Offener Brief der Burschenschaft Molestia zur Klausurtagung der CSU

Redaktion

Foto: Burschenschaft Molestia

Die feministische Burschenschaft Molestia hat uns folgenden Offenen Brief gesandt. Deren Bekanntmachung an die Landesmütter von Bayern, Österreich und Ungarn will weder ironisch noch satirisch verstanden sein. Die Literatur- und Politikwissenschaftlerin Judith Goetz hat sich als Mitglied der „Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit“ mit Burschen- und Mädelschaften auseinandergesetzt und sieht die Arbeit feministischer Burschenschaften als „wichtige Kritik“ traditionell-burschenschaftlicher Ideologien: „Die männerbündische Tradition der Burschenschaften verfolgt nicht zuletzt das Ziel, Frauen aus dem Bund wie auch der Sphäre der Politik fernzuhalten“ (hier).

Offener Brief
an
Karin Baumüller-Söder, Anikó Lévai, Karin Seehofer (geb. Stark) und Susanne Thier

bezüglich der CSU-Klausurtagung 2018 in Seeon
verfasst durch die
Burschenschaft Molestia zu München
Januar 2018

Sehr geehrte Landesmütter von Bayern, Österreich und Ungarn,

wir, die altehrwürdige Burschenschaft Molestia, beobachten mitleidsvoll die letzten verzweifelten Zuckungen des sich im Ableben befindenden Patriarchats, jüngst festzustellen am Treffen Ihrer Gatten zur Klausurtagung der CSU in Seeon. Hierfür haben diese einmal mehr ihr natürliches Umfeld der häuslichen Sphäre verlassen und frönen unbeaufsichtigt dem törichten Ungehorsam.

Auch wenn uns derlei Koketterien nur ein mildes Lächeln abgewinnen, sind wir nicht ohne Tadel, denn ein derart irregeleitetes Verhalten ziert sich nicht für den Mann von heute!

Im Namen des Volkes und des Männerschutzes appellieren wir daher an Sie: Erlauben Sie nicht, dass Ihre Männer ohne Aufsicht einen dermaßen schlechten Umgang pflegen und sich gegenseitig in ihren unbedarften Fantastereien bestärken!

Insbesondere fürchten wir um das körperliche Wohl Ihrer Gatten und damit um das Heil unserer jeweiligen Nationen!

Wie in Österreich bereits angeprangert wurde, befindet sich Sebastian Kurz auf dem Zenit der Zeugungsfähigkeit. Er möge seine Energien dem Gründen einer Familie widmen, anstatt seine Manneskraft durch Spielereien auf öffentlichem Parkett zu strapazieren.

Horst Seehofers Entscheidung, das ihn überfordernde Amt des Ministerpräsidenten abzugeben, begrüßen wir hingegen ausdrücklich. Er darf seine väterlichen Pflichten nicht länger vernachlässigen.

Auch um Viktor Orbáns Gesundheit bangen wir: Die ungewohnt große Aufmerksamkeit, die ihm seit seinem flüchtlingspolitischen Lapsus zuteil wurde, wird sich langfristig negativ auf die fragile männliche Psyche auswirken.

Markus Söders zarte Seele sehen wir künftig ebenfalls unnötiger Anstrengung ausgesetzt: sollte er fortan an der sogenannten bayerischen Landesspitze stehen, wird er sich nicht nur den für das Rampenlicht typischen unrealistischen Schönheitsidealen beugen, sondern auch der Hengstbissigkeit seiner Nebenbuhler stellen müssen.

Wir erinnern: Männer brauchen eine starke leitende Hand, unter deren Obhut sie sich und ihre Potenziale optimal entwickeln können! Die antiautoritäre Ehe ist zwar neuerdings in Mode gekommen, jedoch gilt es, in diesem Falle umgehend aktiv zu werden und in Ihren zuchtlosen Gatten die traditionellen Werte der matriarchalen Leitkultur wieder wachzurufen!

Wohlwissend, dass Sie als das starke Geschlecht eine klare Führung unter Beweis stellen werden, verbleiben wir mit burschenschaftlichen Grüßen

Heil Molestia!