Weidewelt – ein Vorzeigeprojekt aus Franken

Kuh. Foto: Erich Weiß

Duftende Bergwiesen, urwüchsige Rindviecher, galoppierende Kühe mit Kälbern auf buntblühenden Weidegründen, faire Preise für Landwirte und begeisterte Konsumenten – das ist die „Weidewelt – Vieh(l)falt im Frankenwald“.

Artenreiches Grünland als Höhepunkt der Biodiversität wird in unserer bayerischen Kulturlandschaft zunehmend zur Mangelware. Höfesterben und Hochleistungslandwirtschaft bedrohen auch die Landschaft prägenden Bärwurzwiesen des Frankenwaldes.

Seit 2008 setzt sich der Bund Naturschutz deshalb im Naturpark Frankenwald als Träger eines BayernNetzNatur-Projektes für den Erhalt dieser Landschaften ein. Mit der sehr naturverträglichen Haltung von Weiderindern will der Bund Naturschutz den anhaltenden Verlust des artenreichen Grünlandes im thüringisch-fränkischen Schiefergebirge stoppen. Dabei werden Naturschutz und Naturnutz großflächig praktiziert:

  • Die extensive Weidehaltung von Rindern stellt eine ökologisch verträgliche und wirtschaftlich sinnvolle Nutzungsform des Grünlandes dar.
  • Über fünfzig Landwirte sorgen mit zwölf verschiedenen Rinderrassen für ein artenreiches Grünland und für eine geschmackliche Vielfalt des Fleisches auf hohem Niveau.
  • Die Integration von Ökoflächen in extensive Weidesysteme sowie eine regionale Aufpreisvermarktung verbunden mit anspruchsvollen Erzeugerstandards sorgen für eine hohe Akzeptanz seitens der Landwirte und der Verbraucher.

Das Projekt besitzt bayernweite Bedeutung: Es gibt kein vergleichbares Naturschutzprojekt dieser Größenordnung, von dem Landwirte, Naturschützer und Verbraucher gleichermaßen profitieren. Zudem lässt sich das Projekt auf andere Mittelgebirgsregionen übertragen.

Kühe im Spessart. Foto: Christiane Hartleitner

Auch im Spessart wird das praktiziert, dort heißt das Projekt „Grünlandprojekt Spessart“. Die Rinder auf dem Photo stehen im Herzen des Spessarts und sind Teil dieser Spessartinitiative. (Link: http://www.weidewelt-frankenwald.de/ww_images/pesse/19.10.11.jpg)

Derzeit gehen 85% der Direktzahlungen an 20% der Landwirte, das heißt, dass derzeit vor allem Großbetriebe die meisten Unterstützungszahlungen erhalten. So Südzucker mit jährlich 2,78 Millionen Euro pro Jahr, weil der Konzern die meisten Flächen besitzt. Ab 2014 soll die neue EU-Agrarreform in Kraft treten, die Weichen werden derzeit gestellt, auch von der deutschen Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Dass die regionale Landwirtschaft mehr Bedeutung (und mehr Fördergelder) erhalten muss, ist zweifellos richtig, denn nur eine naturnahe Haltung der Tiere kann ein Garant für hochwertige Lebensmittel und eine gesunde Umwelt sein. In unserer Reihe Lebensart werden wir nach und nach Menschen und ihre Lebensmittel vorstellen, die diesen Namen zu recht tragen. Mit dem Mühlott aus Ampferbach haben wir begonnen.

Hierzu passt folgende Pressemitteilung:

MdB Elisabeth Scharfenberg und Hofer Grünen informieren sich über das Projekt Weidewelt

Im bayerischen Norden ist es nicht nur kalt, wie die landläufige Meinung lautet. Ganz im Norden Bayerns befindet sich der Frankenwald als einzigartige Naturlandschaft. Viel Wald, Wasser und Wiesen charakterisieren diese Region. Eine Naturlandschaft, die eine prächtige Vielfalt an mageren, extensiv genutzten Berg- und Talwiesen bietet. Wanderer finden hier die gelbe Arnika, den Bärwurz und verschiedenste Orchideenarten. Und rechtzeitig zur beginnenden Wachstumsphase der Blumen und Kräuter nutzten die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg und die Hofer Grünen die Gelegenheit mal genauer hinzuschauen. Diese bald blühenden Wiesen sind auch wichtiger Lebensraum unterschiedlicher Pflanzen- und Tierarten, die teilweise auch als gefährdet gelten. Der Frankenwald ist hier Teil eines europaweiten Schutzgebiete-Netzes, dem „Natura 2000“. Dieses Schutznetz will die natürliche Vielfalt gerade dieser Wiesen erhalten. Und genau dies unterstützt auch der Hofer Bund Naturschutz. Ziel ist es die Vielfalt im Frankenwald einerseits zu erhalten und andererseits diese Landschaft als Erwerbs- und Lebensraum für die hier lebende Bevölkerung zu sichern. Darum gibt es seit 2008 das Bayern-Netz Natur-Projekt „Weidewelt – Vieh(l)falt im Frankenwald“.

„Das Projekt Weidewelt verbindet in vorbildlicher Weise den Erhalt der Kulturlandschaft, Naturschutz, Artenvielfalt und die Unterstützung regionaler Wirtschaftskreisläufe,“ begrüßte Ulrich Scharfenberg als Kreisvorsitzender des Hofer Bund Naturschutz die interessierten Grünen. Wolfgang Degelmann und Klaus Schaumberg, die Projektleiter erläuterten, dass bei dem Projekt „Weidewelt“ gemeinsam mit dem Naturschutz und den Landwirten Hand in Hand gearbeitet werde. Auf ertragsschwachen oder schwerzugänglichen Wiesen werden Weiderinder gehalten. Ergebnis sind Erhaltung der Biodiversität und eine natur- und ressourcenschonende Nutzung dieser Flächen. Die Weiderinder werden zudem regional vermarktet. „Insbesondere die Vermarktung nimmt eine wichtige Rolle im Projekt „Weidewelt“ ein“, erklärte Wolfgang Degelmann. „In der Region aufgezogen, vor Ort ohne lange Transportwege geschlachtet und beim heimischen Metzger vermarktet – dies haben sich 32 Landwirte und 6 Metzger im Frankenwald zur Aufgabe gemacht. Das Ergebnis ist eine Top-Qualität aus regionaler Produktion“ ergänzte Klaus Schaumberg. Kräuterreiches Grundfutter, viel Bewegung und eine lange Reifezeit des Schlachtkörpers garantierten einen unvergleichlichen Geschmack.

Der Hofer Metzger Max ist ein Partner der „Weidewelt“. Der Geschäftsführer und Metzgermeister Thomas Köhn schwört auf das Weidewelt-Fleisch. Es werde sehr gut nachgefragt von den Kundinnen und Kunden. Eigentlich könne er mehr verkaufen als das Projekt liefern kann. Dennoch würde man auch akzeptieren, wenn man mal auf ein Bratenstück oder ein Filet von einem Weidewelt-Rind warten müsse. Hier würde der Qualität Vorrang gegeben. Kritisch sieht Thomas Köhn die fehlende Unterstützung solcher Projekte und der Projektteilnehmer. Er sprach sich für eine Förderung handwerklicher Strukturen, die regionale Wirtschaftskreisläufe und Handwerkerbrauchtum stärken, aus.

Elisabeth Scharfenberg zeigte sich beeindruckt von dem Engagement des Bund Naturschutz sowie der 32 Landwirte und 6 Metzger. „Das Projekt „Weidewelt“ denkt von allen Seiten her: Naturschutz, Landwirtschaft und regionale Vermarktung können gut mit einander verzahnt werden. Jeder der Projektpartner hat seinen Vorteil.“ Auch Christine Schoerner, Vorstand der Hofer Grünen, gefiel die Umsetzung dieses praktischen Naturschutzes sehr gut. „Nur wenn alle Beteiligten vom Naturschutz über die Landwirtschaft bis zum Vermarkter und Verbraucher alle mitgenommen werden, kann ein solches Projekt gelingen. Das Projekt „Weidewelt“ zeigt, wie es geht,“ resümierte Schoerner. Im Naturpark Frankenwald grasen achtzehn verschiedene Rinderrassen. Die wohl bekanntesten sind das Fleckvieh, das Deutsche Angus, das Galloway, das Limousin, das Charolais sowie das Schottische Hochlandrind. Diese Rinder sind besonders gut für das Projekt „Weidewelt“ geeignet. Jede Rinderrasse unterscheidet sich nochmals in ihren Bedürfnissen in Bezug auf Futterqualität, Witterungstoleranz und Haltung. Jeder Landwirt kann so das wirklich zu seinem Weideland passende Rind wählen. Damit findet eine optimale Nutzung der jeweiligen Fläche statt und jede Wiese wird zur Augenweide.