Bildungspolitische Kundgebung

Pressemitteilung der Veranstalter
zur Kundgebung am 11. Februar in Bamberg

Die Lernbedingungen an unseren Schulen müssen deutlich besser werden  –  und zwar in allen Schularten! Dieser Überzeugung sind die pädagogischen Berufsverbände BLLV, GEW und KEG wie auch Elternvertreter. Sie riefen deshalb zu einer gemeinsamen Protestkundgebung am Gabelmann in Bamberg auf. Trotz klirrender Kälte kamen etwa 300 Teilnehmer.

Kundgebung zur Bildungssituation. Foto: Christiane Hartleitner

Michael Siegel vom bayerischen Lehrerverband (BLLV) bemängelte in seiner Rede, „dass die Ausgaben für Bildung in Deutschland deutlich unter dem internationalen Durchschnitt liegen. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade für Grundschüler am wenigsten Geld ausgegeben wird. Ausgerechnet in den ersten vier Schuljahren, wo Lerndefizite am ehesten erkannt und behoben werden könnten, stehen häufig dringend notwendige Differenzierungen und individuelle Förderung nicht auf dem Stundenplan unserer Grundschüler.“

Kundgebung zur Bildungssituation. Foto: Christiane Hartleitner

Als Elternvertreterin der Bamberger Volksschulen bedauerte Frau Susanne Nitzsche-Kröner, „dass der häufige Unterrichtsausfall massive Folgen für Schüler und Eltern hat.
Es gibt einfach zu wenige Lehrer der Mobilen Reserve und dann fallen meist die Förderstunden aus. Die so wichtigen Differenzierungen finden an der Mittelschule häufig nicht statt, weil hierfür die Lehrer fehlen.“ Auch an den Realschulen und Gymnasien, so die Elternvertreterin, werde mit Überstunden der Lehrer versucht, die Lücken wenigstens teilweise zu schließen.

Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach Ernst Wilhelm. Er betonte, „dass gute Schulen auf zwei Beinen stehen: Erstens auf einer sicheren Finanzausstattung für genügend Personal und für einladende Räumlichkeiten. Zweitens auf einer humanen Lernkultur.“ Laut Wilhelm kranke es nicht nur am Bildungsetat. Die Auslese der Schüler führe zur Überbetonung der Noten und zur Abwertung der Lerninhalte und -methoden. „Schon lange ist belegt: Die optimale Lernatmosphäre entsteht in Gemeinschaftsschulen mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen und persönlicher Förderung.“

Auf den Preis der Inklusion, also der Integration von Kindern mit Behinderung in unser Schulsystem, ging  Dr. Cordula Haderlein von der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) ein. Inklusion sei nicht mehr und auch nicht weniger als die Umsetzung der UN-Behindertenrechtekonvention von 2006. Diesem Anspruch seien die Pädagogen – ob in der Kita oder in den Schulen – verpflichtet. Inklusion, so Dr. Haderlein, sei elementar für eine humane Gesellschaft. Dafür benötigen wir die nötigen Investitionen in Gebäude und Personal. Sie schloss mit der Frage: “Welchen Preis ist die Gesellschaft bereit, für die Umsetzung des Rechtes auf Teilhabe aller zu bezahlen?“

Max Lachner, ofr. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bay. Junglehrer (ABJ), kritisierte, „dass zu Schuljahresbeginn Tausende junger und hoch motivierter  Lehrerinnen und Lehrer in Bayern vor den Schultüren standen. Wir hätten sie dringend gebraucht, aber die Staatsregierung ließ sie nicht rein.“ Diese teuer ausgebildeten, aber abgewiesenen Junglehrer wanderten in andere Bundesländer oder andere Berufe ab und gingen den bayerischen Schulen damit verloren, was angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle dramatische Folgen haben werde. Ohne mehr Geld für die Bildung würden unsere Schulen den Kindern keine ausreichenden Perspektiven in unserer Gesellschaft bieten.

Bertram Peschke, der bildungspolitische Sprecher des Bayerischen Familienverbandes (DFV), beklagte das „strikte Ziel des ausgeglichenen Staatshaushaltes in Bayern. Schulen, Kinder, Pädagogen und viele Familien müssen für das von der Politik verursachte Fiasko der Bayerischen Landesbank büßen. Allein für dessen Zinsbelastung könnten mehr als genügend Lehrkräfte in allen Schularten bis hin zu den Universitäten bezahlt werden.“ Abschließend betonte B. Peschke: „Unsere Schulen werden kaputt gespart mit schlimmen Folgen für die Zukunft der Kinder und des Landes.“