Verein Nationalpark Steigerwald
Menschenkette umstellt 1 Hektar Staatswald bei Fabrikschleichach
Nachdem bei Fabrikschleichach im Steigerwald hunderte mächtige etwa 120 bis 160 Jahre alte Buchen vom Staatsforstbetrieb gefällt wurden, haben auf Einladung des Vereins Nationalpark Steigerwald 70 Vereinsmitglieder eine Menschenkette um eine Waldfläche von einem Hektar gebildet. „Das Ziel dieser Aktion ist es, mehr Transparenz in das Ausmaß der Waldzerstörung zu bringen“, betonte der Vorsitzende Dr. Liebhard Löffler in seiner Begrüßung vor Ort. Denn der Staatsforstbetrieb habe veröffentlicht, dass nur fünf Starkbuchen pro Hektar entnommen worden und 25 übrig geblieben seien.
Löffler freute sich über die Begeisterung, mit der die Menschen einen Hektar eingrenzten, um den Wahrheitsgehalt der Behauptung nachzuprüfen. Das Ergebnis der Zähl- und Mess-Aktion auf dem Hektar war deutlich: 46 Starkbuchen ab 30 Zentimeter Brusthöhendurchmesser (BHD) standen noch vor kurzem auf dem Areal. Davon waren 22 Buchen ab 60 Zentimeter Stammdurchmesser gefällt worden. 24 Buchen, und zwar 11 ab 30 Zentimeter und 13 ab 60 Zentimeter Stammdurchmesser blieben übrig. Fast die Hälfte der Starkbäume mussten demnach ihr Leben lassen. Der 2. Vorsitzende Florian Tully konnte einen bösen Verdacht, der aus dem Kreis der Teilnehmer geäußert wurde, nicht entkräften. „Da in dem Waldgebiet erst vor ca. vier Jahren Starkbuchen gefällt worden sind, kann sich ein Betrachter tatsächlich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Chance auf Ausweisung eines Weltnaturerbes mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln des Staatsforstes verringert werden soll“. Der Ingenieur erklärte: Durch die Reduzierung der hohen Dichte der gewaltigen und gut verwurzelten Buchen in diesem 60 Hektar großen Gebiet sei der ökologische Wert von Waldfauna und -flora erheblich verringert. Außerdem biete der ausgelichtete Wald wesentlich mehr Angriffsfläche für die Zerstörungswut der Stürme, die als Orkane bei uns in Deutschland eine neue Dimension erreicht haben.
Der 1. Vorsitzende Löffler dankte den vielen Teilnehmern, die die Aktion ermöglicht haben und drückte seine Freude aus, dass immer mehr Menschen intakte Wälder für äußerst wichtig halten- für uns und die nächsten Generationen. Sehr erfreulich sei auch, dass sich immer mehr Initiativen gegen die Waldzerstörung stark machen und sich auch die Politik dem Thema verstärkt zuwendet. Resignation sei trotz der Machtverhältnisse im Staatswald nicht angebracht. Vielmehr sei ein langer Atem, viel Aktivität und Überzeugungskraft erforderlich, um die ökologischen Leistungen früherer Förstergenerationen im Staatswald zu erhalten. Löffler zitierte den Forstexperten Dr. Hans Bibelriether: „Meine Hoffnung ist, dass immer mehr Leute ursprünglicher Natur begegnen wollen“.