„Fasten gegen Hunger, Beten gegen Überheblichkeit, Spenden für Gerechtigkeit“

Erzbischof Schick eröffnet die Misereor-Fastenaktion: „Jeder kann zur Überwindung des Hungers in der Welt beitragen. Dazu brauchen wir weltweit einen neuen Lebensstil.“

Bamberg/Bad Staffelstein. (bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Menschen aufgerufen, im Kampf gegen den Hunger in der Welt ihren Lebensstil zu ändern. „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“, zitierte der Erzbischof Mahatma Gandhi anlässlich der diözesanen Eröffnung der diesjährigen Misereor-Fastenaktion in Vierzehnheiligen. Die Welt könnte mit ihren Ressourcen zwölf Milliarden Menschen ernähren, trotzdem leide jeder siebte der sieben Milliarden Bewohner an Hunger. Dies sei ein „Skandal und ein Armutszeugnis für die Menschheit“, sagte Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz ist.

Erzbischof Schick forderte die Politiker auf, im Wahljahr nicht nur an die Innenpolitik zu denken, sondern sich auch um die Situation in Afrika, Asien und Lateinamerika zu kümmern. Es werde zum Beispiel in Lateinamerika Soja für die Masttierhaltung angebaut, damit wir immer mehr und immer besseres Fleisch haben. Dafür werde den Menschen dort die Anbaufläche für ihre Grundnahrungsmittel genommen. Es werde in Afrika und Asien Mais für Treibstoff gezüchtet, damit wir ungehindert Auto fahren können. „Unsere Mobilität bringt dort Not und Tod“, so Schick. Und es würden große Flächen für Palmöl verbraucht, damit wir unsere Haut gegen jede Falte im Alter straffen können, was dort Hunger bedeute. „Für unseren Überfluss werden riesige Wälder abgeholzt, Stauseen und Wasserfälle angelegt, damit wir Tag und Nacht alle Lichter anhaben können. Aber dass dafür bei den armen Völkern die Lichter ausgehen, bedenken wir nicht!“, sagte der Erzbischof.

Schick rief die Wähler auf, die Politiker auf den zahlreichen Kundgebungen in den nächsten Monaten vor den Wahlen auch zu fragen, was sie gegen autoritäre und korrupte Machthaber in der ganzen Welt tun oder gegen Umweltzerstörung, gegen Landgrapping und ungerechte Handelsbeziehungen. Zugleich habe aber auch jeder Einzelne die Möglichkeit, durch seinen Lebensstil dazu beizutragen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen: „Wir können etwas tun: weniger Energie verbrauchen, weniger Fleisch essen, Produkte aus unserer Heimat verzehren – das hilft sowohl unserer heimischen Landwirtschaft als auch den Bauern in den Entwicklungsländern.“

In der Fastenzeit gehe es nicht nur darum, abzunehmen oder Willensstärke zu beweisen. Fasten dürfe nicht ich-orientiert sein, sondern müsse wir-orientiert und welt-orientiert sein: „Fasten bedeutet sich besinnen, was Gerechtigkeit weltweit ist und wie wir sie erreichen.“ Das Gebet helfe, Orientierung für eine bessere Welt zu finden, und sei ein Hoffnungsspender für Entwicklungsarbeit. Almosen geben fördere Solidarität und Gerechtigkeit, sagte Schick und rief zu Spenden für Misereor auf. Die diesjährige Fastenaktion steht unter dem Motto: „Wir haben den Hunger satt“. „Jeder soll etwas für Misereor geben, damit der Hunger in der Welt gelindert wird“, so Schick.

An der Heiligen Messe in der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen nahm auch der Weihbischof der Erzdiözese Dhaka (Bangladesch), Theotonius Gomes, teil, der mehrere Tage im Erzbistum Bamberg unterwegs war. Gomes, der auch Caritas-Präsident seines Landes ist, forderte eine engagierte Diskussion und einen neuen Stellenwert von Fragen der Landwirtschaft. Er kritisierte die starke Konzentration auf den Reisanbau in seiner Heimat, der viel Wasser benötigt. Außerdem bemängelte er die Verschwendung von Nahrungsmitteln in den Industrieländern.