Von Musicouskuß
An reizvollen Spielorten für musikalische wie auch für Kleintheater-Aufführungen ist Bamberg nicht arm. Man denke beispielsweise an den den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung gut bekannten Rosengarten, an den Innenhof des Schwertfegerhäuschens, die Kirche St. Getreu, das Kloster auf dem Michelsberg oder die Karmeliten-Kirche am Kaulberg. Im dortigen romanischen Kreuzgang lädt das Bamberger Streichquartett Jahr um Jahr zwischen Mitte Mai und dem frühen September ein- bis zweimal monatlich zu einem Sonntagskonzert. Der Ferienmonat August bleibt ausgespart, den Abschluss der aktuellen Saison bildet das Konzert am 9. September.
„Sommer-Gesang“ war an diesem Sonntag angesagt, und tatsächlich ließ sie sich blicken, zumindest zwischen elf Uhr und Mittag, die Sonne. Das Motto war Paul Gerhardts geistlichem Lied entnommen:
Geh aus mein Hertz und suche Freud
In dieser lieben Sommerzeit
An deines Gottes Gaben:
Schau an der schönen Garten-Zier
Und siehe wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.
„Das hat ein bisschen geklappt heute“, meinte Karlheinz Busch in Anspielung auf das Wetter. Busch ist der unermüdliche Organisator, Moderator, der Cellist im Bamberger Streichquartett (BSQ), dessen Vater er ist. Munter und frisch waren die vier Mitglieder der Bamberger Symphoniker mit der Wiener Polka von Josef Strauss in die Matinee gestartet. Selten fehlt, wenn das BSQ spielt, ein Werk von Bach auf dem Programm, den viele Bamberger Musiker und Musikfreunde ja auf dem Autokennzeichen führen (BA CH). Was eigentlich nur noch zu übertreffen ist durch einen numerischen Zusatz wie das Geburtsjahr Mozarts.
Den Meister der Klassik und den des Barock auf dem Nummernschild vereint, das ist einmalig. Die Sopran-Arie „Schafe können sicher weiden“ aus der Kantate „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“ BWV 208 – Bach hatte sie zum Geburtstag des Herzogs Christian von Sachsen-Weißenfels komponiert – machte sich auch in der Bearbeitung für Streichquartett sehr gut. Hier konnte sich vor allem die Bratschistin Lois Landsverk mit dichtem Ton immer wieder hervortun.
Naturgemäß durfte der „Sommer“ aus Vivaldis Vier Jahreszeiten nicht ausbleiben. Dass Busch das Sonett rezitierte, von welchem Vivaldi sich hatte inspirieren lassen, war äußerst willkommen und fügte diesem unverwüstlichen Immergrün eine erfrischende Note bei. Für den virtuosen Solopart hatte man in Raúl Teo Arias den richtigen Mann gefunden. Bravo! Das D-Dur-Divertimento KV 136 geriet in den Ecksätzen wunderbar ausgelassen, es war aber vor allem das Andante, das gefiel: ein sauber ausgehörtes, inniges Gespräch zwischen vier fulminanten Streichern. Spontane Bravi auch hier.
George Gershwins „Summertime“ läutete den (noch) unterhaltsameren Teil ein. Klangschön gestaltete Andreas Lucke an der zweiten Violine den Beginn, und Karlheinz Busch am Cello den kurzen Abgesang zum Schluss.
Arias wünschte den Zuhörern einen „schönen Urlaub“ in Gedanken, in seinem Heimatland, ehe das BSQ mit einem Tanz mexikanisches Feuer in den Kreuzgang zauberte. Die kurze, leicht melancholische Zugabe gefiel nicht nur der Schwester von Busch und seiner 93-jährigen Mutter. Wer erinnerte sich nicht gern an die stillen Töne von Francisco Tarregas „Ricuerdos de la Alhambra“?