Pressemitteilung des BN
BUND NATURSCHUTZ FORDERT IN EINEM OFFENEN BRIEF AN MINISTERPRÄSIDENT SEEHOFER UND CSU-LANDRATSKANDIDAT SCHNEIDER NATIONALPARK- MASTERPLAN FÜR STEIGERWALD
Der BUND Naturschutz appelliert in einem offenen Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer und den CSU-Landratskandidaten Wilhelm Schneider die unbestreitbaren Vorteile eines Nationalparks Steigerwald für Mensch und Natur zu prüfen und zu würdigen. Der BN fordert einen Masterplan „Nationalpark“, von dem alle Landkreise mit ihren Gemeinden im Nordsteigerwald gleichermaßen Vorteile haben. Die bisherigen punktuellen Investitionen, wie z.B. in Handthal wirken demgegenüber ohne die Klammer „Nationalpark“ nur lokal und der Landkreis Haßberge profitiert davon nicht.
Nachfolgend der Text des Briefes an Ministerpräsident Horst Seehofer und CSU-Landratskandidat Wilhelm Schneider
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Herr Schneider,
wir setzen uns im BUND Naturschutz als Landesverband und mit den Kreisgruppen Haßberge, Bamberg und Schweinfurt seit Jahren für einen Nationalpark Steigerwald ein, der im Norden des Naturparks Steigerwald entstehen soll. Wir wünschen uns, dass die Bayerische Staatsregierung über die Vorteile und ggfs. Einschränkungen durch einen Nationalpark für die Region sachbezogen informiert und einen fairen, moderierten Diskussionsprozess startet. Der bisherige Landrat im Landkreis Haßberge Rudolf Handwerker wollte diesen Weg gehen, musste dies aber wegen heftiger Angriffe auf seine Person stoppen, denn aufgrund von Falschinformationen von Seiten einiger Nationalparkgegner war eine sachliche Debatte in den ersten Jahren des Diskussionsprozesses kaum möglich. Wir haben als BN und Freundeskreis Nationalpark Steigerwald mit mittlerweile über 500 Veranstaltungen zum Thema Nationalpark Steigerwald zur Versachlichung der Diskussion beigetragen und spüren nun seit 1 bis 2 Jahren eine stark wachsende Zustimmung zu den Nationalparkplänen.
Von einem Nationalpark Steigerwald bzw. einer Bewerbung als Weltnaturerbe würde der gesamte Landkreis Haßberge stark profitieren. Dies trifft insbesondere für die im Vorfeld eines Nationalparks gelegenen Kommunen Eltmann, Knetzgau, Oberaurach, Rauhenebrach und Sand am Main mit ihren verschiedenen Ortsteilen zu. Dies belegen die sehr positiven Erfahrungen und Rückmeldungen der Kommunal- und Landespolitik aus anderen deutschen Nationalparkregionen. Mit der Gründung eines Nationalparks würden im Steigerwald neben der Nationalparkverwaltung zahlreiche weitere Einrichtungen geschaffen, so z.B. Informationszentren, Tiergehege, Schautafeln und Wanderwege. Ein Nationalpark Steigerwald würde als Motor die Regionalentwicklung ankurbeln und direkt in der Nationalparkverwaltung und den Informationszentren sowie indirekt in der Gastronomie und im Hotel- und Übernachtungsgewerbe etc. viele Arbeitsplätze schaffen. Das bestehende Umweltbildungszentrum (UBIZ) in Oberschleichach wäre in einem Nationalpark eingebunden und ließe sich so erhalten. Eine wissenschaftliche Studie der Universität Würzburg ergab, dass jährlich etwa 51 Millionen Mitbürger die 14 deutschen Nationalparke besuchen und dort etwa 2,1 Milliarden € ausgeben. Dies entspricht etwa 69.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist mit 760.000 Besuchern pro Jahr nicht nur das Aushängeschild für die Region, sondern eine der größten Attraktionen Bayerns. Dort wurden im Nationalpark selbst 200 Arbeitsplätze geschaffen. Zusätzlich entspricht das von Touristen in der Region ausgegebene Geld weiteren 939 Vollzeitarbeitsplätzen. Zudem ist es mit dem deutlich erweiterten Fahrgastpotential aus dem Nationalpark-Tourismus gelungen, das ÖPNV-Angebot für die Touristen und für die Einheimischen gleichermaßen zu sichern bzw. auszubauen. Örtliche Betriebe und Handwerker finden Beschäftigung durch den Ausbau der Infrastruktur des Nationalparks. Die staatliche Förderung durch den Freistaat Bayern von jährlich ca. 12 Millionen € lohnt sich, weil jeder Euro durch die Ausgaben der Besucher mehr als verdoppelt wird.
Der BN hat sich in einem Verordnungsentwurf zu einem Nationalpark Steigerwald, den wir in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Nationalpark Steigerwald als Diskussionsgrundlage Ende 2012 vorgelegt haben, klar dafür ausgesprochen, dass alle Landkreise und Kommunen vom Nationalpark profitieren sollen. Ein Nationalpark Steigerwald wäre der „Masterplan“ für die wirtschaftliche Entwicklung der Landkreise im Steigerwald, der auch den Zusammenhalt der Steigerwaldregion fördern würde. Demgegenüber wirken die punktuellen Investitionen in Handthal und Ebrach ohne die Klammer „Nationalpark“ nur lokal und der Landkreis Haßberge profitierte davon nicht.
Wir appellieren deshalb an Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer, dass sich die Bayerische Staatsregierung dafür einsetzt, dass die Konflikte gelöst werden und eine sachliche Diskussion im Steigerwald auf den Weg gebracht wird. Wir erwarten von einem künftigen Landrat im Landkreis Haßberge, dass er sich ebenfalls für eine Versachlichung einsetzt und die Chancen, die ein Nationalpark für Mensch und Natur im Landkreis bietet, unvoreingenommen prüft und diskutiert. Die Grundlage für die Diskussionen soll ein umfassendes, neutrales Gutachten sein, das die Schutzgebietskategorien „Naturpark solo“ und „Naturpark mit Nationalpark“ sowie deren Auswirkungen auf den Schutz der Buchenwälder und ihrer Tier- und Pflanzenwelt, auf die Regionalentwicklung, auf Arbeitsplätze, Forst- und Holzwirtschaft, Handwerk, Gastgewerbe und Tourismus unabhängig prüfen muss.
Wir bitten Sie außerdem die aktuellen Pläne des Landratsamtes Bamberg zu einem Geschützten Landschaftsbestandteil zu unterstützen. Nach unserer Ansicht entspricht das Vorgehen des Landratsamtes Bamberg unter seinem Landrat Dr. Günther Denzler einer konsequenten Umsetzung entsprechender eindeutiger Beschlüsse des Kreistages Bamberg und des Marktgemeinderates Ebrach. Mit über 90 Prozent Zustimmung haben sich die beiden oberfränkischen kommunalen Gremien dafür ausgesprochen, im nördlichen Steigerwald die Voraussetzungen für ein Weltnaturerbe zu schaffen. Eine der Voraussetzungen ist das Vorhandensein eines entsprechend großen Waldschutzgebiets. Anhand des Geschützten Landschaftsbestandteils, der den Landkreis Haßberge nicht betrifft, lässt sich zudem sehr gut prüfen, ob die gegenüber Waldschutzgebieten geäußerten Befürchtungen zutreffen. Nur mit der Ausweisung eines nutzungsfreien Waldschutzgebietes steht die Möglichkeit einer Bewerbung als UNESCO-Weltnaturerbe-Region für den Steigerwald weiterhin offen. Die positiven Auswirkungen dieser Prädikatsauszeichnung sind u.a. in der „Welterberegion Wartburg Hainich“ international sichtbar und werden von den dortigen Landesregierungen und Kommunalpolitikern gleichermaßen hoch geschätzt.
Die Zeit ist reif die bestehenden Konflikte in einem fairen, sachbezogenen Diskussionsprozess zu befrieden. Wir als BUND Naturschutz sind jederzeit zu sachlichen, offenen Gesprächen bereit.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Hubert Weiger
Vorsitzender BUND Naturschutz in Bayern
Dr. Klaus Mandery
1. Vorsitzender Kreisgruppe Haßberge im BUND Naturschutz in Bayern
Edo Günther
1. Vorsitzender Kreisgruppe Schweinfurt im BUND Naturschutz in Bayern
Heinz Jung
1. Vorsitzender Kreisgruppe Bamberg im BUND Naturschutz in Bayern