Christiane Hartleitner
Endlich! Mitmenschen mit Defiziten rücken vermehrt in den Blick der Gesellschaft. Nicht nur durch die Paralympics in London mit dem Medaillenregen aus deutscher Sicht, sondern auch in Bamberg dürften deren Leistungen bei uns vermeintlichen „Normalos“ Bewunderung, Respekt und Anerkennung abverlangen. Der Mut und das Engagement der Bamberger Museumsdirektorin Regina Hanemann wurden bereits andernorts gebührend gewürdigt, sollen jedoch wiederholt sein, denn mit der Ausstellung „BIG BAM BOOM“ in den Räumen des Historischen Museums am Domberg setzte sie Maßstäbe, die ihresgleichen suchen (Bericht zur Vernissage). Und die bislang nur in der Dokumentahalle in Kassel erreicht wurden. Gemeinsam mit dem bundesweit tätigen Verein akku, den Nürnberger Muschelkünstler und den Kunstprojekten der Bamberger Lebenshilfe und der OBA ist eine Präsentation gelungen, der wir uns durch ein Künstlerporträt erneut widmen möchten.
Felix Beilstein (*1972) gilt als Autist, er lebt und arbeitet in Oldenburg, wo er einmal wöchentlich im »Blauschimmel Atelier« seinen Neigungen nachgehen kann und muss. Hauptsächlich malt und zeichnet er zu Hause. Sein großes Interesse gilt populären Personen aus den Bereichen Film, Musik und Literatur. In der Bamberger Hofhaltung sind Zeichnungen zum Thema „Könige“ ausgestellt, die in wunderbaren Details den Betrachter in Staunen versetzen.
Die linke Bildseite ist stets einem erstaunlichen Text in Beilsteins grafisch ansprechender Handschrift gewidmet; ein Text, der das gegenüberliegende Bild illustriert. Die Figuren sind stets mit einem Bleistift vorgezeichnet und schließlich mit Ölkreiden und Farbstift koloriert.
Diese Kombination von Text und Bild sind natürlich eine willkommene Herausforderung für Verleger und verlangen nach einer Publikation in Buchform. Bereits erschienen: das Buch zum Leben von Louis Armstrong (2000), ein weiteres zu »Ali Baba und die 40 Räuber« (2004), eines über beleibte Menschen mit dem Titel »Dick find ich schön« (2008). Letzteres ist an der Museumskasse erhältlich. Zu den Königsbildern hat Beilstein überdies Spielkarten entworfen, die ebenfalls zu sehen sind – noch bis zum 4. November 2012.
Felix Beilstein hat beim 1. euward im Jahr 2000 in München ausgestellt.
Lesetipp (an der Museumkasse erhältlich): akku: Ich sehe was, was du nicht siehst. Eine Werkschau von Künstlerinnen und Künstlern mit Autismus. Bielefeld 2010. Hieraus ist auch sein Porträt entnommen.
Rahmenprogramm zu BIG BAM BOOM
Samstag, 8.9.2012 – 14 Uhr
“Gestalterisches Experiment – Spüren und Fühlen”
Workshop mit der Künstlerin Ulla Reiter
Samstag, 15.9.2012 – 14 Uhr
und Samstag, 3.11.2012 – 14 Uhr
Spielerische Führung “Chinesischer Korb” mit Eva Jacob
16.9. / 14.10. / 28.10. / 4.11.2012
jeweils Sonntag 14 Uhr
Führungen mit beteiligten Künstlerinnen und Künstlern (Besprechung hier)