Drei Vertreter des Studentischen Konvents der Universität Bamberg trafen sich am 12. Juli 2012 mit dem Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Herrn Wolfgang Heubisch (FDP) zu einem Gespräch über die Studienbedingungen an der Bamberger Otto-Friedrich-Universität. Das Treffen geht auf eine Protestaktion des Konvents im vergangenen Wintersemester zurück, bei dem über 2000 Studierende ihre Unzufriedenheit mit überfüllten Räumen und mangelhaftem Veranstaltungsangebot durch Postkarten an den Minister äußerten.
Thema der Zusammenkunft von Minister, Ministerialreferentin Martina Lengler, dem Präsidenten der Bamberger Universität Godehard Ruppert und den Konventsmitgliedern Jonas Klinner, Lukas Hohendorf und Malte Krüger waren konkrete Probleme mit dem Mangel an Lehr- und Verwaltungspersonal und Räumen. So beklagten die Studierenden überfüllte Seminare, in denen hochwertige Lehre unmöglich sei, die Umstellung von Klausuren auf maschinenlesbare Formate in beliebten Studiengängen wie BWL und Pädagogik und eine Einschränkung der Freiheit des Studiums durch an Finanzmitteln orientierte Modulhandbücher. Sie forderten deshalb den Minister auf, den Lehr-Etat der Hochschule zu erhöhen. Der Minister verwies darauf, dass im Rahmen der Ausbauplanung bayerische Hochschulen allgemein und aufgrund der Zielvereinbarungen Bamberg im Besonderen bereits mehr Finanzmittel erhalten würden. Im Laufe des nächsten Jahres sollen durch mehr Personal weitere 10.000 Studienplätze in Bayern geschaffen werden. Auch wenn die aktuelle Situation besser sein könnte, meinte Heubisch: „Sie hat es in Bamberg noch sehr gut getroffen.“
Zusätzlich zu den Schwierigkeiten innerhalb der Universität kämpfen Studierende, vor allem zu Beginn des Studiums, mit der Knappheit günstigen Wohnraums. Angesichts der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Zahl an Studentinnen und Studenten mahnten die Vertreter in München an, das Studentenwerk Würzburg, das in Bamberg derzeit knapp 850 Betten vorhält, müsse seiner Pflicht nachkommen und endlich weitere Zimmer zur Verfügung stellen. Gerade weil die Appartements privater Investoren durch hohe Mieten von monatlich 400 Euro und mehr für viele junge Menschen nicht bezahlbar seien, müssten der Freistaat und die Stadt Bamberg alles daran setzen, dass nicht eine weitere Hürde zum Studium über die Selektion auf dem Wohnungsmarkt aufgebaut wird. Heubisch räumte ein, dass die Planung in Bamberg nicht optimal gelaufen sei und erklärte, dass bereits ein Wohnheim des Würzburger Studentenwerks in Planung sei. Mit dessen Fertigstellung ist allerdings in frühestens zweieinhalb Jahren zu rechnen.
Auch grundsätzliche Bedenken hinsichtlich der Genehmigung von Zulassungsbeschränkungen in vier weiteren Fächern zum Wintersemester 2012/13 wurden im Rahmen des Gesprächs geäußert. Diese Beschränkung könnte nach Ansicht der Studierendenvertreter durch den Ausbau der Universität oder die Öffnung der Studiengänge in anderen bayerischen Unis vermieden werden. Hierzu kündigte Heubisch an, Zulassungsbeschränkungen langfristig, jedoch mit Blick auf den Arbeitsmarkt, abbauen zu wollen. Derzeit seien viele Universitäten einfach nicht in der Lage, den Ansturm zu bewältigen, was NC-Verfahren nötig mache. Auf die soziale Selektivität der Studiengebühren wurde erneut hingewiesen, der Minister beharrte jedoch auf seiner Position, wonach Studiengebühren mehr für die Studierenden bringen, als sie ihnen schaden würden. Die studentischen Vertreter entgegneten mit dem Verweis auf die abschreckende Wirkung der Gebühren und bestanden weiterhin darauf, dass diese abgeschafft werden müssen. Statt der Senkung von Bildungsgebühren sprach sich der Minister für den Ausbau des Stipendiensystems aus. Die Idee der Verfassten Studierendenschaft lehnte Heubisch im Gespräch zwar ab. Er zeigte sich einer Erhöhung der Mittel für die Studierendenvertretung gegenüber jedoch aufgeschlossen: Wenn die Bamberger Delegation eine Liste von gewünschten, aber mit dem bisherigen Haushalt nicht realisierbaren Veranstaltungen und Aktivitäten vorlege, sei er bereit, dafür zusätzliche Gelder zur Verfügung zu stellen. Heubisch dazu wörtlich: „Ich will nicht, dass Sie schlecht ausgestattet sind.“
Zum Ende des Gesprächs nahm Heubisch noch einige Postkarten entgegen, die Studierende im Rahmen der Protestaktion unterschrieben hatten.