Kommentar Redaktion
Gespannt darf man sein auf die Überlegungsvariante der DB, Teile des Bahnverkehrs auf einer neu zu schaffenden Trasse entlang der Autobahn in Bamberg-Ost zu verlagern (siehe FT). Gespannt darf man auch auf die weitere Reaktion der städtischen Vertreter sein. In der Rückschau sei an die Erklärung des VCD vom vergangenen Mai erinnert:
Wer eine Neubau-Trasse „entlang der Autobahn“ will, schafft den ICE-Halt in Bamberg ab. Denn selbstverständlich wird die DB eine solche Vorlage nutzen, um den ICE auf einer so einladenden Trasse einfach durchrauschen zu lassen. Schließlich spart das noch einmal 3 bis 5 Minuten Fahrzeit. Übrig blieben zwei Halte in Tagesrandlage und vielleicht einer als Feigenblatt zwischendurch.
Auch ein Blick auf die Landkarte hilft weiter. Eine solche Trasse für zwei Gleise braucht eine Breite von etwa 55 m (Auskunft Bahn). Das entspricht rund einer Verdopplung der bereits für die Autobahn vernichteten Waldfläche, auf einer Länge von 5 bis 7 km. Jeder, der sich diese Forderung zu eigen macht, wird auf den erbitterten Widerstand aller Bamberger Umweltgruppen stoßen.
Die städtischen Vertreter hatten sich schon lange für den ICE-Halt ausgesprochen (siehe Bamberger Erklärung). Außerdem ist bekannt, dass v.a. die CSU eine Verfechterin der bahnparallelen Innenstadttangente ist. Baut die Bahn um Bamberg rum, bedeutete das das Aus für diese Planungen, die laut GAL sowieso viel zu teuer und verkehrspolitisch unsinnig ist – eine Ertüchtigung der Pfisterbrücke reiche eh aus. Also nix mit der großen Umwälzung?
Für Bamberg muss ein Abwägungsprozess diskutiert werden.
Für Deutschland und alle lärmgeplagten Menschen an Bahngleisen wäre dringend innovativer Lärmschutz nötig und die Bahn endlich in der Pflicht, diesem nachzugehen, siehe Fil Rail – funktionsintegrierte Lärmreduktion. Wenn nicht in Bamberg-Mitte, dann dringend anderswo – vielleicht in Bamberg-Ost.
Die Parallelstrecke ist aus 2 Gründen für die Bahn interessant:
1. Sie braucht an der Bestandsstrecke Nichts für den Lärmschutz zu tun und weit entfernt von der Stadt sind die Standards (Grenzwerte und damit nötige Investitionen) weit geringer – obwohl ein gutes Drittel der Güterzüge (aus Richtung Schweinfurt) weiterhin durch die Stadt fährt.
2. Sie hat eine einfache Möglichkeit, mehr ICEs durchfahren zu lassen – wie in Coburg.
Beides sind Gründe, die nicht im Interesse Bambergs liegen, mehr noch im zweiten Falle sogar den Interesse ganz Oberfrankens (dessen einziger ICE-Systemhalt Bamberg ist) zuwider laufen.
Nötig wäre eine Planung, die
1. weit weniger Wohngebäude und denkmalgeschützte Gebäude in Anspruch nimmt
2. ein zeitgemäßer Lärmschutz, der zuerst an den Zügen und den Gleisen ansetzt.
Was wir ganz sicher nicht brauchen, ist die Innenstadttangente, um noch mehr Verkehr ins Zentrum zu bringen!