China war anders als Matteo Ricci dachte

von You Xie

Matteo Ricci

Christophorus Clavius wurde am 25. März 1538 in Bamberg geboren. Er war Mathematiker und Jesuitenpater am Collegio Romano. Vor seiner Geburt gründete Ignatius von Loyola den Orden der Jesuiten mit 10 Gründungsmitgliedern. Matteo Ricci 利瑪竇( 1552–1610) war ein Schüler von Christophorus Clavius. Ricci war ein italienischer Priester und Angehöriger des Jesuitenordens, dessen missionarische Tätigkeit in China während der Ming-Dynastie den Beginn der Verbreitung des Christentums in China einläutete. Er wird als einer der größten Missionare Chinas angesehen und gilt als Begründer der neuzeitlichen Chinamission. Der Jesuit Matteo Ricci öffnete China den Weg zur Inkulturation der christlichen Botschaft und gab dem Westen und dem Osten gleichermaßen neue Impulse. Trotzdem sah und sieht China anders aus als Matteo Ricci dachte.

Mit 25 Jahren in die Mission geschickt, reiste Matteo Ricci mit nur 30 Jahren nach Macau im kontinentalen China. Er wurde Teil eines Systems, das ganz anders dachte, als die westliche Logik erwartete und wurde, nachdem er nach 28 Jahren mit Erlaubnis des Kaisers sogar in die Verbotene Stadt gerufen worden war, zum Botschafter des Westens im „Königreich des Drachen“.

China war anders als Matteo Ricci es sah

Der Katholizismus kam in der Yuan-Dynastie (1271–1368) nach China. Im Jahr 1294 kam Giovani da Montecorvino, Missionar des Franziskanerordens im päpstlichen Auftrag nach Dadu, dem heutigen Peking. Mit Erlaubnis der Yuan-Dynastie errichtete er eine Kirche in der Hauptstadt und erhielt sogar ein Gehalt vom chinesischen Kaiserhof. In der Yuan-Dynastie bekannten sich einige mongolische Adlige und ausländische Händler zum Katholizismus. Mit dem Sturz der mongolischen Herrschaft im Jahr 1368 wurde auch der Katholizismus in den zentralen Gebieten Chinas beseitigt.

Mit der kolonialen Expansion des Westens wurde der Katholizismus im 16. Jahrhundert erneut in China eingeführt. Matteo Ricci, ein Missionar italienischer Abstammung, hat die Grundlage für die Verbreitung des Katholizismus in China gelegt. Nachdem Macao im Jahr 1554 zu einem festen Stützpunkt der Portugiesen geworden war, entwickelte sich diese Stadt Schritt für Schritt zum Missionszentrum des Katholizismus im Fernen Osten. 1582 kam Matteo Ricci auf Befehl von Alexandre Valigani (1538–1606), dem Inspektor des Jesuitenordens im Fernen Osten, nach Macao, um dort Chinesisch zu lernen. Vor seiner Abreise hatte Alexandre Valigani entsprechend der damaligen Situation die Missionspolitik des Jesuitenordens in China revidiert. Er hob die Bestimmung auf, wonach nur Latein als Kirchensprache galt, und erklärte auch den Verzicht darauf, nur die Sitten und Gebräuche des Westens in religiösen Zeremonien gelten zu lassen. Die Missionspolitik legte nun großen Wert auf das Erlernen der chinesischen Sprache und Kultur, um den Sitten und Gebräuchen der Chinesen zu entsprechen. Im Jahr 1583 kam Matteo Ricci in Guangdong an. Er schloss Bekanntschaft mit chinesischen Beamten und Literaten. Im Alltag orientierte er sich an der Lebensweise und den Gepflogenheiten der Chinesen. Hatte er sich anfangs die Haare scheren lassen, eine Mönchskutte getragen und sich als „Mönch aus dem Abendland“ bezeichnet, ließ er kurze Zeit später sein Haar wieder wachsen und sich einen Bart stehen. Er zog die Mönchskutte aus und trug stattdessen konfuzianische Kleidung, als er die dominierende Stellung des Konfuzianismus in China erkannte. Neben seiner Missionstätigkeit studierte und übersetzte er viele konfuzianische Werke. Der langjährige Aufenthalt in China hatte ihn davon überzeugt, dass der Katholizismus in China nur mit kaiserlicher Erlaubnis eine Chance haben würde. Darum nutzte er alle Gelegenheiten, sich dem chinesischen Kaiser anzudienen. Als er im Jahre 1601 in Peking ankam, überreichte er dem Kaiser eine Bibel, Uhren mit Stundenschlag, Musikinstrumente, Gemälde, auf denen Gott und Maria zu sehen waren und ähnliche Dinge. Weil er zunächst Uhren für den Kaiserhof reparierte, wurde ihm vom Kaiser der Aufenthalt in Peking gestattet. Wegen seines reichen astronomischen und geographischen Wissens stieg er bald zum kaiserlichen Ehrenmandarin auf. Mit Erlaubnis des chinesischen Kaiserhofs konnte er eine Kirche einrichten und den Katholizismus verbreiten. Matteo Ricci und die ihm folgenden Jesuitenmissionare versuchten die katholische Lehre mit den konfuzianischen Ideen zu harmonisieren. Sie respektierten die traditionelle chinesische Kultur und die Sitten und Gebräuche der Chinesen. Und sie verbreiteten Wissenschaft und Kultur des Westens, um so die Missionierung voranzubringen. Dank ihrer Bemühungen fasste der Katholizismus schließlich festen Fuß in China. Als Matteo Ricci im Jahr 1610 starb, gab es in China schon mehr als 2000 getaufte Katholiken. Neben dem Jesuitenorden kamen auch Angehörige anderer Orden nach China, um zu missionieren. Im Jahr 1637 gab es bereits mehr als 40.000 chinesische Katholiken. Bis 1661 hatten außer in Yunnan und Guizhou die Missionare in den übrigen 13 Provinzen Chinas ihre Spuren hinterlassen.

Es hat Versuche gegeben, die christliche Botschaft in einer den chinesischen Kulturen angepaßten Weise zu verkünden. Matteo Ricci war der erste Jesuitenmissionar in China, der alle Gelegenheiten nutzte, sich dem chinesischen Kaiser anzudienen. Er nahm chinesische Kleidung und Verhalten und die Rolle eines Gelehrten an. Seine außergewöhnlichen intellektuellen und moralischen Qualitäten, seine imponierende literarische Produktion in chinesischer Sprache, fanden Interesse und Anerkennung beim Kaiser und bei der Führungsschicht einiger Literaten.

Matteo Ricci dachte, China sei eine Monarchie, leider ist das nicht so, China war und ist ein Kaisersystem

Monarchie ist eine Staats- bzw. Herrschaftsform, bei der in der Regel ein Adliger das Amt des Staatsoberhaupts durch Vererbung oder Wahl auf Lebenszeit oder bis zu seiner Abdankung innehat. Die Staatstheorie beziehungsweise -ideologie, die die Monarchie rechtfertigt, ist der Monarchismus oder auch Royalismus. Ein Anhänger der Monarchie wird als Monarchist oder Royalist bezeichnet, ein Gegner als Republikaner, Monarchomach oder auch Antimonarchist.

In China regierte der Kaiser nicht, sondern seine Intellektuellen

In Europa rührt der Amtsadel daher, dass die Erlangung mancher Ämter automatisch mit dem Erwerb des Adels oder eines bestimmten Adelstitels verbunden war. Die Verleihung von Adelstiteln begann in Deutschland in der Zeit Kaiser Karls IV. durch die Erhebung von Beamten (vor allem Juristen) in die Adelsklasse. Der älteste bekannte Adelsbrief wurde von Kaiser Karl IV. für Wyker Frosch, Scholaster an der Stephanskirche zu Mainz, am 30. September 1360 ausgestellt. Familien, die nicht schon im Mittelalter ritterbürtig waren, sondern erst in der Neuzeit durch Adelsbrief in den Adel aufgenommen wurden, werden als Briefadel bezeichnet. Der Amtsadel war immer ein persönlicher Adel und war nicht erblich.

Wie kommen die Intellektuellen zum Kaiserhof in China? Es gibt eine Beamtenprüfung seit der Qing-Dynastie

Das System (kējǔ) bildete im kaiserlichen China einen Komplex von Wettbewerben, die dazu dienten, Kandidaten für öffentliche Funktionen auszuwählen. Die Prüfungen stellten den wichtigsten Weg zum sozialen Aufstieg und damit für die Angehörigen der gebildeten Stände ein zentrales Lebensziel dar. Aufgrund ihrer Leistungszentriertheit verliehen sie dem weitgehend absolutistisch geprägten Kaiserreich meritokratische und – in gewissem Umfang – demokratische Züge.

Ursprünglich erfolgte die Auswahl der Beamten vorwiegend nach aristokratischen Gesichtspunkten, berücksichtigt wurden also die Abkömmlinge der Adelsfamilien. Endgültig etabliert wurde das Prüfungssystem schließlich in der Sui-Dynastie; 606 sollen der Überlieferung nach die ersten Examen abgehalten worden sein. Damals wie in der nachfolgenden Tang-Dynastie waren aristokratische Elemente aber weiterhin stark ausgeprägt: Zum einen schloss sich an das damals am Ende der Prüfungshierarchie stehende und seit 736 unter der Ägide des Ritenministeriums durchgeführte Hauptstadtexamen noch ein „Einstellungstest“ des Personalministeriums an, der statt des Wissens vielmehr traditionell „aristokratische“ Eigenschaften wie Auftreten, Erscheinungsbild und Redeweise abprüfte. Im Übrigen waren akademische Grade damals keineswegs der einzige oder auch nur wichtigste Weg zur Erlangung eines Beamtenpostens. Zahlreiche Kandidaten traten weiterhin durch Empfehlungen, persönliche Beziehungen und Ämterkauf in den Staatsdienst ein.

Die Beamten wurden über die Prüfungen ausgewählt. Seit Jahrhunderten wurde das Prüfungssystem weitgehend beibehalten, jedoch fortwährend modifiziert und weiterentwickelt.

Bis heute funktioniert es mit dem System ( kējǔ) immer noch. Die Mitglieder des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas werden über die Prüfungen ausgewählt. Das Politbüro der Kommunistischen Partei Chinas ist das zentrale Machtorgan in der Volksrepublik China, das zwischen den Plenarsitzungen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas über alle Führungsvollmachten verfügt und die eigentliche Entscheidungsgewalt über die Richtlinien der Politik hat.

Das Politbüro hat seit dem 18. Parteikongress 25 Mitglieder und beschäftigt sich vor allem mit Fragen der nationalen Sicherheit. Es überwacht das Rechtswesen, die Polizei und die Geheimdienste. Eine Propagandaabteilung ist zuständig für die ideologische Arbeit. Darüber hinaus bestimmt das Politbüro die Richtlinien der Regierungspolitik.

Mitglieder des Ständigen Ausschusses werden „gewählt“. Der Ständige Ausschuss des Politbüros, bestehend aus dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas und sechs weiteren Mitgliedern, stellt das Machtzentrum dar; seine Mitglieder bekleiden die wichtigsten Positionen im Staat.

Der Staats- und Parteichef ist gleichzeitig der Vorsitzende des Ständigen Ausschusses, wie ein Kaiser von früher. Deshalb will Chinas Staats- und Parteiführung die Verfassung ändern, um Staatschef Xi Jinping weitere Amtszeiten zu ermöglichen.

Die offizielle Mitteilung der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua besteht aus genau einem Satz. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei schlägt vor, eine Formulierung aus der Verfassung zu streichen, derzufolge der chinesische Präsident nicht mehr als zwei aufeinander folgende Amtszeiten amtieren soll. Dass der „Vorschlag“ der Staatspartei, die Verfassung zu Gunsten weiterer Amtszeiten für Xi Jinping zu ändern, umgesetzt wird, ist sicher. Eine Diskussion darüber wird nicht stattfinden. Sämtliche auch nur annähernd kritische Medien in China wurden in den vergangenen Jahren ausgeschaltet. Die Internetzensur funktioniert nahezu perfekt.

Des Kaisers neue Kleider: Xi Jinping hat neue Kleider oder keine?