Ein Schlachtfest an der Waldnatur am Fest der Liebe

Verein Nationalpark Steigerwald
Viele Buchen weisen einen Stammdurchmesser von über 80 Zentimeter auf. Foto: Erich Helfrich

Tiefe Trauer, Fassungslosigkeit und große Enttäuschung fühlten die Mitglieder des Vereins Nationalpark Steigerwald anlässlich einer Waldbegehung der ausgedehnten Staatswälder bei Fabrikschleich im Steigerwald. Auf einer riesigen Fläche hat der Staatsforstbetrieb Ebrach hunderte mächtiger Buchen gefällt. Der 1. Vorsitzende Dr. Liebhard Löffler war von der Menge der 120 bis 160 Jahre alten „geernteten“ Bäume und der Größe der betroffenen Waldfläche erschüttert. „Am Fest der Liebe fühlt sich der Wald liebende bei dieser Dimension eher an ein Schlachtfest erinnert“, betonte der Steigerwälder und beklagt: „Warum mussten selbst die Methusaleme sterben?“. Bei näherem Hinsehen werde deutlich, dass viele Buchen einen Stammdurchmesser von über 80 Zentimeter aufweisen und deshalb auch nach dem Naturschutzkonzept des Staatsforstbetriebes als Methusalem Bäume vor dem Absägen geschützt sind.

Der 2. Vorsitzende Florian Tully sieht die einzigartigen Waldökosysteme im Staatswald, die der Rücksichtname früherer Förstergenerationen zu verdanken sind, ohne Not zerstört. „Angesichts des Klimawandels mit langanhaltender Trockenheit, Starkregen und heftigen Stürmen, wie wir sie bisher nur aus südlichen Breitengraden bei Orkanen und Tornados kennen, ist es verantwortungslos, den Wäldern große Mengen an gut verwurzelten Starkbäumen zu entziehen und den Wetterextremen weite ausgelichtete Waldflächen für ihr Vernichtungswerk zu bieten“, ergänzte der Ingenieur. Dem wunderbaren Wald habe es nichts genutzt, dass er als europäisches Natura 2000 Schutzgebiet in Form eines FFH Flora-Fauna-Habitat Gebiets und auch als SPA Vogelschutzgebiet geschützt ist. Man habe gezielt die starken Buchen zwischen 60 und 100 Zentimetern entnommen. Frage: „Wo sollen denn die künftigen Methusaleme herkommen, die so wesentlich für Boden-, Klima-, und Artenschutz sind?“. Denn eine reguläre Holznutzung, die nur noch wenige Starkbäume pro Hektar vorsieht, dürfe weiterhin auf diesen Flächen stattfinden.

Die Heuchelei der Verantwortlichen dieses Buchen-Massakers sei nicht zu überbieten: Einerseits würden sie massiv in das Ökosystem Buchenwald eingreifen, andererseits bedauerten sie öffentlich, dass kaum mehr wirklich alte und intakte schutzwürdige Wälder vorhanden seien. Für die Waldbegeisterten sei es blanker Zynismus, die selbst herbeigeführten Schädigungen anzuprangern, trotzdem weiterhin mächtige Buchen zu fällen und sich dann öffentlich zu wundern, dass es in diesen Waldgebieten keine mehr gibt oder zu erklären, dass irgendwo schon wieder Buchen nachwachsen werden. Für Löffler sollten die Staatsforstverantwortlichen ihre Verantwortung als Verursacher sehen und nicht in die Opferrolle schlüpfen und abhängig Beschäftigte Proteste unterschreiben lassen. Der Vorsitzende appelliert an alle: „Nehmen sie sich die Zeit, gehen Sie in den Wald bei Fabrikschleichach, an der Staatsstraße 2258 Richtung Unterschleichach, und machen Sie sich ein Bild. Es wird sich an der kommerzorientierten Forstwirtschaft, wie sie zur Zeit betrieben wird zugunsten intakter Waldökosysteme nur etwas ändern, wenn sich viele Menschen für naturnahe Wälder im Staatswald stark machen. Die Entschuldigung an die Enkelkinder, wie sie Alexander Gerst von der Raumstation ausgesendet hat, wäre nicht nötig, wenn unsere Generation weniger egoistisch und rücksichtslos die Erde nutzen würde.

Dr. Liebhard Löffler, Florian Tully, Ingrid Michel

Vorstand des Vereins Nationalpark Steigerwald


Ein Gedanke zu „Ein Schlachtfest an der Waldnatur am Fest der Liebe

  1. Wenngleich manche Bäume gefällt werden, oder müssen, so kann man andererseits bestimmte Waldgebiete für Besuche ermuntern. War heute erstmals bei bitterer Kälte mit Schlittschuhen im Wald unterwegs. War auch für Familien und Senioren kein Problem.

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