Briefmarke zum 150. Todestag Johann Nepomuk Nestroys (1801–1862)

Am 25. Mai jährte sich der Todestag des großen österreichischen Volksdramatikers und Schauspielers Johann Nepomuk Nestroy zum 150. Mal. Nestroy war einer der produktivsten, sprachmächtigsten und in seiner scharfsinnigen und -züngigen Sozialkritik radikalsten Dramatiker des deutschsprachigen Theaters. Leider, leider kommt seine heutige Präsenz auf den bundesdeutschen Bühnen bei weitem nicht an seine theatergeschichtliche Bedeutung und politische Brisanz heran. Damit entzieht man dem Publikum einige der zugleich lustigsten und verzweifeltsten, also der verteufeltsten Komödien unseres Kulturkreises – nicht etwa, weil Nestroys Stücke in unseren Zeiten obsolet geworden wären, sondern weil viele Intendanten der irrigen Meinung anhängen, der Wiener Dialekt dieses Ausnahmekönners sei in Gefilden nördlich der Donau nicht zu vermitteln. Hochdeutsche Inszenierungen – ironischer Weise ausgerechnet des Wiener Burgtheaters (was im Grunde ein prächtiger Scherz im Geiste Nestroys ist!) – hätten sie eines Besseren belehren können.

Nestroy war Zeit seines Lebens ein Vollblutschauspieler, dazu ein Kenner aller Dimensionen des Theatergeschäfts, Profi und Besessener gleichermaßen. Zumindest einige wenige seiner Dramen (welcher Ignorant ist nur auf die Idee gekommen, sie „Possen“ zu nennen?) sollte jeder Theaterfreund einmal auf der Bühne gesehen haben. Wenn ich mich ganz knapp fasse, dann den Lumpazivagabundus, den Jux, den Talisman, Das Mädl aus der Vorstadt, den Häuptling Abendwind, Freiheit in Krähwinkel, Das Haus der Temperamente, den Zerrissenen, Höllenangst und – m.E. das beste Stück von allen – den Alten Mann mit der jungen Frau.

Auf Vorschlag der Internationalen Nestroy-Gesellschaft gab die Österreichische Post zum 150. Todestag des Dichters am 25. Mai 2012 eine Sondermarke heraus, die bereits am Vortag gültig wurde. Die Briefmarke zeigt nach einer kolorierten Lithographie von Melchior Fritsch aus dem Jahr 1857 Johann Nestroy in der Rolle des Willibald aus seinem Stück Die schlimmen Buben in der Schule. Am Donnerstag, dem 24. Mai 2012, wurde im Foyer des Bad Ischler Stadttheaters ein Sonderpostamt eingerichtet, das neben einem auf dieses Ereignis Bezug nehmenden Sonderstempel auch den Ersttagsstempel verwendete. (hp)

Wenigstens ein Nestroy-Zitat zum Tage: „Der Ernst hat eine feierliche Seite, eine schauerliche Seite, überhaupt sehr viele ernsthafte Seiten, aber ein elektrisches Fleckerl hat er doch immer, und da fahren bei der gehörigen Reibung die Funken der Heiterkeit heraus.“