Von Tanja Eisenach
Über 400 deutsche Wissenschaftsorganisationen sowie führende internationale Forschungs- und Kultureinrichtungen haben bereits die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen unterzeichnet. Auch die Universität Bamberg bekennt sich zu den dort beschriebenen Prinzipien – und bekam nun von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 12 000 Euro für das Open-Access-Publizieren bewilligt.
Der 22. Oktober 2003 gilt bis heute als denkwürdiges Datum in der Open-Access-Bewegung. An diesem Tag unterzeichneten 19 Vertreterinnen und Vertreter großer deutscher Wissenschaftsorganisationen sowie führender internationaler Forschungs- und Kultureinrichtungen erstmals die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen, die noch heute als Maßstab für den zukünftigen Umgang mit Forschungsliteratur gilt. Seitdem wächst die Liste stetig, über 400 Unterschriften sind mittlerweile zusammengekommen. Die Unterzeichner setzen sich dafür ein, wissenschaftliche Publikationen kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich zu machen, so dass sie ohne Beschränkungen genutzt, kopiert, verbreitet und wiedergegeben werden können, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird.
Wie funktioniert nun Open Access in der Praxis? Beim so genannten Goldenen Weg erfolgt die Veröffentlichung direkt in einer Open-Access-Zeitschrift, die weltweit frei zugänglich ist. Die Kosten werden durch eine Publikationsgebühr gedeckt. Beim Grünen Weg speichern die Autorinnen und Autoren eine Kopie ihrer Arbeit, die sie bei einem Verlag eingereicht haben, öffentlich zugänglich auf einem Dokumentenserver Ihrer Hochschule. In beiden Fällen behalten sie alle Rechte an der Publikation – ganz anders als beim Publizieren in traditionellen Zeitschriften, bei dem die Rechte in der Regel an den Verlag übertragen werden müssen. Hierbei zahlt die öffentliche Hand derzeit doppelt: Einerseits die Forscherinnen und Forscher, andererseits die teuren Zeitschriftenabonnements, damit die Ergebnisse überhaupt gelesen werden können.
Die Bedeutung und die Chancen von Open Access werden auch an der Otto-Friedrich-Universität gesehen. „In Übereinstimmung mit unserem Leitbild gehört es zu unserem Selbstverständnis, das an der Universität entstandene Wissen für die Gesellschaft und die Wissenschaftsgemeinschaft umfassend, nachhaltig und ohne Einschränkungen zugänglich zu machen“, sagt Prof. Dr. Astrid Schütz, Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. So hat die Universitätsleitung 2011 eine Open-Access-Erklärung verabschiedet, in der sie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität dazu auffordert, nach den Prinzipien des Open Access zu publizieren. Denn, so heißt es in der Erklärung, Open Access-Publizieren erhöht „die Sichtbarkeit von Forschungsergebnissen und verdeutlicht die beeindruckende Leistungsfähigkeit der Universität“.
DFG bewilligt Förderung für das Publikationsjahr 2013
Zur Finanzierung der Publikationsgebühren in Open-Access-Zeitschriften hat die Universität Bamberg einen Publikationsfonds eingerichtet und bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Antrag auf Förderung gestellt, der nun genehmigt worden ist. Damit stehen Bamberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 16.000 Euro im Open-Access-Fonds zur Verfügung, drei Viertel davon werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert.
Mit den 16.000 Euro können nun ca. 20 Publikationen gefördert werden. Eine bemerkenswerte Situation, wie Astrid Schütz findet: „Der bewilligte DFG-Antrag auf Sachbeihilfe ist ein großer Erfolg für die Universität Bamberg, der maßgeblich den vielen konzertierten Maßnahmen zu verdanken ist, die wir in den letzten Jahren im Bereich Open-Access-Publizieren auf den Weg gebracht haben.“ Die Prüfgruppe der DFG sieht das ähnlich und lobt vor allem die Gründung des ersten bayerischen Open-Access-Verlags für Monografien im Jahr 2007, die Einrichtung eines eigenen Publikationsfonds für Open-Access-Zeitschriften sowie die bereits erwähnte Open-Access-Erklärung der Universität.
Gemeinsam mit der Dezernatsleiterin Gönke Halbritter erhofft sich Bibliotheksdirektor Dr. Fabian Franke nun, dass möglichst viele Bamberger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von den Publikationsbeihilfen Gebrauch machen: „In vielen Fällen erreichen Open-Access-Publikationen eine größere Reichweite als Veröffentlichungen in traditionellen Zeitschriften, die sich die Bibliotheken immer weniger leisten können“, erläutert er die Vorzüge des Open-Access-Publizierens. „Nicht zuletzt bringt der Hinweis auf Open Access auch deutliche Vorteile bei Forschungsanträgen“, fügt Gönke Halbritter, Leiterin des Dezernats Forschungsförderung, einen weiteren Aspekt der Bedeutung dieser Publikationsweise für die Universität Bamberg hinzu.
Antragsformular zur Übernahme der Publikationsgebühren online
Alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität können nun Anträge auf Übernahme der Publikationsgebühren stellen.Voraussetzung dafür ist, dass der Artikel in einer Zeitschrift erscheint, deren Beiträge sämtlich unmittelbar mit Erscheinen über das Internet für Nutzer entgeltfrei zugänglich sind („echte Open-Access-Zeitschrift “) und die im jeweiligen Fach anerkannte, strenge Qualitätssicherungsverfahren anwendet. Ein Online-Antragsformular steht zur Verfügung.
Sowohl die Universitätsbibliothek als auch das Dezernat Forschungsförderung bieten eine ausführliche Beratung an. Kontakt und Information unter www.uni-bamberg.de/ub/open-access-publizieren/
Weitere Informationen zum Thema Open-Access-Publizieren bietet die von der Freien Universität Berlin sowie der Universitäten Bielefeld, Konstanz und Göttingen betriebene Internetplattform www.open-access.net.