ihr geliebtes Auto stehen lassen, weil es unpraktisch ist, können wir uns getrost abschminken. Schauen Sie einfach mal den Innenstadtring an, da sitzen Leute eine halbe Stunde in ihrer Kiste um zwei Kilometer zurück zu legen. Die fahren überall hin, einfach weil es geht und weil der algetische Aspekt des Laufens oder des ÖPNV höher ist als das dumpfe Sitzen bei Stop&Go.
Da muss umerzogen werden, Autofahren in der Stadt muss als „lame“ und schlicht doof etikettiert werden. Da hilft nur sozialer Druck und kognitive Umstrukturierung.
Neben der Sperrung überfüllter Innenstädte, wovon vor allem Fußgänger, Anwohner und, allem Stieringerschem Unken zum Spott, auch Geschäfte profitierten, wäre es noch notwendig Menschen eine anständige Radverkehrserziehung zukommen zu lassen. Radfahren ist nämlich per se gar nicht gefährlich, es braucht dazu weder Schutzkleidung noch separate Wege. Ein selbstbewusstes und aufmerksames Fahren auf der Straße ist alles. Ohne die Legende, dass man in der Stadt nur auf einer Radspur sicher ist und am besten noch in Warnweste und mit Styropormütze, hätten Sie ihre gewünschte Zunahme an Radverkehr ziemlich schnell. Leider wird die Angst eben durch das Propagieren von aufwändigen Radverkehrsanlagen als einzig mögliche Lösung aufrecht erhalten.
Subsummierend, es fehlt die Psychologie in all den technokratischen Ansätzen. Einerseits muss ich unerwünschtes Verhalten im Sinne einer Stimuluskontrolle unterbinden, also die Innenstadt sperren. Andererseits muss ich Angst abbauen, ohne Sicherheitsverhalten zu unterstützen oder aufzubauen. Das ist mittels Verkehrserziehung und Vorbilder (lernen am Modell) zu erreichen. Und letztlich muss ich die Motivation schaffen, in dem ich die Vorteile des Laufens, Radfahrens oder Busfahrens herausstreiche, nicht nur die rationalen, sondern auch emotionale Werte und das „Image“.
Und das kostet einen Bruchteil dieser ganzen roten Streifen und seltsamen Ampeln. Aber man muss halt nachdenken und mit den Menschen arbeiten, und das macht man nur noch ungern.
Tut mir leid, Bergradfahrer, Sie haben es offenbar ebenso wenig verstanden wie das Gerdla (bei dem wundert es mich ja nicht). Nur eines ist richtig: Bamberg ist nicht Utrecht. Leider. Aber man könnte in Bamberg von Utrecht lernen (und von anderen Städten, die eine konsequente Verkehrspolitik zugunsten der umweltverträglichen Verkehrsmittel betreiben). Und damit die von mir beschriebene Eigendynamik schaffen, die eben zu solchen Bildern führen, wie wir sie in Bamberg nicht haben.
Aber mit der schlechten Realität gegen erreichbare Ziele zu argumentieren, finde ich schon ein bisschen, sagen wir: unlogisch. Sie werden Ihren einsamen Kampf gegen die Autos weiterführen. Und es wird sich nichts Positives bewegen. Viel Glück dabei!
Leider bleiben Sie ein Gegenargument wider einfach umzusetzende und kostengünstige Maßnahmen, also intensive Verkehrserziehung, „Angsttherapie bei Radfahrern“, Sperrung der Innenstadt nach italienischem Vorbild schuldig. Was spricht denn konkret gegen Verhaltensmodifikation?
Und nicht nur das. Wo konkret diese gewaltigen Radwege gebaut werden sollen in den vergleichsweise schmalen Bamberger Straßenzügen verraten Sie genauso wenig wie wer das bezahlen wird.
Die Filmchen über die Kreuzungen in Holland sind ja recht nett, allerdings ist das nur dann sicherer, wenn die Radler schon bei Grün an der Ampel stehen und rot haben, wenn der LKW abbiegt, also exklusive Grünphasen pro Fahrzeugart? Das führt jedoch auf Dauer zu mehr Warten für alle ohne Not. Ist ja furchtbar.
Fährt der Radfahrer auf der gleichen Spur wie der Truck, dann entsteht gar kein Problem, weil es keine Querung gibt.
Gehen Sie doch mal weg von dem Dogma dass dedizierte Radwege notwendig seien, weil das unweigerlich zu Angst vor Straßennutzung, Sicherheitsverhalten und zu technokratischen Pseudolösungen führt.
Räder gehören schlicht auf die Straße, nur dort wird man wahrgenommen. Sobald ich daneben fahre bin ich aus dem Blickwinkel. Und darum muss dann eine zusätzliche Ampel hin, wenn ich den Weg der motorisierten kreuzen will, ohne dass einer aufpassen muss. Allerdings kann man auch a weng aufpassen, was immens helfen dürfte.
Übrigens, ich kämpfe nicht gegen die Autos, da haben Sie was falsch verstanden. Ich fahre mit denen zusammen auf der Straße und bis dato sehr schnell, effizient und ohne einen Kratzer.
Mein Guter, was heisst denn da „bei dem wundert es mich nicht“?
Ist dass Ihre Toleranz um sich an die tatsächliche Problematik anzunähern?
Es ist erwiesen durch die Unfallstatistik, das die meisten Unfälle von den Radfahrer ausgehen.
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Ergo, muss nicht nur in Schulen beiläufig auf die Strassenverkehrsregeln hingewiesen werden, sondern wie bei jedem Autofahrer auch, die Befähigung zum Radfahren auf öffentlichen Strassen gelernt werden.
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Um auch noch klappernd meinen Senf?
Fühle mich nämlich, Obacht!, sehr wohl auf Bambergs markierten Radler-Fahrstreifen.
Fahrfehler letzthin, zwei gravierende, einzig meine Schuld – Kopf in den Wolken, bekanntlich Hochrad, teilrestauriert, Baujahr 1885.
Mitdenkende Pkw-Lenker indes reagierten vorausschauend – unterdessen ein gewisser Sattler, 1941 eins geworden mit einem Volltreffer auf der Route Orscha/Smolensk, prompt von den Toten auferstanden Mitte der 1950er Jahre und in surrealer Schlußszene respektive im Schlußkapitel meiner off-konzeptionellen Performance im II. Akt – „Am Knochen nagt der Falter bunt, / Bellt gutgelaunt: grad wie ein Hund!“
Und insoweit eine auktoriale und personale Erzählsituation, wie auch aufs Erschütterndste changierend …
Kurz, auf diesem Wege heiler Knochen aufrichtiger Dank!
@ Gerdla:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie die Antwort auf Ihre Fage wirklich hören wollen.
Und ich muss sie mir schon deshalb verbeißen, weil sie wohl gegen die Nettiquette verstoßen würde…
Diese Radfahrstreifen sind absoluter Unsinn, wenn noch nicht einmal eine Verkehrsschulung für Radfahrer in den Städten Pflicht ist.
Da kommen sie nämlich her die Unfälle, weil zu viele Radfahrer von Verkehrsregeln keine Ahnung haben. Der Autofahrer aber soll es richten!
Was noch wichtiger wäre, ist ein Idiotentest als Bestandteil der Führerscheinprüfung – der natürlich alle 5 Jahre wiederholt werden muss.
Für manchen Radfahrer sind Autofahrer alle Idioten, nur er selber ist keiner und beachtet natürlich immer die Verkehrsregeln, die er nicht kennt!
Da geben ich Ihnen recht, Radwege und Schutzstreifen sind innerorts Unsinn! Das Unfallrisiko wird signifikant erhöht. Die vollkommen idiotische Lenkung linksabbiegender Radler an abgebildeter Kreuzung ist Beleg für eine vollkommen verfehlte Verkehrspolitik der Stadt.
Natürlich gibt es Deppen unter den Radlern. Allerdings werde ich jedes zweite Mal, wenn ich stadtauswärts fahre in Abständen unter 50 cm überholt und geschnitten. In über 75% aller Fälle, in denen ich den Berliner Ring quere, schauen die abbiegenden Auto-, Bus- oder LKW-Fahrer nicht, ob da einer mit dem Rad ist. Weder beim Rechtsabbiegen noch beim Linksabbiegen, wenn man vollkommen legal auf dem Radweg quert.
Oder warum wird man als Radfahrer nur allzu oft genötigt und angehupt, weil der Autofreund gerne überholen würde, aber nicht kann? Passiert mir oft, allerdings bin ich da mit 35 in der 30er-Zone unterwegs. ;-)
Somit kann ich rein empirisch davon ausgehen, dass es auch eine große Anzahl Deppen unter den KfZ-Lenkern gibt. Die sind auf Grund der immensen kinetischen Energie wesentlich gefährlicher als ein noch so schwerer Radler.