Die Museen der Stadt Bamberg besitzen zahlreiche Gemälde von Weltrang, vom Mittelalter bis zur Moderne. Eine Neuentdeckung im Depot erweitert nun diesen erlesenen Schatz. Die Rückseite eines unscheinbaren Barockgemäldes im Museums-depot entpuppte sich jüngst bei einer eingehenden Untersuchung als kunsthistorische Sensation: Die Holztafel ist das Fragment eines Gemäldes aus der Dürerzeit und wird dem unmittelbaren Umfeld von Hans Baldung Grien zugeschrieben.
Das auf Pergament gemalte Bild zeigt eine schöne junge Frau, neben ihr, fragmentarisch erhalten, einen grauhaarigen alten Mann. Ursprünglich muss es sich um die Darstellung eines ungleichen Paares gehandelt haben – ein Thema, das sich in den Jahrzehnten um 1500 bemerkenswerter Beliebtheit erfreute. Die Kabinettausstellung zeichnet die Spurensuche nach, die in das unmittelbare Umfeld von Hans Baldung Grien führt, einem der originellsten Zeitgenossen Albrecht Dürers. Das Bamberger Gemälde gehört nach neusten Forschungen eng in den Zusammenhang mit dem Kopf eines Greises, einem gesicherten Baldung-Gemälde, das sich – ebenfalls als Fragment – in der Galleria Estense in Modena befindet.
Noch sind nicht alle Fragen endgültig beantwortet. Die Kabinettausstellung lässt den Besucher aber an der kunsthistorischen Detektivarbeit teilhaben, die Caroline Wind M.A. und Prof. Dr. Peter Schmidt an den Universitäten Heidelberg bzw. Hamburg betrieben haben. Und die Stadt Bamberg besitzt neben der berühmten „Sintflut“ von Hans Baldung Grien, die in der Gemäldegalerie in der Neuen Residenz zu bewundern ist, vielleicht ein zweites Werk dieses großen Meisters an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit.
Bis 30. Juni 2019 zu sehen im Historischen Museum Bamberg, Alte Hofhaltung, Domplatz 7, 96049 Bamberg von Dienstag bis Sonntag und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Info unter www.museum.bamberg.de