Mitteilung der GAL
Bei der Kinderbetreuung geht die Schere zwischen Angebot und Bedarf zunehmend auseinander – GAL schlägt Alarm
„In ein paar Jahren könnten mehrere hundert Bamberger Familien vor dem großen Problem stehen, dass sie ihre Kinder tagsüber nirgends unterbringen können, wenn sie zur Arbeit müssen. Denn es werden mehrere hundert Kita-Plätze fehlen.“ Dieses Szenario malt der jugendpolitische Sprecher der GAL-Stadtratsfraktion Tobias Rausch aus, und es ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern basiert auf Zahlen und Prognosen des städtischen Jugendamts.
Klar beziffern kann man Angebot und Bedarf im Bereich der Kindergartenplätze, also Kinder ab drei Jahren: Während vor zwei Jahren das Verhältnis noch ausgewogen war, rechnet man im Jahr 2018 mit 267 fehlenden Kindergartenplätzen. Bei den Krippen kann das Jugendamt nur ungenaue Angaben machen, diese verursachen aber kaum geringere Besorgnis: Rein theoretisch haben derzeit 1264 Kinder im Alter von Eins bis Drei einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, dieser ist aber nur zu 48% abdeckbar. Wie hoch demgegenüber der tatsächliche Bedarf ist, ist unklar. „Aber vor drei Jahren hatten wir schon einmal einen Deckungsgrad von 52%, wir haben also nachgelassen“, kritisiert Rausch die Entwicklung.
Angesichts der Tatsache, dass die Neubau- und Ausbauvorhaben der Kita-Träger in der Stadt bis zum Jahr 2022 nur 133 neue Kinderbetreuungsplätze vorsehen – und zwar im Bereich Kindergarten und (!) Kinderkrippe – kommt der GAL-Stadtrat zu den zitierten düsteren Prophezeiungen und fordert umgehend ein Gegensteuern.
Einen „Masterplan: 500 neue Kita-Plätze für Bamberg“ hat Rausch deshalb beantragt und listet darin eine ganze Reihe von Vorschlägen auf, wie die Stadt den Ausbau des Angebots forcieren könnte: Vorhandene und potentielle neue Träger sollen gezielt angesprochen und motiviert werden, die Tagespflege soll ausgebaut werden und Elterninitiativen sind hinsichtlich der Gründung und Planung von Kitas zu beraten und zu fördern. Wirtschaftsunternehmen, aber auch die Tochterunternehmen der Stadt, sollen den Bedarf in ihrer Belegschaft feststellen und gegebenenfalls Betriebs-Kitas einrichten. „Hier sind auch Kooperationen zwischen Betrieben denkbar und könnten von der Stadt vermittelt werden“, meint Rausch, „so wie Arbeitsagentur und Polizei in Bamberg es jüngst vorgemacht haben.“ Bei all dem solle auch das seit einigen Jahren im Gesetz verankerte Angebot der Großtagespflege mit bedacht werden, was laut Tobias Rausch vorübergehend eine schnelle Bedarfsdeckung ermöglichen könnte.
Bei all dem ist die GAL-Stadtratsfraktion nach seinen Worten auch bereit, Haushaltsmittel in die Hand zu nehmen. „Das wird Geld kosten, ganz klar, denn die Stadt muss alle Investitionen gesetzlich bezuschussen“, so Rausch, „aber eine Stadt, die sich öffentlich als familienfreundlich anpreist, kann nicht mit Hunderten unversorgter Kinder leben und die Hände in den Schoß legen.“
Vielleicht sollten die geneigten Ahnungslosen sich mal mit Gründern von Großtagespflegen in Bamberg unterhalten. Dann würde Ihnen ein Lichtlein aufgehen warum es so wenig Plätze gibt.