Adalbert Friedrich Marcus in Bamberg

Von You Xie

Lange Str. 27/29, ehemals Sparkasse (2014). Foto: Christiane Hartleitner

Lange Straße 27, Baustelle (2017). Foto: You Xie

Lange Straße 27 war 1792 das Wohn- und Sterbehaus von Adalbert Friedrich Marcus. Der just abgerissene Gebäudekomplex Lange Straße 25–29 entstand nach einem Denkmalfrevel: Nach einem Bericht der früheren Heimatpflegerin Karin Dengler-Schreiber (Inselrundschau 15/2011) war Lange Straße 25 das mittelalterliche Brauhaus „Zum Hirschen“. Es wurde 1982/83 für die Erweiterung der Kreissparkasse abgebrochen und 1984 durch einen Neubau ersetzt, für den auch die Häuser Hellerstraße 17 und 19 fallen mussten. Lange Straße 27 war das Stammhaus der Familie Karg von Bebenburg; zu diesem repräsentativen Palais gehörten ein barocker Garten mit einem Rückgebäude von 1760, das durch eine der schönsten Barocktreppen Bambergs erschlossen war, und ein Gartenpavillon, der später, als Dr. Adalbert Friedrich Marcus (* 21. November 1753 in Arolsen; † 26. April 1816 in Bamberg) das Anwesen besaß, von E.T.A. Hoffmann ausgemalt wurde. 1963 wurde dieses Anwesen von der Kreissparkasse erworben, 1966 auch das 1530 erbaute Haus Lange Straße 29. Die Sparkasse ließ alle historischen Gebäude abreissen und ab 1970 wurden Neubauen errichtet. Nur eine Generation später wird nun der 70er Jahre-Komplex erneut ersetzt.

Lange Straße 27. Gartenpavillon Foto von Emil Bauer 1969, S. 961, aus Breuer/Gutbier: Inventar Insel, 1990

Lange Straße 27. Treppe im Rueckgebäude Foto von Emil Bauer 1969, S. 960, aus Breuer/Gutbier: Inventar Insel, 1990

Lange Straße 27. Foto von August Schlund 1938, S. 958, aus Breuer/Gutbier: Inventar Insel, 1990

In Bamberg gibt es die Markusstraße, den Markusplatz, die Markusbrücke und auch ein Gebäude der Universität trägt den Namen Marcus-Haus. Wer ist Marcus?

Adalbert Friedrich Marcus wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns am 21. November 1753 in Arolsen, Hessen, geboren. Mit 15 Jahren ging er zum Collegium Carolinum nach Kassel. 1771 begann er ein Medizinstudium an der Universität Göttingen, das er 1775 mit Promotion abschloss. Somit war er das erste Mitglied seiner Familie mit akademischer Ausbildung. Bereits im selben Jahr wurde er zum Privatdozenten an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle, Saale, ernannt. Die Zeit von 1776 bis 1778 verbrachte er zur Weiterbildung in Würzburg, bis er sich 1778 als praktischer Arzt in Bamberg niederließ.

Adalbert Friedrich Marcus Kupferstich von Johann Jakob Lips nach einer Vorlage von Franziska Schöpfer

Nachdem er 1781 vom Judentum zum Katholizismus konvertiert war, wurde er zum Hofrat und Leibarzt des Fürstbischofs von Bamberg und Würzburg Franz Ludwig von Erthal. Dieser hatte das „Allgemeine Krankenhaus“ auf Initiative und nach den Vorschlägen von Marcus in der Unteren Sandstraße erbaut, das modernste Europas zur damaligen Zeit.

Ferner baute Marcus ein Krankenhaus für psychisch Kranke, führte die erste Krankenversicherung ein und stellte, obwohl er von Viren und Bakterien noch nichts wusste, die Hygiene in den Vordergrund. Darüber hinaus sicherte er den Erhalt der Altenburg, indem er sie als Privatmann kaufte.

Marcus förderte E.T.A. Hoffmann, der Dichter und Maler konnte ein Atelier auf der Altenburg beziehen (die so genannte Hoffmanns-Klause). Warum? Wenige Bamberger wissen, Marcus war der Onkel von Hoffmanns Schwarm Julia Marc.

Am 26. April 1816 starb er an Gicht in seinem Wohnhaus „Zum Schwarzen Kleeblatt“ in der heutigen Lange Straße und wurde am Fuß der Altenburg begraben. Durch seine Reformen im Gesundheitswesen und im gesellschaftlichen Leben blieb er in Bamberg als großer Mediziner in Erinnerung.

Rathaus Journal Nr. 10 vom 5.5.2016, Seite 6

26. April 2016: Gedacht an den 200. Todestag von Adalbert Marcus wurde auch an seinem Grabe am Fuße der Altenburg. Auch hier wurden noch einmal an dessen herausragende Verdienste um Bamberg erinnert. Besonders aber stand der Erwerb der Altenburg im Fokus. Während der Gedenkfeier wurden Kränze vonseiten der Stadt Bamberg und dem Altenburgverein niedergelegt. Zuvor rezitierte unter anderem Martin Neubauer vom Brentano-Theater noch einmal die Trauerrede von damals.

Quellen:

  1. Mark Häberlein und Michaela Schmölz-Häberlein: Adalbert Friedrich Marcus (1753–1816). Ein Bamberger Arzt zwischen aufgeklärten Reformen und romantischer Medizin. Stadt und Region in der Vormoderne. Würzburg: Ergon Verlag 2016.
  2. Erhart Kahle: Marcus, Adalbert Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 134f. Online verfügbar unter: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116762586.html.

 

2 Gedanken zu „Adalbert Friedrich Marcus in Bamberg

  1. Freilich, indes herab vom Hochrad, bekanntlich Scheunenfund, Baujahr 1885 und teilrestauriert, dito Teil des Problems sowie Teil der Lösung, wie auch das Haupt hauptsächlich in den Wolken – kurz, es könnte, dies einmal mehr unter uns, Klosterbrüder und Betschwestern, Konfuzius‘ Philosophem en passant eine Stütze sein:
    „Leuchtende Tage. Nicht weinen, daß sie vorüber. Lächeln, daß sie gewesen.“

  2. Daß ein solches Gebäude, wie das in der Langen Straße noch 1982 abgerissen werden konnte ist zum Weinen!

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