Redaktion
Am heutigen Donnerstag, den 2. August treffen über 120 Gäste aus aller Herren Länder in Bamberg ein, um in den nächsten vier Wochen an der Otto-Friedrich-Universität deutsche Sprache, Literatur und Kultur zu studieren. Den roten Faden vieler Seminare, Vorträge, Exkursion und Freizeitangebote bestimmt das Leitthema „Treue, Wald und Ökostrom. Zur literarischen Vermittlung ,deutscher Werte‘“.
Über die Frage deutscher Identität wurde schon vor fünfhundert Jahren unter Humanisten und Barockdichtern nachgedacht. Im territorial zersplitterten und religiös gespaltenen Mitteleuropa war dieses Problem aber nur im Sinne sprachlicher und kultureller Gemeinsamkeiten zu diskutieren. Ein stärkeres deutsches Nationalbewusstsein, verbunden mit Forderungen nach nationaler Einheit, Pressefreiheit, wirtschaftlicher Liberalisierung und politischer Mitbestimmung, entwickelte sich erst im Kampf gegen die napoleonische Besatzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die deutsche Literatur leistete hierzu einen großen Beitrag. Auf romantischen Spekulationen basierte auch das Konzept eines ethnischen Deutschtums, das in der Folge mit bestimmten „deutschen“ Werten (Treue, Disziplin, Tier- und Heimatliebe, Naturverbundenheit etc.) assoziiert wurde. Nach den militärischen, ökonomischen und moralischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts gerieten diese „alten deutschen Tugenden“ in Misskredit und wurden – zumindest teilweise und bei bestimmten Bevölkerungsgruppen – durch neue ersetzt bzw. ergänzt: wirtschaftlichen Erfolg und eine harte Währung, den „mündigen Bürger“, Toleranz und Weltoffenheit, eine ökologische Energiepolitik.
Die Veranstalter (Prof. Dr. Hans-Peter Ecker und Martin Rehfeldt als wissenschaftliche Leiter sowie Dr. Andreas Weihe und Sabine von Witzleben vom Akademischen Auslandsamt, verantwortlich für die Organisation der Infrastruktur) hatten im letzten Jahr weltweit dazu eingeladen, beim gemeinsamen Studium deutscher Literatur zu erkunden, wie sich „die Deutschen“ im Laufe ihrer Geschichte immer wieder neu erfunden haben. Diese Einladung ist auf große Resonanz gestoßen. Selbstverständlich sind alle großen Nationen wie China, Indien, Japan, Korea, Russland oder die USA unter den Teilnehmern vertreten. Nicht weniger willkommen sind den Veranstaltern aber auch Gäste aus exotischen Ländern wie Kirgisistan oder Österreich.
Die Bamberger Onlinezeitung wünscht der Sommer-Universität einen guten und produktiven Verlauf, den Studierenden interessante Erkenntnisse und ansonsten viele positive Erfahrungen, so dass sie zu Hause nur Gutes über uns zu erzählen haben …