von Hans-Peter Ecker
In den großen Menschheitserzählungen steht der gottgeschaffene Garten am Anfang. Doch dann bedurfte es eines langen Prozesses der Kulturentwicklung, bis die Aneignung der Natur so weit fortgeschritten war, dass in Gärten nicht nur Nützliches angebaut und gezüchtet, sondern Natur so gestaltet wurde, dass sie als ,schön‘ empfunden werden konnte: den Sinnen erfreulich durch eine Harmonie von Formen, Farben, Tönen, Gerüchen und Geschmacksnuancen. Für die ästhetische Umformung der Natur zum Lustgarten bedurfte es erheblicher technischer und finanzieller Mittel, vor allem aber auch der Muße: für die Betrachtung, das Begehen und Erleben. Einmal erfunden, konnte der Garten in den Vorstellungen und Wunschprojektionen der Menschen zu dem uranfänglichen und verlorenen Paradies idealisiert werden. Praktisch alle Kulturkreise luden ihn mit Bedeutungen auf, die die Sphäre des Botanischen, Gärtnerischen transzendierten. So wurde der Garten (oder im größeren Maßstab der Park) zum Zeichen der Vollkommenheit, einer gottgewollten oder auch nur herrschenden, mit Mühe an der Macht gehaltenen politischen Ordnung, zum Symbol der Bestimmung des Menschen, zur Allegorie der Unschuld usw. usw. Gerade wegen der erstaunlich gleichen Elemente und Grundmuster sind die Differenzen und Veränderungen historisch und regional unterschiedlicher Gartengestaltungen von besonderem Interesse. Ein Barockgarten will anderes im Betrachter bewirken als ein mittelalterlicher Klostergarten oder ein Englischer Garten des 19. Jahrhunderts – zeige mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist: Gärten sind in diesem Sinne wahre Spiegel der Seele.
Seelen-Gärten, Garten-Paradiese sind Produkte einer spielerischen, einer partnerschaftlichen Auseinandersetzung von Menschen mit Natur. Kommt einer der Beteiligten in diesem Spiel nicht (oder nur in einem minderen Maße) zum Zug, kann kein überzeugendes Ergebnis entstehen. Der Erba-Park ist noch zu jung, als dass dort die Natur als vollgültiger Spieler erlebt werden könnte, aller Fleiß und alles Wissen der beteiligten Gärtner können diesen Faktor (noch) nicht ausgleichen. Die wirklichen Traumgärten der Bamberger wird man deshalb anderswo suchen müssen, aber sie gibt es. Zu Hunderten! Man muss nur seinen Blick dafür öffnen.