Christiane Hartleitner
Die Eröffnung einer Wander-Ausstellung birgt viele Vorteile: Nicht nur, dass man öfter Vernissagen feiern und von einem Buffet zum nächsten pilgern kann, eine Ausstellung – vor allem eine Wanderausstellung – wirkt an jedem Ort anders, sie sucht vornehmlich die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Orten: im Malerviertel – wo unsere Ausstellung vor drei Wochen gestartet ist – funktionierte der Brückenschlag zwischen einem Stadtteil weit ab vom Welterbe gelegen und dem Welterbe selbst besonders gut.
Teile unserer Ausstellung haben den Weg mittlerweile ins Historische Museum am Domberg gefunden. Während man in der Wander-Ausstellung Photographien der Alten Meister neben den Originalen der Jungen sehen kann, ist das in den Museumsräumen genau anders herum. Dort hängen Photographien der Werke der Kinder – prächtig gerahmt – neben den Originalen ihrer Vorbilder.
Die Auseinandersetzung mit den Alten Meistern und der kreative Prozess werden in diesem Spannungsfeld besonders deutlich. Der Besuch im Historischen Museum war eine einmalige Gelegenheit. Die Kinder aus dem Malerviertel konnten bei der „kids-to-kids“-Führung neulich anlässlich der Geburtstagsfeierlichkeiten unseres Museums ihr Wissen einem faszinierten und schwer beeindruckten Publikum weitergeben.
Besser kann Wissen kaum vermittelt, die eigene Kreativität geweckt und das Selbstwertgefühl gestärkt werden. Zudem ist ein Grundstein für den Bezug zur neuen Heimat gelegt – das Bamberger Malerviertel ist ja für viele Familien mit sowjetischen Wurzeln zu einer neuen Heimat geworden.
Die VHS ist nun ein weiterer Ort der Wanderausstellung. Hier verstärkt sich automatisch der Aspekt der Bildung, die Weitergabe des Wissens.
Seit vielen, vielen Jahren bietet unsere VHS ein reichhaltiges Programm für ein besonders neugieriges Publikum.
Mit der Bereitstellung des Großen Saals für unsere Ausstellung bekräftigt die VHS ihren Bildungsanspruch. Und wir sind besonders dankbar für diese gelungene Zusammenarbeit.
Das Malerviertel – eigentlich nicht der Ort, an den der kunstinteressierte Bamberger denkt. Und doch verknüpfen sich hier einige Highlights der Bamberger Kunstgeschichte. Und das Dank dem Vorschlag des Historischen Vereins aus dem Jahr 1978, die Straßennamen des neu aus dem Boden gestampften Viertels nach berühmten Bamberger Malern zu benennen: Katzheimer, Scheubel, Treu und Mattenheimer.
Dank diesen 4 Malern ist unsere Wander-Ausstellung eine, die vom Mittelalter über den Barock bis ins Biedermeier führt. Wir durchwandern quasi eine Strecke über nahezu 400 Jahre. Und der ein oder andere Frage nachgehen: Wann lebten und wo wohnten sie? Wie arbeiteten sie? Was macht sie so besonders?
So stellt die Ausstellung in 4 Stationen den Besucher die Maler und ihr Familien vor und zeigt in einer Auswahl deren Werke, vor allem solche, die in Bamberg im Original zu sehen sind: in der Staatsgalerie, im Historischen Museum, im Diözesanmuseum, in St. Stephan, im Bistumshaus St. Otto.
Die Wander-Ausstellung stellt nicht nur die 4 Maler Katzheimer, Scheubel, Treu und Mattenheimer vor, sondern greift noch weiter: Die Kinder des Malerviertels haben sich intensiv mit den Biographien der alten Meister und deren Gemälden beschäftigt. Sie haben sich in die Sache hineingekniet.
Mittels Öl-Pastellkreiden halten die Kinder, manchmal auch begleitende Mütter, auf farbigem Tonpapier Impressionen fest, manchmal Details, bisweilen ganze Kompositionen. In jedem Fall zeigen die Zeichnungen deutlich eine intensive Beschäftigung mit dem Original.
Solch ein Museumsbesuch bereitet Freude, der Erkenntnisgewinn ist enorm, ebenso der Stolz auf das eigene Werk. An diesen Ort kehrt man gerne zurück.
„Das Museum birgt Schätze, die reicher machen.“ Beate Geyb, 8 Jahre
Zwei Beispiele verdeutlichen, wie Kinder die Alten Meister interpretieren: die 8-Jährige Beate schaut dem Knaben ins Gesicht und die 7-Jährige Mathilda erweckte ihn gleichsam in seiner Freizeit – wenn er gerade nicht Model für Mattenheimer stehen muss – zum Leben. Sie dachte sich wohl, wenn er schon eine Trommel hat, ist er auch ein wilder Trommler, dem die Musik durch und durch geht. Mathilda hat ihn zum Leben erweckt und das aus der Sicht einer Gleichaltrigen.
Frau Dr. Hanemann, der Museumsdirektorin, sei für diese Zusammenarbeit herzlich gedankt. Ebenso für die wissenschaftliche Begleitung der Ausstellung und ihre Schirmherrschaft.
Von Herzen sei Ina Wunder gedankt, der Stadtteilmanagerin des Malerviertels. Immer wieder Motor des Gedankens, mittels Kunst und Kultur ihrem Viertel den Esprit einer lebendigen Gesellschaft und auch des Welterbes einzuhauchen. Die Gestaltung der wunderbaren Fahnen, des Flyers, des Plakats ist ihr Werk, das Zusammenbringen der Partner ebenso und viel mehr.
Mit ihrem Projekt Mode macht Mut hat sie vielen Frauen neuen Mut gemacht, ihren Fähigkeiten mehr zuzutrauen.
Mode macht Mut – Museum meets Malerviertel
Ina Wunder hat dem M in Bamberg eine neue Bedeutung gegeben.