Hakenkreuzschmierereien dürfen nicht bagatellisiert werden

Die Bamberger Polizei berichtete von Schmierereien in einer Kirche am Klinikum (hier Bericht). Der Pfarrer der Philippus-Kirche, Johannes Wagner-Friedrich, äußerte sich auf Nachfrage:

Pfarrer Johannes Wagner-Friedrich

Meine erste Reaktion gestern unterschied sich nicht von sonstigen Reaktionen im Zusammenhang mit Vandalismus im öffentlichen Raum (den ich hier oben um das Klinikum und seine benachbarten Wohnanlagen seit Jahren beobachte): Ärger über zerstörerischen Unfug, fahrlässiges Spiel mit Feuer (ein getrockneter Blumenstrauß war angezündet und auf dem Altar und im Altarraum verteilt worden), und alle Scherereien, die einem die Beseitigung der Schäden verursacht.

Hakenkreuzschmierereien in einer Kirche sind vielleicht jugendlicher Provokationslust entsprungen, spielen aber mit der Botschaft von feiger und menschenverachtender Gewalt. So oder so dürfen sie nicht bagatellisiert oder gar hingenommen werden. Der Nazimus war und ist eben kein jugendlicher Unfug und er traut sich, wie der bayerische Verfassungsschutzbericht zuletzt belegte, gerade seit dem Bekanntwerden der NSU-Verbrechen verstärkt in die Öffentlichkeit. Auch davon scheinen mir die Schmierer angeregt zu sein. Wer mit solch eindeutigen Symbolen sympatisiert, spielt wie ein Brandstifter mit dem Feuer (was der in der Kirche abgebrannte Blumenstrauß ja allzu deutlich macht). Der Tatort Philippuskirche erinnert mich an Martin Niemöllers (verspätete) Erkenntnis, zu den Bücherverbrennungen anfangs der Nazidiktatur und allem, was dem folgte geschwiegen zu haben (bis er selbst schließlich nicht mehr protestieren konnte) (Anm. der Red.: Emil Gustav Friedrich Martin Niemöller, 1892–1984, war evangelischer Theologe und führender Vertreter der Bekennenden Kirche sowie Präsident im Ökumenischen Rat der Kirchen. Während er anfänglich dem Nationalsozialismus positiv gegenüberstand, entwickelte er sich während des Kirchenkampfes und seit 1937 als Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen allmählich zum Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus). Verschweigen und für gering achten sollten wir also solchen groben Unfug, wie in unserer Kirche geschehen, auf gar keinen Fall. Bis auf weiteres jedenfalls werden wir die Kirche außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen halten.