Von Bamberg bis Dessau sind es – über die A9 – 283 km. Ich stelle mir vor, dass man in beiden Städten traditionell nicht furchtbar viel voneinander weiß. Nun gut, ich habe mir vor ein paar Jahren einmal das Bauhaus angeschaut. Damals war ich auf der Fahrt nach Berlin und so hat sich der Abstecher nach Dessau quasi angeboten. Bestimmt gibt es auch umgekehrt ein paar Dessauer, die auf der Fahrt nach München oder Venedig schon einen Zwischenstopp in Bamberg gemacht haben, vielleicht um das pittoreske Stadtbild zu bewundern oder eines dieser verrückten (bei dieser Spezifizierung denke ich mich jetzt versuchshalber in Dessauer Geschmacksknospen hinein) Biere zu probieren. Aber vermutlich hätten viele Dessauer ihre Probleme, Bamberg auf einer Deutschlandkarte zu verorten, was im anderen Falle wohl auch für die meisten Bamberger zutreffen dürfte.
Noch weniger dürfte man in den jeweiligen Bürgerschaften wissen, dass beide Städte ziemlich gleich groß sind und beide ein Naturkunde-Museum beherbergen. Sicher würde man noch mehr Gemeinsamkeiten finden, wenn man danach suchte, doch mir sind hier ausgerechnet diese beiden Parallelen wichtig, weil sie so instabil sind: Während Bamberg wächst und in ein paar Jahren (oder Monaten?) sicher die 80.000er Einwohnermarke knacken wird, verliert Dessau durch Abwanderung und Entwicklung der Demographie seit Jahren Menschen; der Boom bringt eine Reihe von Problemen mit sich, aber ich bin mir dabei ziemlich sicher, dass ich diese nicht gegen die Sorgen einer schrumpfenden Kommune eintauschen möchte, der Stück für Stück ihre urbane Infrastruktur zerbröckelt.
Jetzt zum Beispiel das „Museum für Naturkunde und Vorgeschichte“, das seit 1927 in einem historischen Gebäudekomplex aus dem 18. Jahrhundert mitten im Stadtzentrum untergebracht ist und mit einer Million Objekten nichts weniger als das naturkundliche und vorgeschichtliche Gedächtnis, also einen wesentlichen Teil der kulturellen Identität der historischen Region Anhalt repräsentiert, die heute einen wichtigen Bestandteil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ausmacht. Ich erfuhr von der aktuellen Notlage durch ein Schreiben des dortigen Museums-Freundeskreises an den hiesigen. Gebeten wurde um die Unterstützung einer Petition, auf welche die Dessauer derzeit ihre letzten Hoffnungen setzen. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit und auch eine politische Notwendigkeit, hier Solidarität zu zeigen.
Wer dies auch so sieht und den Dessauer Museumsfreunden helfen möchte, findet alle wichtigen Informationen und den Zugang zur Petition unter https://www.openpetition.de/petition/online/das-museum-fuer-naturkunde-und-vorgeschichte-dessau-darf-nicht-sterben.
Hans-Peter Ecker (1. Vorsitzender der Freunde des Naturkunde-Museums Bamberg e.V.)