Bamberger Brauereien beim Biertag am Maxplatz

Jérôme Grad

Gut besuchtes Bierfest. Foto: Jérôme Grad

23. April – Tag des Bieres. Überall auf der Welt finden an diesem Tag Feste zu Ehren des Gerstensaftes statt. Auch am Bamberger Maxplatz versammelten sich die Bierfreunde rund um den Stand der ortsansässigen Brauereien. CSU-Fraktionsvorsitzende Dr. Helmut Müller eröffnete das Fest in Vertretung des abwesenden Bürgermeisters Werner Hipelius. Am Nachmittag wurde die bayerische Staatssekretärin für Umwelt und Gesundheit Melanie Huml zur elften Trägerin des Bamberger Bierordens gekürt.

CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Müller bei der Eröffnung. Foto: Jérôme Grad

Überall in der Welt wird Bier getrunken 

In etlichen Ländern der Welt wird Bier konsumiert, allerdings in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Sei es in den USA wo das Lagerbier vorherrschend ist und Bier mit einem Alkoholgehalt über 4,5% malt liquor genannt wird. Oder in Skandinavien, wo es als öl (schwedisch) oder olut (finnisch) bezeichnet wird. In beiden skandinavischen Ländern könnte man übrigens das in Süddeutschland verkaufte Bier (mit Alkoholgehalt um die 5%) nicht einfach an Tankstellen oder in Discountern kaufen. In Schweden wird Bier mit Alkoholgehalt über 3,5% nur in den staatlichen Märkten verkauft, in Finnland liegt die Obergrenze für freien Verkauf immerhin bei 4,7%.

Die Spanier kennen ihr Bier als cerveza, in Tschechien ist es das Pils pivo. Auch in Deutschland gibt es Unterschiede. In Köln wird das helle, obergärige Kölsch getrunken. Ein paar Kilometer weiter, in Düsseldorf bevorzugt man das entsprechende dunkle Pendant, das Altbier. In München hingegen wird der Durst typischerweise mit Weißbier oder Weizen gestillt.

Bamberger Biertradition beginnt 1122

Auch in Bamberg wird Bier gerne getrunken und das nicht erst seit 1994, der offiziellen Einführung des Tag des Bieres in Deutschland. Nicht nur das für Bamberg typische Rauchbier macht die Stadt und die Region zu einer bekannten Bierlandschaft. Auch die Brauereidichte und die jahrhundertelange Tradition machen die Oberfranken stolz auf ihre Bierkultur.

Der älteste Nachweis auf die Bamberger Bierkultur ist auf das Jahr 1122 datiert. Bischof Otto der Heilige verlieh damals der Benediktinerabtei das Braurecht. Zunächst brauten die Mönche das Bier lediglich zum Eigenbedarf. Doch schnell dürstete die Stadtbevölkerung nach dem Gerstensaft.

Heute befindet sich auf der ältesten klösterlichen Brauerei das Bamberger Brauereimuseum.

Doch nicht nur aufgrund der langen Historie sind die Bamberger stolz auf ihr Bier. Bereits im Jahre 1489, und damit 27 Jahre vor dem berühmten Reinheitsgebot von 1516, dessen heute „gedacht“ wird, verordnete Fürstbischof Heinrich III. für das Bamberger Bier lediglich die Zutaten Hopfen, Malz und Wasser.

Der stetige Aufstieg bis ins 19. Jahrhundert

Glaubt man Überlieferungen, tranken im Jahr 1439 rund 4000 Bamberger durchschnittlich je 440 Liter Bier jährlich, was 1,2 l Liter pro Tag bedeutet. Was heute absurd hoch erscheinen mag, lässt sich damit erklären, dass Bier einerseits einen geringeren Alkoholgehalt hatte. Andererseits beinhaltete das Bier wichtige der Gesundheit für die damalige Zeit unentbehrliche Zutaten weswegen es mehr als heute als Flüssigkeitszufuhr genutzt wurde – auch bei Kindern. Aus dieser Zeit rührt wohl auch der immer wieder hervorgebrachte und gelebte (Vor-)Satz „Bier ist Grundnahrungsmittel in Bayern“.

In den nächsten Jahrhunderten stieg die Zahl der Brauereien stetig und proportional zum Bedarf an. Die älteste heute noch produzierende Brauerei in Bamberg ist das 1533 urkundlich festgehaltene Klosterbräu.

Blütezeit der Brauereien in Bamberg Anfang des 19. Jahrhunderts

Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte die Zahl der Brauereien in Bamberg ihren Höhepunkt. Insgesamt 65 Brauereien zählte die Stadt damals. Bei knapp 20.000 Einwohnern „versorgte“ somit eine Brauerei rund 300 Einwohner. Der Pro Kopf Verbrauch lag damals bei 220 Litern jährlich, was bereits ein deutlicher Rückgang zum Mittelalter darstellt.

Doch im Zuge der Industriellen Revolution, die die Arbeitsabläufe erheblich erleichterten, konnten nicht alle Brauereien den modernsten Techniken folgen. Eine dieser Erleichterungen war die neue Methode der Kälteerzeugungsmaschine, erfunden durch Carl Linde. Sie übernahm die Funktion der Bierkeller in den Felsengängen u.a. am Michaelsberg und Kaulberg, die jahrhundertelang die Kühlung des Gerstensaftes übernommen hatten. Die Floskel „auf den Keller“ gehen hat sich aber bis heute erhalten.

Dem technischen Fortschritt konnten nicht alle Brauereien Stand halten und folglich mussten einige ihren Betrieb einstellen. Insgesamt halbierte sich beinahe die Zahl der Brauereien bis zur nächsten Jahrhundertwende auf 36. Der Bierkonsum hingegen stieg weiter an. Produzierten die 65 Brauereien Anfang des 19. Jahrhundert noch 40.000 hl Bier bei knapp 20.000 Einwohnern, vervierfachte sich die Produktion des Gerstensaftes trotz der Halbierung der Brauereien auf 160.000 hl – neben der neuen Technik auch ein „Verdienst“ der steigenden Bevölkerung von mittlerweile 38.000 Bambergern.

Langsamer aber stetiger Rückgang der Bamberger Brauereien

Auch wenn sich der Rückgang der Brauereizahlen verlangsamte, schreitet er bis heute stetig voran. Im Jahr 2013 sind nur noch neun private Brauereien in Bamberg ansässig (Ambräusianum, Fässla, Greifenklau, Kaiserdom, Keesmann, Klosterbräu, Mahrs, Schlenkerla und Spezial).

Dass das städtische Bier aber nach wie vor ein „Heiligtum“ ist und als Teil der Kultur begriffen wird, wurde bereits 1907 im sogenannten Bamberger Bierkrieg deutlich. Als die Brauereien den Preis für das „Seidla“ Bier um einen Pfenning erhöhen wollten (von 10 auf 11 Pfenning), streikten die Bamberger Bürger gegen die Preiserhöhung und übten sich in Zurückhaltung. Eine Woche später hatten sie Erfolg, die Braumeister beugten sich und das Bier kostete wieder 10 Pfenning.

Heutzutage sucht die Dichte an privaten Brauereien in Deutschland seinesgleichen. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Bier liegt zur Zeit bei ca. 280 Litern im Jahr und übersteigt damit den Verbrauch im gesamtdeutschen Raum, der bei knapp unter 100 Litern pro Person liegt.

Auch wenn die Anzahl der Brauereien in Bamberg mit der Auswahl im 18. und 19. Jahrhundert nicht mehr konkurrieren kann, gibt es nach wie vor etliche Brauereien in der Region um Bamberg, die sich in Familienbesitz befinden und nach alter Tradition brauen.