Volker Ringe liest in Wagenhäusers Atelier

Monika Beer

Schauspieler und Rezitator Volker Ringe (links) und Bildhauer Bernd Wagenhäuser (rechts) im Atelier des letzteren in der Gertraudenstraße 10. Foto: Ulrike Müller

Nüchterne Briefe aus Bayreuth“ übertitelte der Kritiker Paul Lindau seine launigen Artikel über „Ring“-Uraufführung 1876 in Bayreuth: launige Feuilletons, die einfach Spaß machen. Erst recht, wenn man sie an einem außergewöhnlichen Ort vorgelesen bekommt und dazu ein Glas Wein trinken kann. Der aus seiner Zeit am Bamberger Theater überaus beliebte Schauspieler Volker Ringe präsentiert die Texte auf Einladung des Richard-Wagner-Verbands am 5. Juni um 19.30 Uhr im Atelier von Bernd Wagenhäuser (Gertraudenstraße 10). Der Veranstaltungsort wird dem Thema in gewisser Weise perfekt gerecht, denn das Atelier des Bamberger Bildhauers entspricht dem von den Bayreuthern liebevoll als „Scheune“ titulierten Festspielhaus: ein eher nüchterner Bau mit viel Kunst drin. Man darf also in mehrfacher Hinsicht gespannt sein. Der Eintritt ist frei, Getränke gibt es zu kaufen.

Der sehr populäre Schriftsteller, Theaterautor und Kritiker Paul Lindau (1839–1919) verfasste über die ersten Bayreuther Festspiele fünf längere Feuilletons, die in der Schlesischen Presse Breslau, in der berühmten „Gartenlaube“ sowie noch im selben Jahr auch in Buchform erschienen. Lindau war als Jude und Journalist noch von Wagner selbst zum „Feind“ seiner Sache abgestempelt worden. Und zwar gründlich. So steht noch in der ersten Publikation der neu gegründeten Richard-Wagner-Forschungsstätte Bayreuth aus dem Jahr 1943 über ihn: „Berliner Journalist, später Theaterleiter. Verfasser der ‚Nüchternen Briefe aus Bayreuth‘, die in witzelnder, geschmackloser und durch keinerlei Sachverständnis getrübter Weise über die Festspiele von 1876 berichten.“

Was natürlich Ansichtssache war und ist. In dem Standardwerk „Bayreuth in der deutschen Presse“ schreibt Susanna Großmann-Vendrey über Lindau: „Er zeigt einen feinen Sinn für den aufdämmernden Geniekult und ästhetischen Aristokratismus von Bayreuth: Er registriert schon sehr früh die unbedingte Unterwürfigkeit der Gefolgschaft gegenüber dem ‚Meister‘. Obwohl Lindaus demokratisches Gedankengut später zum Salonsozialismus verflachte, sind diese Züge der Darstellung als liberales Erbteil bemerkenswert.“

Hellmut Kotschenreuther, Herausgeber der jüngsten Ausgabe der „Nüchternen Briefe“, stellt in seinem Vorwort fest: „Indem er mit viel Einfühlung und noch mehr kritischem Witz konstatierte, dass Wagner als Regisseur seinem eigenen Werk nicht gewachsen war, handelte er sich den Zorn jener Wagnerianer ein, für die alles, was ihr Meister je getan, gedacht, geschrieben und komponiert hatte, sakrosankt war. Ihre Empörung konnte nicht verhindern, dass die ‚Nüchternen Briefe‘ von der Nachwelt bis heute als einer der witzigsten Beiträge zur Rezeptionsgeschichte Wagners und seiner Tetralogie begriffen werden.“

Zur Person: Der Schauspieler, Rezitator, Sänger und Musiker Volker Ringe ist 1963 in Bremen geboren. Er wollte früh zum Theater, ging aber erst als Schiffskaufmann in die Lehre, bevor er in Berlin eine Schauspielausbildung wagte und als Schlagzeuger einer New-Wave-Band, als Regie-Assistent und Gastschauspieler an der Freien Volksbühne Berlin agierte. Weitere Engagements folgten unter anderem am Schlosstheater Celle, Stadttheater Gießen, an der Komödie Kassel, am Theater Nordhausen und in Baden-Baden. Am E.-T.-A.-Hoffmann-Theater Bamberg war er von 2007 bis 2016 unter zwei Intendanten Ensemblemitglied, mit der Spielzeit 2017/18 gehört er zum Ensemble des Theaters Hof, wo er schon vorher gastierte. Auch in Film und Fernsehen ist er aufgetreten, darunter in „Alarm für Cobra 11“, „Die Wache“, „Herzschlag – Das Ärzteteam Nord“ oder Polizeiruf 110“.

Bildtexte

Schauspieler und Rezitator Volker Ringe (links) und Bildhauer Bernd Wagenhäuser (rechts) im Atelier des letzteren in der Gertraudenstraße 10. Foto: Ulrike Müller

Porträt Volker Ringe: Theater Hof