Hans-Peter Ecker
Eines der größten Naturschutzprojekte Bayerns, die sog. ,SandAchse Franken’, beginnt im Norden Bambergs, genauer gesagt ein wenig östlich des Hallstädter Freibades. Dieses seit Sommer 2000 existierende Projekt besteht aus einer Kette von kleineren und größeren Sand-Biotopen, um deren Pflege, Erhalt und Optimierung sich zwölf Landkreise und Städte sowie einige Verbände (Landschaftspflegeverband Mittelfranken, Bund Naturschutz in Bayern, Landesbund für Vogelschutz) unter Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds einsetzen.
Das Gebiet der SandAchse Franken erstreckt sich über das größte zusammenhängende Lockersandgebiet Süddeutschlands von Bamberg im Norden bis Weißenburg im Süden. Es schließt Flug- und Terrassensande ebenso ein wie Binnendünen. Nähere Informationen findet man hier.
Am gestrigen Sonntag (15. Juli 2012) fand im Rahmenprogramm zur Landesgartenschau eine naturkundliche Führung durch den Börstig statt. Der Bund Naturschutz hatte gleich drei Artenschutzexperten aufgeboten, um einer großen Gruppe interessierter Bürger dieses Refugium für Tiere, Pflanzen und Pilze vorzustellen, die sich auf ein Überleben im Sand spezialisiert haben. Das Angebot wurde von zahlreichen Bürgern angenommen und zum Glück spielte auch noch das Wetter mit, so dass die ,Expedition’ fast zweieinhalb Stunden lang lustvoll im Trockenen durch Sandäcker, Silbergraswiesen und zerrupfte Kiefernwälder streifen durfte.
Mit der Weißen Sommerwurz (Orobanche alba) fand sich gleich zu Beginn des Rundgangs eine kleine Kostbarkeit am Wegesrand: Diese praktisch nur im parasitären Verbund mit Thymian lebensfähige Sommerwurz-Art ist eine 6 bis 25 cm hohe Pflanze mit unscheinbaren, duftlosen Blüten, deren Kelch mehrere deutliche Nerven aufweisen. Die Kelchspitzen sind bräunlich gefärbt und im frischen Zustand kaum von der Färbung der Krone zu unterscheiden. Dann lernten die Zugereisten, dass im Fränkischen alle Schwammerl „Pfiffer“ heißen. Soweit das Vorgeplänkel.
Nach einer gründlichen geologischen Einführung durch Gerhard Spörlein, wonach u.a. klar war, dass man sich im Folgenden auf einer späteiszeitlichen 15-m-Terrasse des Mains bewegen würde, ging es dann Schlag auf Schlag: Botanik-Spezialist Johannes Otto Först machte die Gruppe mit Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Silbergras (Corynephorus canescens), Sandgrasnelke (Ameria maritima), Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Bergsandglöckchen (Jasione montana), Aufrechtem und Silber-Fingerkraut (Potentilla erecta, Potentilla argentea ) und vielen anderen Pflänzchen mehr bekannt. (Demnächst werden wir in der Bamberger Onlinezeitung über die eine oder andere dieser Pflanzen ausführlicher berichten.)
Dazwischen präsentierte Insektenkundler Martin Bücker diesen und jenen Flattermann, den er mit seinem Netz erbeutet hatte. So sah ich zum ersten Mal die berühmte Kreiselwespe „Bembix Rostrata“ mit ihren hervorstechenden gelben Augen, die zu den auffälligsten Grabwespen zählt. Ihr Name leitet sich von einer speziellen Grabtechnik ab: Sie treibt mit ihren Vorderbeinen 10–15 cm tiefe Röhren in den Sandboden, um diese als Brutnester für ihre Larven zu nutzen. Dabei dreht sie sich so schnell um sich selbst, dass sie mit dem Surren ihrer Flügel den Eindruck eines Brummkreisels erweckt. Durch die fortschreitende Zerstörung ihrer Lebensräume ist die Kreiselwespe akut bedroht; im Landkreis Bamberg scheint es derzeit nur noch zwei Vorkommen zu geben.