Brose first

Redaktion

Da wird per Pressemitteilung der Brose Bamberg (unten) dem Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke als neu gekürten Ratsvorsitzenden der Metropolregion Nürnberg gleich eine ziemlich heiße Kartoffel in die Hände gedrückt: die politische Koordination des Wunsches des Hauptsponsors der Noch-Bamberger Basketballer, Michael Stoschek, die Euro-Liga-Tauglichkeit seines Werbeträgers fix zu machen – und damit seine Marke BROSE weiträumiger zu garantieren –; also nach einem Hallen-Neubau auf dem Postgelände an der Memmelsdorfer Straße (in unmittelbarer Nähe seiner neuen Dependace und des Flugplatzes) und seinen persönlichen Anliegen einer Umbenennung der Basketballer. Dieser erneute Testballon gerät in Böen. Nicht nur die Fans reagieren auf diversen Portalen, auch die Politik. Als erstes die GAL per facebook (unten) und verweist auf die kluge Darstellung der Finanzen von 2013 durch ihr – leider jüngst aus dem Stadtrat ausgeschiedenen Rates, Peter Gack (unten).

Übrigens: Der Bamberger Steuerzahler zahlt noch 20 Jahre an den letzten „Erneuerungswünschen“ Broses für die Halle – deren Zukunft als Basketball-Rummel- und Tummelplatz zur Disposition steht. Gack formulierte es seinerzeit so: … aber noch nach seiner (gemeint ist Andreas Starke, Anm. der Red.) Amtszeit werden die BambergerInnen Stühle abbezahlen, auf denen sie gar nicht mehr sitzen können.

GAL auf facebook am 3. August 2017

Heute heißt es im Fränkischer Tag Bamberg zu den Plänen der Brose Bamberg:

Glaubt man dem Verein, fand die Vorstellung des Metropolprojekts bei den Fraktionsvorsitzenden in der Stadt Bamberg große Zustimmung“

Nach den vielen Dementis der Pressestelle der Brose Bamberg aus den letzten Tagen, bitten wir auch hier um differenzierte Darstellung der Aussagen! Dass es tatsächlich differenzierter war, wird auch von Webzet – Neuer Name für die Brose Bamberg? Bestätigt.

Wie soll man auch „große Zustimmung“ signalisieren, wenn die entscheidenden Details völlig ungeklärt sind?!

Bevor im Zusammenhang mit dem Projekt „Brose Metros“ über Hallenneubau auch nur nachgedacht werden kann, müsste eine Lösung für die bestehende Halle her. Erst vor vier Jahren griff die Stadt tief in die Tasche um dort zu investieren. Die Kredite von damals werden von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern noch viele Jahre abbezahlt werden. Infos? Siehe hier: Spitzfindige Zahlenschieberei für Brose-Wünsche.

Es ist völlig ungeklärt, wie sich die investierten 5,5 Mio € refinanzieren sollen.

Darüber hinaus wurden alle städtischen Ausgaben für die Brose Baskets Bamberg bisher mit dem direkten Imagegewinn für die Stadt verargumentiert. Wie kann der überhaupt noch so direkt unter dem Namen „Brose Metros“ entstehen?

Wie so oft im heutigen Spitzensport, stellt sich die Frage: Was wollen wir? Höher, schneller, weiter, Kapitalinteressen auf Kosten der Basketballidentität in unserer Stadt? Muss der Bamberger Basketball zwingend einen „Gegenpol“ zur FC-Bayern-München AG bilden können? Gerne kommentieren!

Und Andreas Starke und Fränkischer Tag Bamberg: „Dieses Gremium soll für einen überschaubaren Kostenbeitrag …“, da wäre es aus Transparenzgründen schon gut, so einen Betrag auch zu nennen, wie hoch er auch sein mag …

GAL / Peter Gack vom 26. Juli 2013

Spitzfindige Zahlenschieberei für Brose-Wünsche

Die Mehrheit des Stadtrats stimmte dafür, dass die Namensrechte der Arena künftig
von der Firma Brose wahrgenommen werden. Aber weil Brose-Chef Stoschek nichts ohne besondere Zusatzwünsche macht, heißt das vor allem massive Investitionen für die Stadt.

Hintergrund

Diese Wünsche kosten insgesamt 3,47 Mio Euro, die so finanziert werden: 2,47 Mio Euro Kreditaufnahme durch die Arena Gmbh (städtisches Tochterunternehmen als Halleneigentümer/-betreiber), 400.000 Euro aus dem Stadthaushalt, 600.000 Euro von der Oberfrankenstiftung.

Das Geschäft sieht also so aus:

Für die Namensrechte erhält die Stadt von Brose mehr Geld als bisher von der Firma Stechert, nämlich 150.000 Euro jährlich mehr (zugesichert für fünf Jahre).

Im Gegenzug bekommt die Halle auf Brose-Wunsch u. a. folgende Attraktivitätssteigerungen:

  • 500.000 Euro für eine Neubestuhlung der Arena, obwohl die alte Bestuhlung noch funktionsfähig ist.
  • 300.000 Euro für einen Videowürfel, obwohl auch mit der bisherigen Technik alles gesehen wurde.
  • 100.000 Euro für eine Neumöblierung der Pilipp-Lounge
  • 75.000 Euro für eine Teilmöblierung der Oddset-Lounge
  • 500.000 Euro für die Errichtung einer Lagerhalle

Als die Halle vor knapp drei Jahren gekauft und die Arena GmbH gegründet wurde (gegen die Stimmen der GAL), hat niemand den StadträtInnen gegenüber geäußert, dass auch nur eine dieser Maßnahmen in naher Zukunft notwendig sein würde. Ganz im Gegenteil, auf Nachfrage wurde erläutert, dass erstmal keine größeren Investitionen (außer dem laufenden Bauunterhalt) anstehen würden. Stellt sich also die Frage: Hat man damals gelogen? Oder sind das samt und sonders überflüssige Luxuswünsche des Brose-Chefs?

Wie lautet der Finanzierungsplan der Stadt?

  • Kreditaufnahme eines langfristigen Darlehens in Höhe von 1,77 Mio mit einer Laufzeit von 23 Jahren
  • Aufnahme eines kurzfristigen Darlehens in Höhe von 700.000 Euro mit einer Laufzeit von 10 Jahren
  • Die Zins- und Tilgungskosten auf Grund dieser Darlehen belaufen sich jährlich auf ca. 210.000 Euro. Man beachte demgegenüber: Die Mehreinnahmen der Stadt aus der Überlassung der Namensrechte an Brose (150.000 Euro jährlich) sind nur für fünf Jahre garantiert! Dass der Oberbürgermeister dies als Gegenfinanzierung hinstellt, ist also lächerlich, da nach fünf Jahren komplett unsicher.
  • Außerdem verzichten die Gesellschafter der Hallen GmbH (Stadtbau GmbH und Stadtwerke) auf die Tilgung des von ihnen für den Kauf der Halle gegebenen Darlehens. Sie verzichten damit auf jährlich 28.200 Euro, welche die Arena Gmbh zahlen müsste und nun stattdessen für die Bedienung des neuen Darlehens verwendet. Das alte Darlehen von Stadtbau/Stadtwerken bleibt einfach unbedient und wird bis auf weiteres hintangestellt. Der Verzicht von Stadtbau und Stadtwerken erfolgt einfach so, ohne jeglichen Gegenwert.
  • Außerdem zahlt die Stadt über fünf Jahre aus dem Stadthaushalt jährlich 80.000 Euro (= 400.000), um die oben genannten Investitionen zu finanzieren.

Pikantes Detail, das der OB gerne übergeht

Für das Darlehen an die Arena Gmbh verlangt die Sparkasse (oder auch jede andere Bank) eine besondere Sicherheit, z. B. in Form einer Bürgschaft der Stadt oder einer Tochter. Warum?

Das ist leicht nachzuvollziehen: Jeder vernünftige Geschäftsmann stimmt die Art der Finanzierung mit der Art der Investition ab. D.h. kaufe oder baue ich ein Haus, dann kann diese Investition auch langfristig (z.B. über 23 Jahre) erfolgen; kaufe ich ein Auto, so darf der Kredit dafür nicht länger laufen als die Lebensdauer für dieses Auto. D.h. keine Bank gibt mir für eine Anschaffung, die vielleicht 10 Jahre nutzbar ist, einen Kredit mit einer Laufzeit von 23 Jahren.

Aber bei den Investitionen der Brose-Arena ist genau das der Fall. Damit die jährlichen Tilgungsraten nicht zu hoch ausfallen, hat man sich für ein langfristiges Darlehen entschieden. Aber die Maßnahmen, die zu finanzieren sind, halten zum Teil nur fünf, acht, zehn oder vielleicht zwölf Jahre. Dann sind sie verbraucht und es sind wieder Neuanschaffungen nötig – obwohl die alte Anschaffung noch gar nicht abbezahlt ist.

Das ist alles andere als seriös und nachhaltig. Der OB gibt zwar oberflächlich betrachtet im Moment weniger Geld aus (jährlich „nur“ 210.000 Euro zur Bedienung des Darlehens an die Arena Gmbh, die er mit den 150.000 Euro gegenrechnet, macht jährlich 60.000 Euro), aber noch nach seiner Amtszeit werden die BambergerInnen Stühle abbezahlen, auf denen sie gar nicht mehr sitzen können.

Demgegenüber sind wie gesagt die Mehrerlöse von 150.000 Euro pro Jahr vertraglich nur für fünf Jahre gesichert. Wenn diese wegbrechen und die Arena Gmbh den Ausfall nicht selbst finanzieren kann, tritt der Bürgschaftsfall ein: Stadt oder Tochterunternehmen der Stadt (je nachdem, wer letztendlich bürgt) würden dann das gesamte Darlehen abbezahlen müssen müssen.

Prognose: Was in fünf Jahren sein wird

Wenn 2018 die Mehrzahlungen von Brose für die Namensrechte auslaufen, wird die bekannte Leier von neuem los gehen. Es wird heißen: Damit wir eine Vertragsverlängerung mit Brose hinbekommen und der Bürgschaftsfall nicht eintritt, müssen wir jetzt die neuen Wünsche von Brose erfüllen und neues Geld nachschieben. Und was dann danach ist, interessiert die meisten StadträtInnen und vor allem den OB eh nicht mehr – sie sind dann längst nicht mehr im Stadtrat bzw. auf dem OB-Sessel. Aber jede neue Runde geht auf Kosten künftiger Generationen.

Brose-Pressemitteilung am 2. August 2017

Die Bamberger Basketball GmbH bedauert die Verwirrungen, die durch die missverständliche Berichterstattung des Fränkischen Tags ausgelöst wurden. Auf infranken.de wurde noch am Abend des 1. August die Meldung verbreitet, der Verein würde seinen Namen ändern und Stoschek sich nach Nürnberg orientieren.

Es ist zutreffend, dass die beabsichtigte Zusammenarbeit des Bamberger Basketballs mit der Metropolregion Nürnberg voraussichtlich mit einer Namensänderung verbunden sein wird. Diese erfolgt allerdings nur, wenn das Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann.

Wir sehen die Namensänderung als wichtige Voraussetzung für die Identifikation des Großraums Nürnberg mit dem Basketball in Bamberg, der nur mit zusätzlichen Sponsoren, Besuchern und einer breiten politischen Unterstützung mittelfristig auf europäischem Topniveau gehalten werden kann. Auf diese Weise entsteht eben keine Konkurrenzsituation zwischen den Städten, sondern eine Zusammenarbeit im Sinne des Metropolgedankens.

Im Übrigen fand die Projektvorstellung bei allen im Bamberger Stadtrat vertretenen Parteien große Zustimmung. Oberbürgermeister Andreas Starke übernimmt in seiner Funktion als Ratsvorsitzender der Metropolregion die politische Koordination.

 

Ein Gedanke zu „Brose first

  1. Klarer Fall:

    Wenn der Hauptzweck des Vereins die Imagewerbung für ein Unternehmen ist, hat dieses Unternehmen Kosten und Risiken allein zu tragen – kein Cent Steuergeld mehr!

    Für einen Imageträger der Stadt Bamberg wären moderate Finanzierungen für Infrastruktur und Ähnliches denkbar, aber auch das in Maßen. Denn Profisport ist in erster Linie ein kommerzielles Unternehmen, das nicht vorrangig von öffentlichen Subventionen leben darf. Die bereitgestellten Gelder hätten sich am erzielten Gemeinnutzen zu orientieren. Der aber hängt nicht zuvorderst von einer Spitzenstellung in europäischen Wettbewerben ab.

    In einem demokratisch regierten Gemeinwesen, das der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet ist, stehen soziale Notwendigkeiten über dem Mästen wohlsituierter Einzelner. Dies widerspricht mitnichten der unleugbaren Tatsache, daß die für soziale Zwecke eingesetzten Mittel selbstverständlich erst erwirtschaftet werden müssen.

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