Der Klimawandel in Oberfranken – Ein Vortrag von Prof. Foken

Naturforschende Gesellschaft Bamberg e.V.

Hauptsmoorwald. Foto: Johannes Först

Das Zwei-Grad-Ziel der internationalen Klimapolitik (d.h. das Ziel, die globale Erwärmung gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung auf unter zwei Grad zu begrenzen), 2015 in Paris bekräftigt, wird beim gegenwärtigen Stand und Trend der weltweiten Emissionen nicht zu erreichen sein. Das ist die schlechte Nachricht, die der Klimaforscher Prof. Foken von der Universität Bayreuth den Zuhörern im Stadtarchiv überbrachte. Die Naturforschende Gesellschaft hatte zu einem Vortrag mit dem Titel „Klimawandel in Oberfranken“ eingeladen.

Dennoch verstand es der Meteorologe, der auch ein eigenes Beratungsinstitut unterhält, in seinem faktenreichen Referat Möglichkeiten der Kehrtwende aufzuzeigen. Insbesondere die Bezüge zum lokalen Geschehen beeindruckten das Auditorium. Foken machte das oft sehr abstrakt wirkende Phänomen „Klimawandel“ vor Ort greifbar.

Temperaturrekorde

2015 sei nach 2003 der wärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (Mitte des 19. Jahrhunderts) gewesen. Inzwischen sei klar, dass nicht nur der Sommer, sondern alle Monate wärmer geworden sind. Auffällig sei die Frühlingstrockenheit, vor allem im April, die zu Problemen beim Aufgehen der Saat, etwa von Gerste oder Raps, führt. Die durchschnittliche vom Menschen verursachte Erwärmung betrage in Bamberg 0,9 Grad (global 1 Grad). Mittlerweile hege die internationale Forschergemeinschaft in der Mehrheit keinen Zweifel mehr daran, dass dieser Temperaturanstieg durch den Ausstoß von Gasen wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas verursacht sei. Dieser Anstieg wirke langfristig, da Kohlendioxid ein stabiles Gas sei, das mehr als hundert Jahre überdauere. In der Erdatmosphäre, so Foken, herrsche derzeit die höchste CO2-Konzentration seit mindestens 800.000 Jahren. Vor uns habe kein Mensch eine höhere Menge an Kohlendioxid eingeatmet.

Die Folgen seien auch in Oberfranken deutlich spürbar. Die permanente Schneedecke sei um 200–300 Meter höher gestiegen, im Fichtelgebirge auf über 800 Meter. Inzwischen könne im Maintal auch Rotwein angebaut werden, was vor fünfzig Jahren noch nicht möglich gewesen sei, und durch die steigende Luftfeuchte und den höheren Energiegehalt der Luft käme es vermehrt zu Unwettern, Starkregenereignissen und Hochwässern.

Deutschland als CO2-Sünder

Deutschland sei keinesfalls ein Musterland, was den CO2-Ausstoß angehe. Es liege im Gegenteil pro Kopf gerechnet in Europa an erster Stelle. Auch in der Region Bamberg hinke man den selbst gesetzten Klimazielen hinterher. In der Stadt Bamberg sollen die CO2-Emissionen aus den Haushalten gegenüber 1990 bis zum Jahr 2020 um 45% abgesenkt werden, 2007 hatte man erst 17% erreicht. Während man hierbei wenigstens eine Minderung erreichte, sei die Entwicklung im Verkehr gegenläufig. Beim Verkehr hätten die CO2-Emissionen seit 1990 deutlich zugenommen. Als Gegenmaßnahmen schlug der Meteorologe die Vermeidung kraftstoffgetriebener Mobilität, mehr E-Mobilität und eine bessere Vernetzung der Verkehrsträger vor.

Erneuerbare Energien als Lösung

Die Umstellung auf erneuerbare Energie müsse weiter vorangetrieben werden, allerdings sei hier bei der Biomasse eine Grenze erreicht. Sie sollte aufgrund der Nebenwirkungen, der starken Überdüngung der Landschaft und der Konkurrenz zum ökologischen Nahrungsmittelanbau, nicht weiter gefördert werden. Ein Großteil der Energie werde für das Auto (31%) und die Heizung (54%) verbraucht, für Licht nur 1%. Es sei daher weit wirkungsvoller, etwa einen alten Kühlschrank zu ersetzen statt sich von LED-Leuchten große Einsparungen zu versprechen.

Dächer und Wände sollten noch viel stärker für Solarzellen genutzt werden. Und auch ihre Begrünung habe dämmende, energiesparende und kühlende Effekte. Gerade letztere würden bei der Freiraumplanung vernachlässigt werden. Dabei gebe es in den Städten zunehmend Hitzetote, vor allem unter kranken und älteren Menschen. Dem müsse man durch klimabewusste Bauformen und möglichst wenig Flächenversiegelung, Anlage und Erhalt von großen Parks, naturbelassenen Wäldern und Feuchtgebieten begegnen. In der Innenstadt sollten möglichst viele schattenspendende Bäume gepflanzt werden. Dabei hätten sich vor allem der Feldahorn, der Spitzahorn, die Vogelkirsche und die Winterlinde als klimarobust erwiesen. In Bamberg seien bereits 22,5% der Stadtfläche vollkommen versiegelt. Besser als viele kleine Grüninseln, betonte Professor Foken, seien große zusammenhängende Grünflächen.

Hauptsmoorwald sollte unangetastet bleiben

Grüne Lunge Hauptsmoorwald – von Straßen durchschnitten. Aus Sicht des lokalen Klimaschutzes sollte er nicht noch weiter verkleinert werden.

Mit Hinblick auf die geplante großflächige Überbauung des Hauptsmoorwaldes im Bereich von Muna und Schießplatz mahnte der Klimaforscher, die Bedeutung stadtnaher Wälder nicht gering zu schätzen. Nicht nur für eine klimaneutrale Naherholung, sondern auch für die Gesundheit der Bevölkerung seien sie wichtiger als allgemein angenommen. Frischluftzufuhr und Ventilationsbahnen aus dem Osten würden in einer Stadt, die zum großen Teil in einem Becken liegt, das Lokalklima entscheidend verbessern und damit zum Wohlergehen der Einwohner beitragen.


Zum Klimawandel siehe auch „Chasing Ice“ in der ARTE Mediathek noch bis 9.1.2017 zu sehen.

 

3 Gedanken zu „Der Klimawandel in Oberfranken – Ein Vortrag von Prof. Foken

  1. Etwas zu flach gedacht, CFEA2.

    Zum einen sehen die Bamberger nicht gerade verarmt aus,
    andererseits sorgen gerade solche soft skills wie ein großes Waldgebiet als Naherholungsgebiet und gesundes Klima gerade für die Beliebtheit der Stadt.
    Dass gerade große Gewerbegebiete eine Stadt unattraktiv machen können, sieht man im Umland ja zur Genüge …

  2. Angesichts der großen Bedeutung für das Lokalklima, besonders in Bamberg-Ost, wäre es schon mehr als eine große Umweltsünde, ausgerechnet hier Wald für ein Gewerbegebiet zu opfern. Das Konversionsamt sollte sich lieber Prof. Foken als Berater leisten, als die Planer, die Grün nur als Farbe auf dem Bildschirm kennen.

    • Ohne Gewerbegebiet ( = Arbeitsplätze) können wir dann wenigstens in einem gesunden Klima verarmen!

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