Dritter Vortrag bei „Bamberg: Militär und Stadt“ führte in die Nachkriegszeit

Redaktion
Die Referentin Dr. Johanna Blokker. Foto: A. Schmidtpeter, Togomedia

Die Referentin Dr. Johanna Blokker. Foto: A. Schmidtpeter, Togomedia

Nachdem die beiden ersten Vorträge der Reihe „Bamberg: Militär und Stadt“ das Bamberger Militär im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Thema hatten, wandte sich die Referentin des dritten Vortrags den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu. Die in Bamberg lehrende Kunsthistorikerin Dr. Johanna Blokker berichtete, wie die amerikanische Besatzungsmacht in Deutschland mit Hilfe von Bauprojekten Kulturdiplomatie betrieb. In Bamberg wurde die Dominikanerkirche bis 1950 mit amerikanischen Fördergeldern zum Kulturraum umgebaut.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus sei es das Ziel der Besatzungsmächte gewesen, so Blokker, die deutsche Gesellschaft zu entnazifizieren. Mit Hilfe von Bildungspolitik wollten die Amerikaner westliches Gedankengut und einen westlichen Lebensstil in Deutschland etablieren, und Werte wie Freiheit und Demokratie vermitteln. Dieses Vorhaben sei durchaus auch vom Konflikt zwischen den Westmächten und dem Ostblock bestimmt gewesen.

Die Amerikaner richteten Bibliotheken und Kinos ein und führten Bildungsveranstaltungen durch. In Bamberg sei die Villa Dessauer als Bibliothek genutzt worden. Außerdem sei es die Idee gewesen, für die dauerhafte Neuorientierung Deutschlands eine Art Marshall-Plan für die Kultur zu entwickeln, das „Special Projects Program“, auf das Blokker ausfürlich einging. In diesem letztlich sehr erfolgreichen Programm seien auch viele Bauprojekte gefördert worden, zum Beispiel die Hochschule für Gestaltung in Ulm, die Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin oder als Wiederaufbauvorhaben die Kirche St. Gereon in Köln.

Dr. Johanna Blokker. Foto: A. Schmidtpeter, Togomedia

Dr. Johanna Blokker. Foto: A. Schmidtpeter, Togomedia

Blokker ging ausführlich auf das Bamberger Projekt ein, das im Rahmen dieses „Special Projects Program“ gefördert wurde, den Umbau der Dominikanerkirche zum Kulturraum. Die Kirche war im 19. und auch noch im 20. Jahrhundert als Lagerraum für das Militär genutzt worden. Blokker zeigte Fotos vom Innenraum der Kirche, auf denen man Löcher in den großen Säulen sehen konnte. Darin waren einmal Holzkonstruktionen verankert gewesen. Jetzt wurde die Kirche saniert. Im Westen erhielt sie eine Empore und im Ostchor wurde eine mehrstufige Tribüne für das Orchester der Bamberger Symphoniker aufgebaut. Der Umbau der Kirche wurde von 1947 bis 1950 durchgeführt und von den Amerikanern mit 8.000 DM unterstützt.

Die Quellenlage für dieses Projekt sei nicht gut gewesen, führte Blokker aus, sie habe in verschiedenen Bamberger Archiven kaum Unterlagen zum Umbau der Dominikanerkirche gefunden. Um sich der Frage anzunähern, wer wohl den Antrag auf Aufnahme in das amerikanische Programm gestellt haben könnte, rekonstruierte Blokker detailliert die Motivationen und Einflussmöglichkeiten der damals handelnden Personen in Bamberg. Darunter war Herman Etzel, der Gründer des Bamberger Tonkünstlerorchesters (später Bamberger Symphoniker), Hella Rapoldi als erste Geschäftsführerin des Orchesters, Nathan R. Preston, zunächst Militärgouverneur und später U.S. Residential Officer in Bamberg oder auch Prälat Georg Meixner, der auf der neuen Empore der Dominikanerkirche ein Rundfunkstudio eingerichtet hatte.

Auf die spätere Nachfrage aus dem Publikum über den weiteren Fortgang ihres Forschungsvorhabens berichtete Blokker, dass sie demnächst nach Amerika reisen wolle und hoffe, in dortigen Archiven weitere Unterlagen über das Bamberger Projekt zu finden. Für einen wissenschaftlichen Vortrag ungewöhnlich lang war der Applaus des Publikums.

Die Referentin Dr. Johanna Blokker

Dr. Johanna Blokker, geboren in Kanada, hat Kunst- und Architekturgeschichte studiert. Ihren Bachelor (BA Honours) erwarb sie an der McGill University in Montreal, ihren Master (MA) an der University of Toronto in Toronto. Ihre Schwerpunkte lagen auf mittelalterlicher und moderner Kunst und Architektur.

Anschließend wechselte sie an das Institute of Fine Arts der New York University. Dort nahm sie einen Lehrauftrag wahr und promovierte 2011 bei Prof. Jean-Louis Cohen über den Wiederaufbau Romanischer Kirchen in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihre Dissertation trug den Titel: „(Re)Constructing Identity: Rebuilding Cologne’s Destroyed Romanesque Churches after World War II“ und wurde mit dem Dissertationspreis des Institute of Fine Arts der NYU ausgezeichnet. Unter den vielen Stipendien, die Johanna Blokker während ihres Studiums erhielt, war ein Forschungsstipendium des DAAD für ihren Aufenthalt in Köln.

Seit 2012 ist Dr. Johanna Blokker Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Denkmalpflege der Uni Bamberg. Sie arbeitet an ihrer Habilitation zum Thema „Architektur als Medium amerikanischer Kulturpolitik in Deutschland zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg“.

Ihre Forschungsinteressen sind: Architektur als Stifter und Träger von Identität, moderne Architektur als Herausforderung für die Denkmalpflege, Architektur und Fotografie sowie die Beziehung von Architektur und Politik.

Die Vortragsreihe „Bamberg: Militär und Stadt“

Die Vortragsreihe „Bamberg: Militär und Stadt“ findet anlässlich der bevorstehenden Konversion statt. Im September 2014 zieht die U.S. Army aus Bamberg ab. Mehrere Kasernen und die Muna werden überplant. Die Vortragsreihe widmet sich der Geschichte der Kasernen und des Bamberger Militärs.

Die Vortragsreihe wird organisiert von Dr. Gabriele Wiesemann, Kunsthistorikerin in Bamberg, und Prof. Dr. Sabine Freitag, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bamberg.

Sie wird veranstaltet mit freundlicher Unterstützung der Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg e.V, dem Bürgerverein Bamberg-Mitte e.V., dem Historischen Verein Bamberg e.V. sowie der Universität Bamberg.

Den nächsten Vortrag hält am 3. Juli 2014 der Potsdamer Historiker PD Dr. Christian Müller. Er spricht über: „GIs und Einheimische. Die U.S. Army in Bamberg während des Kalten Krieges“.

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Vortragsreihe „Bamberg: Militär und Stadt“ erfolgreich fortgesetzt / Vortragsreihe „Bamberg: Militär und Stadt“ hat begonnen