Frühling auf Schloß Seehof. Zwischen Tango und barocker Hornmusik, Wiener Walzern und ungarischen Großmeistern

Von Musicouskuß

Zu den festen, immer gern wahrgenommenen Konzertreihen in Bamberg und im Landkreis zählen einige, die ihre Existenz dem ehemaligen Cellisten der Bamberger Symphoniker-Bayerische Staatsphilharmonie verdanken, Karlheinz Busch. Einer von Buschs Klassikern ist der „Frühling auf Schloss Seehof“ in Memmelsdorf, bei welchem die barocke, von Balthasar Neumann entworfene, von Heinrich Dientzenhofer erbaute Orangerie zur wunderschönen Konzerthalle mutiert.

Zum Auftakt am heutigen Donnerstagabend lädt die argentinische Sängerin Lidia Borda, begleitet von ihrem Bruder, dem in Deutschland lebenden Gitarristen Luis Borda, von 19.30 Uhr an zu einer Nacht in Buenos Aires. Das Geschwisterpaar interpretiert Tangos des großen Carlos Gardel, von dem man nicht sicher weiß, ob er nun in Toulouse oder in Uruquay (1887 oder 1890) geboren worden ist (als er 1935 auf der Landebahn des Flughafens im kolumbianischen Medellín tödlich verunglückte, folgten ihm einige Anhänger aus freien Stücken in den Tod). Selbstverständlich darf auch Astor Piazolla nicht fehlen; außerdem erklingen Werke aus Luis Bordas eigener Feder. Schließlich gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des Tango Nuevo.

Tags drauf entführt das Bamberger Streichquartett, also die beiden Geiger Raúl Teo Arias und Andreas Lucke, die gebürtige Amerikanerin Lois Landsverk an der Bratsche und Karlheinz Busch am Violoncello, der zudem für die gewiß vergnügliche Moderation verantwortlich zeichnen wird, in ein barockes Lustgärtlein. Am Cembalo wird Natalia Solotych sitzen, Christoph Eß darf am Horn groß aufspielen. Seit bald sechs Jahren ist Eß Solohornist der Bamberger Symphoniker – und in seinem ersten offiziellen Konzert im Keilberthsaal spielte das „es“ eine nicht unbedeutende Rolle, denn Bruckners Vierte, die „Romantische“, stand auf dem Programm.

Inzwischen unterrichtet er zusätzlich an der Musikhochschule Stuttgart, an der Seite seines ehemaligen Lehrers Christian Lampert. 2005 wurde ihm beim renommierten ARD-Wettbewerb der dritte Preis zuerkannt. Eß wird in der Orangerie das Concertino für Horn und Streicher von Michael Haydn spielen und ist als Solist im Hornkonzert des Bach-Zeitgenossen Christoph Förster zu erleben. Nebenbei sei noch hingewiesen auf die soeben bei Genuin in Leipzig zum Wagner-Verdi-Doppeljubiläum erschienene Doppel-CD „Siegfried und Violetta oder List, Last, Lust und Lunge“. Das Libretto zu diesem Opernfragment für vier Hörner (german hornsound, mit Christoph Eß) und Sprecher sollte die letzte Arbeit Herbert Rosendorfers werden. Werke von Vivaldi, von Händel und von Telemann runden den Barockabend ab.

Am Pfingstsamstag versprüht das Bamberger Streichquartett Lebensfreude pur. Ländler, Polkas und Walzer von Franz Schubert, Joseph Lanner und der Strauß-Dynastie werden ebenso erklingen (am Kontrabaß, zur Verstärkung, Georg Kekeisen) wie Joseph Haydns „Komplimentierquartett“ und Luigi Boccherini. Kekeisen hat auch am Pfingstsonntag zu tun, wenn er gemeinsam mit dem Trio Aureum (Birgit Hablitzel, Violine; Karlheinz Busch, Violoncello; Natalia Solotych, nun am Klavier statt am Cembalo) und der Bratschistin Lois Landsverk Franz Schuberts „Forellenquintett“ geben wird. Dessen vierter Satz stellt Variationen über Schuberts Lied „Die Forelle“, nach Christian Friedrich Daniel Schubart, aus. Mozarts Klavierquartett KV 478 und Johann Nepomuk Hummels Klaviertrio Es-Dur op. 12 vervollständigen das Programm.

Die Matinée am Pfingstmontag gestaltet von 11 Uhr an das Damensalonorchester Bella Donna. Die sechs Musikerinnen aus sechs Ländern zwischen Uruguay und Ungarn machen sich auf Identitätssuche. Es gilt, das „Tier in mir“ zu entdecken. Die Komponisten Jacques Offenbach, Jean Sibelius, George Gershwin, Erik Satie und Felix Mendelssohn-Bartholdy stehen, neben anderen, hilfreich zur Seite. Das Festival endet am Abend mit einer „Ungarischen Rhapsodie“. Das Holzbläserquintett der Bamberger Symphoniker interpretiert Werke des phänomenalen György Ligeti (1923 bis 2006), von Béla Bartok, von Johannes Brahms und Sándor Veress. Es spielen Daniela Koch (sie hat vor drei Jahren den 2. Preis beim ARD-Wettbewerb gewonnen), Barbara Bode (die gern Tango tanzende Solo-Oboistin der Bayerischen Staatsphilharmonie), der Klarinettist Christoph Müller, Pierre Martens (Fagott) und William Tuttle (Horn).

Von der Matinée abgesehen, beginnen sämtliche Konzerte um 19.30 Uhr. Karten an der Einlaßkasse und beim Bamberger Veranstaltungsdienst.