Von Wolfgang Bönig
Am Donnerstag, dem 29. März 2012, wird das unter großen Erwartungen ins Leben gerufene, bislang aber nicht mit nennenswerten Resultaten aufwartende Fahrradforum der Stadt Bamberg erneut zusammentreten. Unter der unzutreffenden Prämisse, Bamberg wäre bereits fahrradfreundlich, war in der Startphase dieses Gremiums geäußert worden, man müsste nur noch an einigen kleineren Stellschrauben drehen.
(Nicht nur) Bamberg leidet sehr unter den negativen Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs (MIV). Und gerade der MIV sowie seine bevorzugte Berücksichtigung in der Verkehrslenkung ver- und behindern das Umsteigen auf verträgliche Verkehrsmittel. Der Fahrrad-Alltag erzählt andere Geschichten:
… der Laubanger ist in höchstem Maße „fahrradfeindlich“; man könnte glauben Fahrräder als störende Fremdkörper sind hier nicht erwünscht. Da scheinen Verkehrsplaner rumzusitzen, denen ganz am Ende der Planungen doch noch einfällt, „upps, wir müssen noch was für die Fahrradfahrer tun“. Doch auf einem Fahrrad sitzen diese Leute scheinbar nie oder nur mal sonntags bei Schönwetter auf dem Maintalradweg …
… Allein die Durchfahrt der Unteren sowie der Oberen Königstraße Richtung Steinweg gleicht einem 007-Abenteuer. Baustellen, parkende Autos und vieles mehr auf dem Radweg erschweren ein flüssiges Fahren und der Übergang vom Radweg zum Einordnungsbereich an der Kreuzung Luitpoldstraße ist lebensgefährlich, …
… Regelmäßig vergieße ich an der Kreuzung Kapuzinerstraße/Markusplatz große Mengen Angstschweiß, wenn ich von der Kapuzinerstraße kommend Richtung Weide fahre …
… Als auswärtiger Radfahrer hätte ich keine Ahnung, wie ich bei der Magazinstraße Richtung Europabrücke zu fahren habe. Es wird nirgends ersichtlich, dass ich plötzlich auf der linken Seite fahren muss, um die Brücke zu überqueren. Ferner sind ab dieser Stelle Richtung Gaustadt mehrere Wegstrecken, an denen Fußgänger bei dieser Radfahrer-Fußgänger-Kombi sehr schlank sein müssen, um den Radfahrern kein Hindernis zu sein …
Sämtliche Zitate stammen von Menschen, die das Fahrrad dennoch regelmäßig nutzen. Das Fahrrad wird seinen Anteil am Verkehr nur spürbar erhöhen können, wenn Verkehrsplanung und -lenkung es als gleichberechtigtes Verkehrsmittel behandeln, insbesondere auch die einschlägigen rechtlichen und fachlichen Grundlagen beachten und eine qualitativ hochwertige, mindestens aber akzeptable sowie quantitativ für das anzustrebende Wachstum ausreichende, besser noch einladende Infrastruktur bereitstellen.
Nicht zu vergessen: Sein Potential wirklich ausschöpfen kann das Fahrrad erst im Umweltverbund, in der intelligenten Vernetzung mit Fußverkehr (Stellplätze im Zielgebiet mit Schließfächern) sowie Bahn und Bus (Stellplätze im Haltestellenbereich, verlässliche Mitnahmemöglichkeiten). Das Fahrradparkhaus am Bahnhof ist allenfalls ein bescheidener Anfang. Die vorrangig am MIV orientierte Politik muss endlich umdenken. Das Fahrrad muss in der städtischen Stellplatzsatzung endlich seinen angemessenen Raum erhalten. „Kopf an …“ – so begann der Titel der für Fuß- und Radverkehr werbenden Kampagne aus dem Jahr 2009 – richtet sich als Aufforderung nicht primär an die Verkehrsteilnehmer/innen. Angesprochen sind – mit einiger Dringlichkeit – zunächst die für die obwaltenden Bedingungen Verantwortlichen!