Nicolas Berggruen: „Die anderen großen Firmen sind auch alle so …“

Nicolas Berggruen – seit der ZDF-Reportage vom 14.3.2012 (Kurzfassung frontal21, Bericht weltonline) ist das Saubermann-Image angekratzt. Die angeblich sozialen oder ökologischen Projekte Berggruens rund um den Erdball sind demnach nach der Abschöpfung der staatlichen Fördermittel entweder Konkurs oder nach vielen Jahren immer noch im Planungsstadium. Einem Geflecht von Firmen, Briefkastenfirmen und Holdings kamen die Reporter auf die Spur, mit Zentrum in den Niederlanden. Offensichtlich unterhalten viele internationale Unternehmen holländische Zwischengesellschaften, um über Holland Gewinne aus Europa herauszutransferieren. Laut Niederländischer Zentralbank fließen Milliarden € auf die Antillen. Die Inselgruppe in der Karibik sind autonome Länder innerhalb des Königreiches der Niederlande.

Karstadt Eingang. Foto: Christiane Hartleitner

It’s all about easy money

Mit dem Erwerb von Karstadt im Sommer 2010 wurden zeitgleich zwei neue Firmen in den Niederlanden gegründet, die zukünftigen Muttergesellschaften BH Stores III und IV. Auch sie nur als Briefkasten existent. BH Stores I und II – ebenfalls Karstadt – sitzen auf den niederländischen Antillen. Der „Retter von Karstadt“ hat diesen für den symbolischen 1 € übernommen, bislang aber keinen Cent investiert. Lediglich 5 Mio € für die Namensrechte wurden an den Insolvenzverwalter bezahlt. Mittlerweile kritisiert auch die Gewerkschaft verdi den Investor (AZ), 2.400 Karstadt Mitarbeiter bangen nun um ihren Arbeitsplatz.

Karstadt Restmüll. Foto: Christiane Hartleitner

Und Bamberg?

Die Aufspaltung von Karstadt birgt grundsätzlich Schwächungspotenzial für das Kerngeschäft. Bemängelt wird, dass kein Kaufhausexperte im Aufsichtsrat sitzt, stattdessen Doris Schröder-Köpf, die Frau des Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Die Auswirkungen auf das Bamberger Tagesgeschäft dürften von der strategischen Grundauslegung des Inhabers nicht unberührt bleiben. Mitte dieses Jahres darf Berggruen zum ersten Mal Geld aus Karstadt entnehmen oder Teile verkaufen: Gewinne könnten dann legal in der Karibik landen.

In Bamberg wird derzeit auch über das Erbbaurecht der Karstadt Tiefgarage diskutiert. Vor Jahren hat Karstadt diese an einen niederländischen Investor verkauft, nun soll eifrig weiter verkauft werden …

Karstadt Hinterausgang. Foto: Christiane Hartleitner

Weitere niederländische Investorengruppen sind derzeit in Bamberg shoppen: Multi Development bzw. Corio im Quartier an der Stadtmauer. Bereits Anfang Februar haben wir berichtet: Das Roulette ist eröffnet oder – um Nicolas Berggruen zu zitieren: Die anderen großen Firmen sind auch alle so …