Katerstimmung schon vor dem Unifest

Redaktion

Kater. Foto: Paula Hartleitner

Man möchte meinen, vom Unifest holt man sich einen Kater, ohne dass ein Tropfen Alkohol geflossen ist. Schon im Vorfeld der Mitteilung, dass Stadt und Universität sich zusammensetzen und reden wollen, steigt die Stimmung. Nachfolgend Stimmen von der Liberalen Hochschulgruppe und der CSU-Stadtratsfraktion, beide abgegeben noch vor der gemeinsamen Mitteilung von Stadt und Uni vom heutigen Nachmittag (hier). In unterschiedlicher Tonart und Argumentation fordern sie, dass das Unifest stattfinden soll.

Das Argument, dass das Unifest – so der Rektor der Bamberger Uni, unwirtschaftlich sei, weil die Sperrzeit nicht verlängert wird, ist nicht ganz nachvollziehbar, es wird auch nicht ansatzweise erklärt. Neben dem Unifest fällt auch das Fußballturnier der Ehemaligen aus. Vor der offiziellen Bekanntgabe, dass das Fest ins Wasser fällt, sagten Kicker die Teilnahme am Turnier ab.

Dass nun eine „Panne innerhalb der Verwaltung“ schuld an der Absage des Unifestes sein soll, bringt auch kein Lichtlein ins Dunkel. Nutzt man nicht den heißen Draht von der Kapuzinerstraße an den Maxplatz, bevor man ein Uni-Altstadtfest absagt? Der BR jedenfalls berichtet: Die Stadt Bamberg erklärte dem Bayerischen Rundfunk (BR) auf Nachfrage, dass die neue restriktive Sperrzeitregelung für das traditionelle Unifest aufgrund eines internen Fehlers in der Verwaltung ausgesprochen worden sei. Natürlich gelten die bisherigen alten Regelungen weiter, sagte nun Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg. Für heuer kommt die Klarstellung allerdings zu spät: Die Uni hat ihr Fest bereits offiziell abgesagt.

Das klingt nach der ewig alten Geschichte „Die Suche nach dem Bauernopfer“.

Pressemitteilung der Liberalen Hochschulgruppe Bamberg

Uni.fest 2013 – abgesagt!

Mit sehr großem Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass das uni.fest 2013 aufgrund von hohen bürokratischen Hürden seitens der Stadtverwaltung, die eine wirtschaftliche Ausrichtung des Festes unmöglich machen, von der Universitätsleitung abgesagt werden musste.

Dominik Ulbricht, Vorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe Bamberg, sagt hierzu: „Die Stadtverwaltung verkennt die besondere Position der Universität. Die Uni mit ihren Mitarbeitern und Studenten bereichert Bamberg enorm in vielerlei Hinsicht. Auch Feste und Veranstaltungen in der Innenstadt sind eine Bereicherung. Der Charme der Stadt, der Bamberg für so viele Menschen attraktiv macht, entsteht genau durch solche Veranstaltungen. Die Bilder des freudigen Beisammenseins bleiben den Menschen im Kopf, wenn sie über Bamberg reden. Es ist traurig, dass die Stadt dies nicht erkennt und mit ihrer Vergabe von restriktiven Genehmigungen Veranstaltungen, wie das uni.fest unmöglich macht.“

Klare Worte richtet der LHG-Vorsitzende an Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD): „Es wird Zeit, dass Sie endlich sehen, was diese Stadt wirklich ausmacht, und auch danach handeln. Jede andere Stadt würde sich freuen, wenn die Gäste und Bewohner der Stadt so an Veranstaltungen in der Stadt partizipieren würden. Sie setzen dies mit Ihrer rückschrittlichen bürokratischen Politik aufs Spiel und entziehen unserer Stadt das Leben und die kulturelle Vielfältigkeit, die wir alle schätzen und lieben. Suchen Sie schleunigst das Gespräch mit dem Universitätspräsidenten und tragen Sie Sorge dafür, dass das uni.fest dieses Jahr doch noch stattfinden kann! Sie sollten damit rechnen, dass sich die Bamberger Studenten nicht alles gefallen lassen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Bogen überspannt ist.“

CSU Pressemitteilung

Prioritäten setzen – CSU sieht den Wegfall des Uni-Altstadtfestes als Signal in die falsche Richtung

Bamberg ohne Uni-Altstadtfest ? – Ein Unding findet der CSU-Fraktionsvorsitzende Dr. Helmut Müller. „Da laufen die Entscheidungen in eine völlig falsche Richtung“, meint Müller. Dabei sei in der Thematik eine ausgewogene Herangehensweise wichtig. Die CSU-Fraktion stehe hinter einer dringend notwenigen innenstadtverträglichen Lösung mit Blick auf die Lärm-belasteten Anwohner. Jedoch sieht der CSU-Fraktionsvorsitzende in der jetzt getroffenen Entscheidung, eine seit 30-Jahren etablierte und nicht nur bei Studenten beliebte Festivität zu opfern, den falschen Weg.

Die Event-Debatte leide bislang unter einer forcierten schwarz-weiß Polemik. Zielführend können aber nur ausgewogene Entscheidungen sein. „Statt ein Exempel zu statuieren, muss die Stadt vielmehr auf Qualität statt Quantität setzen. Die Anzahl der Veranstaltungen in der Bamberger Innenstadt hat mit den letzten Jahren stark zugenommen. Sicher muss man nun nach Lösungen für Anwohner suchen und Grenzen setzen, damit die Belastung verträglich bleibt.“ In dieser Diskussion gebe es erfreulicherweise auch mittlerweile einen klaren Stadtratsbeschluss. „Aber ausgerechnet jetzt die studentische Tradition herzunehmen und dem Uni-Altstadtfest keine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, halte ich für den völlig falschen Ansatz“, betont Dr. Helmut Müller.

Hintergrund der Absage ist, dass aufgrund der Anwohnerproblematik in der Innenstadt jährlich nur noch maximal zehn Ausnahmen in Bezug auf die Sperrstundenregelung gemacht werden können. In einem Antrag an das Umweltamt der Stadt Bamberg will sich die CSU-Fraktion jetzt dafür einsetzen, dass diese Ausnahmeregelungen in Zukunft „überlegt“ und nicht nach dem Zufallsprinzip vergeben werden. „Ein 30 Jahre altes Uni-Fest ist eine echte Traditionsveranstaltung, die gepflegt werden muss.“ Das Fest sei gerade auch für viele ehemalige Studenten ein gern gesehener Grund nach Bamberg zurückzukehren. Durch diese Bindung profitiere sowohl die Stadt als auch die Uni.

„Wir werden wir alles tun, um der großen Bedeutung der Universität in Bamberg auch auf diesem Feld gerecht zu werden und echte Traditionen nicht so einfach verdrängen lassen“ verspricht CSU-Chef Müller.

3 Gedanken zu „Katerstimmung schon vor dem Unifest

  1. Der Artikel in der Bamberger Online-Zeitung ist in der gegenwärtigen kaum hilfreich. Der Präsident (der wahrscheinlich mit dem „Rektor“ gemeint ist) hat sich zum finanziellen Problem durchaus substanzieller geäußert, man müsste halt mal recherchieren oder nachfragen, bevor man verbal draufhaut… Und ganz nebenbei von wegen „bis in die Puppen“: Früher hatten wir mal eine Genehmigung bis 2 Uhr Musik und um 3 Schankschluss. Das kommt studentischem Ausgehverhalten deutlich näher. Im letzten Jahr war es 24 Uhr und 1 Uhr 30, in diesem Jahr sollte es 23 und 24 Uhr sein und selbst die Nachbesserung sah nur 24 Und 1 Uhr vor. Die Alumni arbeiten teilweise Freitags noch und reisen an. Der Vergleich mit der Sandkerwa ist unangebracht, wir können nicht am Nachmittag anfangen und auch nicht mehrer Tage feiern. Die finanzielle Investition muss an einem einzigen Abend wieder reinkommen, für uns und für die Bamberger Firmen, die auf dem Fest Stände haben. Die Feste der Fachschaften sind eben nicht gleich groß und im selben Format, vor allem nicht so kostspielig, dieser Vergleich ist ebenfalls unangebracht. Auch wenn jetzt jeder in Bamberg meint, sich äußern zu müssen, etwas Bemühen um Sachkenntnis täte der Diskussion gut.

    • Sehr geehrter Herr Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert,
      entschuldigen Sie bitte unsere fälschliche Anrede „Rektor“, die wir noch aus früheren Jahren verinnerlicht hatten.
      Nach Erhalt Ihrer Pressemitteilung vom 20. Juni haben wir im Artikel Die Uni feiert – bis auf Weiteres nicht mehr! die Mitteilung der Universitäts-Homepage übernommen. Für die Darlegungen der Hintergründe wandten wir uns umgehend an die Genehmigungsbehörde, das Ordnungsamt der Stadt Bamberg, wo man uns bat, mit der Pressestelle der Stadt Bamberg in Verbindung zu treten. Tags darauf gaben wir im Artikel Trotz Bedauern: Uni.fest findet erst 2014 wieder statt die gemeinsame Mitteilung der Stadt Bamberg und der Universität wörtlich wieder sowie die Hintergrunddarstellung seitens der städtischen Pressestelle. Im Beitrag Katerstimmung schon vor dem Unifest gaben wir neben einer Einschätzung sowohl die Stimmen von der Liberalen Hochschulgruppe und der CSU-Stadtratsfraktion wieder.
      Ausführliche Berichterstattung ist uns ein grundlegendes Anliegen, die Verknüpfung mit der überörtlichen Berichterstattung kommt einer besonderen Bedeutung zu.
      Hinzufügen möchten wir, dass nicht wir den Vergleich mit der Sandkerwa oder mit den Festen der Fachschaften gezogen haben, sondern die Pressestelle der Stadt Bamberg – was aus der Zitierweise auch deutlich hervor geht.
      Von einem „verbalen Draufhauen“ distanzieren wir uns.
      Generell fügen wir am Ende von Berichten vorangegangene relevante Artikel an, mitunter bieten sich Verknüpfungen innerhalb eines Fließtextes an, um der Komplexität eines Sachverhalts gerecht zu werden. Beides wurde bei der umfassenden Berichterstattung um die Absage des uni.festes auch geleistet.
      Für Ihre Ergänzungen um die ehemaligen behördlichen Vorgaben sind wir und unsere Leser sehr dankbar, runden diese das Bild nun ab.
      Wir freuen uns, Sie als einen Leser der Bamberger Online Zeitung begrüßen zu dürfen.
      Mit freundlichen Grüßen
      für die Redaktion
      Erich Weiß

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