bitte nicht
denken sie jetzt nicht
an eine zitrone
oder den geschmack
von schokolade
stellen sie sich
auch keinen roten apfel vor
zu dem sie hinaufsehen –
er könnte ihnen ins gesicht fallen
denken sie lieber …
an ein gedicht
aber bitte nicht dieses
Andreas Noga
Von Chrysostomos
Man nehme also eine Zitrone, weiters eine gute Schokolade, sodann einen Apfel, und zwar einen roten, vielleicht, aber das ist lediglich ein Vorschlag, einen Pomme d‘amour rouge. Daraus nun ließe sich so manches machen. Es schmeckt, mit Glück, wie ein Gedicht. Und sollte dem nicht so sein, fange man wieder von vorn an und mache daraus ein Gedicht. Andreas Noga hat das getan.
Schlicht ist es, dieses Gedicht, „aber bitte nicht dieses“, und schön. Noga? Andreas Noga ist 1968 in Koblenz geboren (den Geburtstag teilt er sich mit Gustav Mahler) und lebt inzwischen in der in der Nähe von Montabaur gelegenen Gemeinde Alsbach im Westerwald. In verschiedenen Literaturzeitschriften, in Anthologien und Jahrbücher, auch renommierten (etwa in Versnetze, der von Axel Kutsch seit 2008 im Verlag Ralf Liebe in Weilerswist bei Köln herausgegebenen Sammlung mit deutschsprachigen Gedichten der Gegenwart), kann man dem Lyriker Noga immer wieder begegnen.
Noga schreibt Gedichte, die einen unmittelbar ansprechen. So simpel sie gestrickt sein mögen, regen sie doch zum Nach-, zum Weiterdenken an. Vom Alltag handeln sie, von Beziehungen. Neben Gedichten schreibt Noga auch Essays und Rezensionen, etwa für den Leipziger Poetenladen (http://www.poetenladen.de/andreas-noga.htm). Das eingangs gebrachte Exempel von Nogas großer Kleinkunst ist ebenfalls auf dieser Website zu finden.
Weil das Wetter sich endlich von einer seiner schönsten Seiten zeigt, weil mir nach einem Kaffee und Gesprächen in der Sonne ist, halten wir uns heute kurz, raten zu Lektüren und Re-Lektüren – vielleicht von ein, zwei bislang in dieser Kolumne vorgestellten Lyrikerinnen und Lyrikern – und schließen (wurde gestern nicht Fußball gespielt?) mit einem sportlichen Gedicht. Und jetzt hinaus ins Offene, der Sonne zu.
Ach ja, Sie fragen sich, wo denn die im Titel versprochenen Bananen, die Orangen bleiben? Also hier mehr von Andreas Noga, und kurz vor der Nachpielzeit ein Rückspiel, im Gedicht:
k.o.-runde
besser bananenflanken als orangen
haut sagte ich und schob den sessel
näher an das gerät
sie schien zu verstehen
entfernte sich
aus dem raum
aus meinem leben
das vergeblich
auf ein rückspiel wartet