Carsten Jonas (GAL - Aktuelle Informationen)
Am 10. September 2013 tagte das Fachforum „Planungskultur“ im Spiegelsaal der Harmonie und zu diesem Fachforum waren – neben Prof. Wachten als Koordinator – zwei Gäste eingeladen:
- zum einen Frau Theis von der – zumindest konzeptionell – inzwischen abgeschlossenen Internationalen Bauausstellung (IBA) in Hamburg
- und zum anderen Herr Lütge-Daldrup von der IBA Thüringen, die allerdings erst wenige Tage zuvor – am 6. September 2013 – in Erfurt ihre Auftaktveranstaltung gehabt hatte.
Weiterhin war ich damals aufgefordert worden, über meinen Aufruf zur Gründung einer Internationalen Bauausstellung Bamberg zu berichten. Was war nun das Anliegen dieses Fachforums, welche Ergebnisse gab es und was folgt daraus? Zunächst aber gestatten Sie mir eine Vorbemerkung: nicht nur ich war darüber enttäuscht, dass an diesem Fachforum „Planungskultur“ neben dem Oberbürgermeister – der die ganze Zeit dabei war – nicht mindestens ein Stadtrat aus jeder Fraktion teilnahm, um sich zu informieren und bei den anderen Foren – so hörte ich – sei es auch nicht besser gewesen. Und da fragt man sich als Bamberger Bürger schon, warum die einzelnen Fraktionen zwar Sprecher für den Konversionssenat benennen, diese bei den Fachforen zu diesem Thema jedoch mehrheitlich durch Abwesenheit glänzen (mehrheitlich, denn Frau Sowa von der GAL war ebenfalls die ganze Zeit dabei …)
Dies ist vor allem deshalb enttäuschend, weil es sich bei der Bamberger Konversionsfläche schließlich nicht um irgendeine saure Wiese am Rande von Wumms an der Knatter handelt, sondern um die einmalige Chance einer wegweisenden Stadtentwicklung für eine Kommune, die sich seit 20 Jahren als Teil des Weltkulturerbes feiert …
Soviel vorab und nun zum Bericht von Frau Theis über die IBA Hamburg, aus dem man – wenn man wollte – exemplarisch erfahren konnte, welche Chancen derartige Veranstaltungen generell bieten.
Speziell nämlich wurde über folgende Hamburger Projekte berichtet:
Erstens das Projekt „Metrozonen – Neue Räume für die Stadt“: Hierbei ging es um Anbindung und Erschließung eines bis dato isolierten peripheren Hamburger Stadtteils und um eine in diesem Stadtteil stattgefundene „Bauausstellung in der Bauausstellung“. Und im Rahmen dieser Bauausstellung wurden innovative, vor allem vielfältig nutzbare und preisgünstige Gebäude aus einer Reihe intelligenter Materialien präsentiert.
Beim Bericht über diesen bis dato isolierten peripheren Hamburger Stadtteil dachte sicherlich nicht nur ich an das hiesige Konversionsgelände zwischen der Weißenburgstraße und der A 73, ein ca. 450 ha umfassendes Gelände, dessen zusätzliche interne Erschließung und notwendige externe Anbindung an die Gesamtstadt ebenfalls eine der wichtigsten Aufgaben sein wird. Dazu kommt, dass dieses zunächst unbewohnte Gelände ausreichend Platz böte für innovative Gebäude aller Art.
Zweitens berichtete Frau Theis von dem Projekt „Die Stadt im Klimawandel – Neue Energien für die Stadt“: Hierbei ging es um die Suche nach Lösungen für das Problem, dass die Städte zwar nur 2% der Erdoberfläche bedecken, gleichzeitig aber 80% aller Ressourcen verbrauchen und 80% der klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen.
Als sozusagen Hamburger Lösungsansatz wurden
- einerseits anhand einer Reihe praktischer Beispiele dezentrale Möglichkeiten alternativer Energiegewinnung aufgezeigt mit dem Ziel, den dortigen Stadtteil mit regenerativer und lokal erzeugter Energie selbst zu versorgen und
- andererseits wurden anhand einer weiteren Reihe praktischer Beispiele Möglichkeiten energetischer (und denkmalgerechter) Sanierung von Altbauten und energieeffizienter Neubauten verwiesen.
Der erstgenannte Lösungsansatz – eine dezentrale alternative Energieerzeugung – ist naturgemäß für alle Städte von Bedeutung, so auch für Bamberg. Und auch der zweite Ansatz – eine nicht nur energetische, sondern auch denkmalgerechte Sanierung – wäre für diese Stadt von großem Interesse;
- zum einen und generell könnte dadurch der nicht selten alberne Kleinkrieg zwischen Denkmalschutz und Klimaschutz beendet werden und
- zum anderen könnte man sich speziell den auf der Konversionsfläche vorhandenen Wohngebäuden anstatt mit Abrissphantasien, mit Sanierungsabsichten nähern.
Drittens das Projekt „Kosmopolis – Neue Chancen für die Stadt“: Hierbei ging es um das Phänomen, dass in dem fraglichen Hamburger Stadtteil Menschen aus 100 verschiedenen Nationen leben und arbeiten.
Diesem Phänomen begegnet man in Hamburg vor allem durch die offensive Wahl des Wortes „Kosmopolis“, wodurch zum Ausdruck kommt, dass man den hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund nicht als Problem, sondern als Chance begreift. Und vor diesem Hintergrund kam es zu vielfältigen Formen der Integration; insbesondere schulische und berufliche Bildungszentren, Gewerbehöfe für Kleinunternehmer u. dgl. seien genannt.
Zwar weist Bamberg eine derart große und vielfältige Zahl ausländischer Mitbürger bei weitem nicht auf; trotzdem aber sind viele der Hamburger Ansätze – soweit ich das übersehe – auch in dieser Stadt erwägens- und nachahmenswert.
Soviel zu den Anregungen aus Hamburg, die mit einer Einladung zum „IBA Finale“ am 1. November 2013 endeten; ob seitens der Stadt jemand dieser Einladung folgte, weiß ich allerdings nicht …
Im Anschluss an Frau Theis berichtete Herr Lütge-Daldrup über das, was im Rahmen der IBA Thüringen geplant ist. Dabei konnte er naturgemäß noch keine Ergebnisse präsentieren, sondern lediglich erzählen, was man sich in Thüringen vorgenommen hat. Im wesentlichen will auch die IBA Thüringen „modellhafte Lösungsansätze entwickeln, die unter den Bedingungen der Energiewende, des demographischen Wandels sowie soziokultureller und finanzieller Veränderungsprozesse Maßstäbe für ein zukünftiges Handels setzen“ und ich wüsste nicht, welches dieser Themen hier in Bamberg keine Rolle spielt.
Was schließlich meinen Aufruf zur Gründung einer IBA Bamberg angeht, so will ich ihn nicht in Gänze wiederholen; erwähnen will ich nur dreierlei:
- erstens, dass Internationale Bauausstellungen nichts Neues oder gar Inflationäres sind, sondern in Deutschland seit über einem Jahrhundert in unregelmäßigen Abständen – im Durchschnitt alle anderthalb Jahrzehnte – stattfanden;
- zweitens, dass fast alle Internationale Bauausstellungen zunächst auch auf Skepsis stießen, danach jedoch – i. d. R. auch von den Skeptikern – gefeiert wurden und
- drittens, dass mein Aufruf keineswegs „nur“ von Berufskollegen unterzeichnet wurde, sondern auch von früheren Stadträten, Theologen, Handwerkern, Chefärzten, Hausfrauen, bildenden Künstlern und Schriftstellern, Denkmalpflegern, Physiotherapeuten, Universitätsprofessoren usw., usf., kurz: von den bekannten „breiten Schichten der Bevölkerung“, die nun sehr gespannt sind, wie die Stadt Bamberg mit ihrem Anliegen umgeht.
In diesem Zusammenhang hatte ich Aufruf und Unterschriftenliste am 5. Juni 2013 dem Herrn Oberbürgermeister übergeben, woraufhin in der Sitzung des Konversionssenates vom 18. Juni 2013 seitens der Verwaltung über dies Thema ausführlich berichtet und dieser Bericht anschließend zur Kenntnis genommen wurde. Ich komme zum Schluss und zu der vom Veranstalter gestellten Frage, was nun die wesentlichen Ergebnisse des Fachforums waren und was darauf folgen könnte.
- Ein wesentliches Ergebnis war, dass man exemplarisch erfahren konnte, was derzeit in puncto Stadtplanung, Städtebau und Architektur in den Städten und Regionen geplant bzw. teilweise realisiert ist, die sich sozusagen an der Spitze der Bewegung der genannten Disziplinen tummeln und dass das Meiste davon hier und da – verständlicherweise – noch in den Kinderschuhen steckt.
- Ein weiteres Ergebnis war für mich die Einsicht, dass es unumgänglich ist, zu Beginn der Planung für ein derart vielversprechendes Gebiet wie die hiesigen Konversionsflächen ein Leitbild zu formulieren, dessen Inhalte in einen Rahmenplan einfließen sollten. Zu diesem Zweck wäre es sinnvoll ein Gremium ins Leben zu rufen, in dem auch externer Sachverstand vertreten ist und das die bereits jetzt im Rahmen der Arenen bzw. Fachforen bekannt gewordenen Zielvorstellungen bewertet, ergänzt und qualifiziert.
- Aus all dem könnte ein Stadtteil entstehen, der sich durch eine gemischt genutzte, verkehrsberuhigte und ausreichend dichte Stadtplanung, einen stadträumlich unverwechselbaren Städtebau und eine uneitle, jedoch energieeffiziente Architektur auszeichnet.
Und dies alles vor dem Hintergrund meiner Überzeugung, dass eine „IBA Bamberg“ in der Lage wäre, diese Stadt neben ihrem aus der Vergangenheit gespeisten Ruf als Teil des Weltkulturerbes auch in der Gegenwart als innovative und der Zukunft zugewandte Stadt der Moderne zu präsentieren.
Und dass es natürlich schön wäre, wenn die erste IBA in Bayern nicht in München, sondern im fränkischen Bamberg stattfände, sei als lokalpatriotisches Zusatzargument immerhin erneut erwähnt …