von Christiane Hartleitner
Nach zwei Jahren ist schon der erste Umbau fällig – so lautet die Überschrift der Immobilienzeitung vom November 2011, die den Jahresbericht der Shoppingcenter 2011 zum Thema hat. Im Fokus liegt das Einkaufszentrum Zentrum Galerie in Dresden. Axel Funke, Geschäftsführer von Multi Development Deutschland, schäumt angesichts der Ergebnisse des Shoppingcenter Performance Reports 2011 und will sich zur Centrum-Galerie (Durchschnittsnote 3,86 bei 14 Nennungen) eigentlich überhaupt nicht mehr äußern. Schließlich liege das Management seit zwei Jahren in den Händen von Cório Deutschland. Aber entwickelt, gebaut und vermietet hat die Galerie dennoch Multi. So die Immobilienzeitung weiter. Verantwortlich zeigt sich Multi Development offensichtlich nicht, nachdem die Versprechungen nicht eingelöst wurden.
Versprechungen werden gemacht, auch in Bamberg beim Quartier an der Stadtmauer: Kaufkraftbindung, Quartiersentwicklung, Aufwertung. Bekanntermaßen hat Multi Development die Entwicklung des Quartiers an der Stadtmauer in Bamberg übernommen – der Bereich zwischen Langer Straße, Hellerstraße und Franz-Ludwig Straße. Während die Denkmalpfleger, engagierte Bürgervereine und der Verkehrsclub Bamberg noch um den Erhalt der dortigen Denkmäler und ein innenstadtverträgliches Verkehrsaufkommen kämpfen, hat Multi Development sein hier zu entwickelndes Projekt bereits an die niederländische Immobilien AG Cório verkauft. Bereits im Jahr 2010. So wurden Tatsachen geschaffen, die den Druck auf die Bamberger Entscheidungsträger entschieden erhöhen. An der Bamberger Öffentlichkeit vorbei, wirbt Cório in seinem Anlagen-Strategiepapier Corio AGM presentation 2011 mit dem Quartier an der Stadtmauer. Offiziell gehört das Quartier noch der Sparkasse Bamberg, doch dürften abgeschlossene Vorverträge bindend sein.
Dabei darf ein enger Kontakt zwischen dem Bamberger Sparkassendirektor Konrad Gottschall und seinem Hildesheimer Kollegen Peter Block voraus gesetzt werden. Die Hildesheimer Arneken-Galerie wurde von der dortigen Sparkasse mit Multi Development entwickelt und im Juli 2011 ebenfalls an Cório verkauft. Insgesamt hat der Deal zwischen Multi Development und Cório ein Wert von 1,3 Milliarden €. Und Bamberg ist mittendrin!
Das Roulette ist längst eröffnet
Das Roulette mit den Einkaufszentren ist längst eröffnet, die Immobilienwerte werden verschoben und persönliche Eigentümer sind nur schwer greifbar, besonders in einem intransparenten Verfahren. Grundsätzlich muss sich die Sparkasse fragen lassen, warum sie trotz ihrer Regionalverpflichtung nicht für den Werterhalt in der Region kämpft und stattdessen den überaus angespannten Immobilienmarkt in Bamberg weiter anheizt: Zahlreiche Wohnungen und Geschäfte im Innenstadtbereich stehen seit Jahren, Jahrzehnten leer. Offensichtlich liegen doch gesteigerte Gewinnabsichten dahinter.
Der Vorsitzende des Verwaltungsrates ist per Amt der Bamberger Oberbürgermeister, derzeit Andreas Starke, im Wechsel mit dem Landrat, Dr. Denzler. Ebenfalls im Verwaltungsrat sitzen die gewählten Volksvertreter, derzeit Bürgermeister Werner Hipelius (CSU), Peter Gack (GAL) und Klaus Stieringer (BR-FDP).
Gibt es Prognosen für die Auswirkungen für die bestehende Bamberger Geschäftswelt? Kaufkraftbindung soll in Zukunft im Quartier an der Stadtmauer stattfinden. Allein die Diskussion um drei weitere große Ankermieter scheint den Besitzer des Traditionskaufhauses Honer zur Schließung bewogen zu haben. Ein weiteres großes Kaufhaus in der Innenstadt wird seinen auslaufenden Mietvertrag wohl nicht verlängern. Multi Development hat einen festen Stamm an Geschäften für ihre Einkaufszentren: C&A, New Yorker, Deichmann, s.Oliver, Esprit, Douglas, WMF. Die sind in Bamberg in der Fußgängerzone bereits vertreten. Oft in Privathäusern. Ihre meist 10jährigen Mietverträge werden sie wohl nicht verlängern, wenn im Quartier die Innenstadt erfolgreich geklont wurde. Die Mieten der heutigen 1a Lagen werden sinken, was andernorts zu beobachten ist. Instandhaltungsmaßnahmen erschwert. Diese Entwicklung ist absehbar, doch sie wird erst in 10 bis 20 Jahren deutlich – dann, wenn längst andere Oberbürgermeister und andere Verwaltungsräte im Amt sind.