Außergewöhnlicher Holzeinschlag im Steigerwald
von Andreas Reuß
Wer dieser Tage die Waldabteilungen „Seeleite“ und „Pfaffenholz“ bei Trabelsdorf, südlich der Aurach gelegen, aufsucht, traut seinen Augen nicht: Riesige Halden mit abgesägten Baumstämmen – Weichholz und auch sehr qualitätvolles Hartholz – lagern an beiden Seiten des Hauptweges, der auf die Höhe in Richtung Grub hinaufführt, auf der Topographischen Karte mit 384 Meter gekennzeichnet.
Man geht wie durch eine Häuserschlucht. Totes Holz auf beiden Seiten. Harzgeruch vom frischen Schlag beißt sich in die Nase. Alles entwurzelt, ohne Äste, weinende Rinden. Der Weg, vor ein paar Tagen noch tief aufgewühlt von den großen Rädern der schweren Maschinen, ist inzwischen etwas plan gewalzt, aber viel breiter geworden als vorher und immer noch schlammig und schwer begehbar. Hier kann der Wald seinen verfassungsgemäßen Erholungszweck nicht erfüllen.
An den Hängen sieht es fast noch schlimmer aus: Alle paar Meter haben die Maschinen besinnungslos Schneisen in den Bestand gewühlt, neue Wege wurden in den Waldboden gerissen, auf keiner Karte verzeichnet. Holzwege. Und die einzelnen Bäume, die noch stehen bleiben durften, sehen reichlich zerrupft aus, eben nur noch „Holz“, berechenbare, Gewinn bringende Festmeter. Der Ertrag wird dann bei der Bank angelegt und global verspekuliert.
Ein trauriger Waldgänger sagt, man höre, das Holz werde bis China verkauft. Und wenn ein schwerer Sturm käme, knicke der Restbestand um wie „Stengala“ und sei dann nur noch zu Papier zu verarbeiten.
Dabei zeigt das Luftbild noch einen schönen Mischwald, an dem sich schon der Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) erfreut haben soll, als er in den Gütern seiner damaligen Freundin und Arbeitgeberin Charlotte von Kalb (1761-1843) weilte.
Nun ist alle Poesie dahin. Wie ein Hohn wirkt die von Bamberger Kollegiatinnen neu erarbeitete Hinweistafel auf den Dichter am Höhepunkt des Weges.
So sieht also das Ergebnis der Privatisierung der Wälder aus. Nirgends deutlicher als hier im Wald wird klar, wie sich eine falsche Politik wortwörtlich in der Natur „niederschlägt“. Die absolute Notwendigkeit zur Einrichtung eines Nationalparks Steigerwald wird hier augenfällig sichtbar und unbestreitbar. Und es muss schnell gehen, sollen unsere Kinder Natur und Poesie eines Alten Waldes noch so erleben können, wie es unsere großen Klassiker taten.
Ja,
Andreas, mit Poesie wollen es die Räuber in unseren Wäldern nicht zu tun haben – schlimm ist nur, dass sie sich das Recht herausnehmen, uns diese Muse zu nehmen.