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Der Hauptsmoorwald ist für Bamberg von herausragender Bedeutung: als Rohstofflieferant, als Wasserschutzgebiet, als Frischluftschleuse. In einer mehrteiligen Serie wird Richard Kaiser dessen Ausdehnung und Schrumpfung, seine historische Entwicklung, seinen Funktionen sowie die historische Waldnutzung darlegen. Ganz nebenbei werden bei einem Spaziergang die dortigen Denkmäler vorgestellt. Von seiner einstigen Größe von 4500 ha, als Kaiser Heinrich das Bistum Bamberg gründete, sind bis heute 2800 ha verblieben – die gilt es zu schützen!
In Teil I wurden allgemeine Aspekte des Hauptsmoorwaldes angesprochen und somit ein Überblick geschaffen. Teil II befasst sich mit der Geschichte. Teil III widmet sich nun dem spannenden Teil der Waldfunktionen, wobei auch die Flösserei und allerhand Viecher angesprochen werden.
Der Autor FAR Richard Kaiser war von 1987 bis 2006 Förster im nördlichen Hauptsmoorwald (Bayerische Staatsforstverwaltung/Bayerische Staatsforsten) und ist Forstlicher Berater der Waldbesitzervereinigungen Bamberg e. V. und Steigerwald e. V.
FAR Richard Kaiser
Die Leistungen des Waldes für den Menschen lassen sich in Nutz-, Erholungs- und Schutzfunktionen gliedern.
Nutzfunktion
Hierunter versteht man vor allem die Bedeutung des Waldes als Rohstoffquelle – aber auch seine Rolle als Arbeitsplatz, Vermögens- und Einkommensquelle.
Wie bereits erwähnt, wurde der Schutz des stadtnahen Waldes ab 1328 notwendig, da der Hauptsmoor lebensnotwendiger Rohstofflieferant für die weiter zunehmende Bevölkerung geworden war:
Holz
Im „hölzernen Zeitalter“, wie das Mittelalter auch genannt wird, war Holz der wichtigste Brenn-, Bau- und Werkstoff. Ab dem 16. Jahrhundert wurde verstärkt die heimische Kiefer angebaut, die hohe Qualität und starke Dimension erreichte und somit sehr wertvoll war. Als „Holländerstämme“ wurden Kiefern bezeichnet, die mindestens 23 m lang waren und einen Durchmesser von wenigstens 46 cm hielten. Die Stämme wurden bis nach Holland geflößt und dort oft als Schiffsmasten oder zum Bau von Windmühlenflügeln verwendet. Die Leistung, die unsere Vorfahren erbrachten, als sie die Baumstämme bis zur Regnitz schafften, war beachtlich: Die kleinsten „Holländer“ wogen 60 Zentner. Mit Muskelkraft von Mensch und Tier, auf der Zeit entsprechend schlecht ausgebauten Wegen, musste der Transport erfolgen. Viele ansässige Handwerker wie Büttner, Speerschneider, Schindler, Backtrogmacher, Wagen- und Schiffsbauer waren auch auf Nutzholzlieferungen aus dem Hauptsmoor angewiesen. Der Brennholzbedarf der Bevölkerung war groß.
Heute werden im Hauptsmoorwald jährlich etwa 20 000 Festmeter (= Kubikmeter) Holz eingeschlagen. Der Holzzuwachs ist höher als die Erntemenge! Nicht mehr nutzen als zuwächst fordert das „Prinzip der Nachhaltigkeit“, das in unseren Wäldern seit mehr als 200 Jahren beachtet wird. Dieses Prinzip sollte Verhaltensnorm für den Menschen im Umgang mit seiner gesamten Umwelt werden. Im „Zeitalter der Öko- und Energiebilanzen“ schneidet Holz im Vergleich zu anderen Baustoffen, auch hinsichtlich der umweltfreundlichen Entsorgung, hervorragend ab: Für Gewinnung, Verarbeitung und Einbau braucht beispielsweise Stahl 24 mal und Aluminium 126 mal mehr Energie als Bauholz. So gesehen, ist in unseren Breiten erzeugtes Holz nicht nur ein Baustoff mit Vergangenheit, sondern auch mit Zukunft.
Jagd und Fischerei
Rund 100 Rehe werden im Hauptsmoor pro Jahr erlegt. Forstlich gesehen, ist die Regulierung der Rehwildbestände erforderlich, damit wieder junger Wald nachwachsen kann. Zu viel Wildverbiss an den jungen Bäumen würde dies verhindern. Andere Wildarten – wie z.B. Wildschweine, Hasen, Wildenten – spielen jagdlich eine geringere Rolle. Das gleiche gilt für die Fischzucht.
Pilze, Schwarz- und Preiselbeeren
wachsen ebenfalls im Hauptsmoor. Früher wurden diese auch gesammelt, um sie, meist in Bamberg, auf dem Markt zu verkaufen. Schwarzbeeren (Heidelbeeren) wurden bis nach England exportiert.
Historische Waldnutzungen
Honig, Bienenwachs
Die Waldbienenzucht, Zeidlerei genannt, hatte bis vor zweihundert Jahren hohe Bedeutung. Honig brauchte man als Süßstoff. Bienenwachskerzen wurden zur Beleuchtung eingesetzt, besonders in Kirchen.
Ton, Sandstein und Sand
Häfner, eine ältere Berufsbezeichnung für Töpfer und Ofensetzer, nutzten bis vor rund einhundert Jahren die Töpfertonvorkommen im Nordteil des Hauptsmoorwaldes. Bezeichnenderweise heißt eine dortige Waldabteilung heute noch „Tonberg“. Überliefert ist, dass auch irdenes Geschirr der Pödeldorfer Töpfer in der Küche des Bischofs verwendet wurde.
Sandsteinvorkommen wurden ebenfalls genutzt. Schloss Seehof ist eines der Gebäude, das mit den gewonnenen Bausteinen erstellt wurde. Sand, der besonders im westlichen Hauptsmoorwald reichlich vorkommt, wurde bis etwa 1950 abgebaut und verkauft.
Lohrinde, Gräserei, Harz
Lohrinde für die Gerberei, Gras zum Verfüttern an die Nutztiere und Harz (zur Herstellung von Teer, Farben, Lacken) sind weitere Stoffe, die früher im Hauptsmoor gewonnen wurden.
Viehhut, Eichelmast
Etwa bis 1750 wurde das Vieh meist im Wald gehütet. Alte großkronige Eichen mit entsprechend reichlichem Fruchtanhang im Herbst hatten hierfür zentrale Bedeutung. Besonders für die Schweinemast waren diese „Huteichen“ wichtig. Die Waldortbezeichnungen „Eichelberg“ und „Sauschütt“ erinnern noch an diese Zeit.
Forstlich wird Samen- und Fruchtanhang heute noch als „Mast“ bezeichnet. Ab 1750 änderte sich die Landwirtschaft von Grund auf: Die Kartoffel, aus Amerika eingeführt, wurde vermehrt angebaut und löste die Eichel als Mastfutter ab. Schweine und andere Nutztiere wurden nun üblicherweise im Stall gehalten.
„Streurechen“
Da Kartoffeläcker aber kein Stroh abwerfen, musste andere Streu gefunden werden. Die Bauern holten Laub- und Nadelstreu aus dem Wald. Durch das „Streurechen“ wurde dem Wald viel organische Substanz entzogen, die Böden verarmten an Humus. Unter diesen Verhältnissen hatte der Baumnachwuchs kaum eine Chance; mit solch schlechten Bedingungen kommt die Kiefer eher zurecht als Eiche oder Buche. Daher kann die Streunutzung als eine der wesentlichen Ursachen für die heute hohen Nadelholzanteile des Hauptsmoors gesehen werden. Großflächig entstanden Kiefernbestände, die sehr anfällig für Schädlingsbefall waren. GIGGLBERGER erwähnt, dass der Hauptsmoorwald um 1900 „durch Insekten und Frevel geradezu verlichtet, der Mineralboden durch Streunutzung freigelegt“ war.
Der Holzfrevel hatte besonders in „schlechten Zeiten“ Hochkonjunktur. Wie schlecht es den Leuten damals erging, ist heute noch an vielen Altkiefern ersichtlich: Zwecks Brennholzgewinnung kletterten manche Frevler auch noch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu 30 m an diesen „Überhältern“ hoch, um die wenigen dürren Äste abzusägen!
Vielen Dank für die intressante Reihe zum Hauptsmoorwald. Das ist sehr wichtig, denn es gibt ja immer wieder Projekte, die den Wald in frage stellen.
Was jetzt gefehlt hat, waren genauere Zahlen zur Holznutzung. Es wurde ja gesagt, dass Holz als Bauholz benutzt wird. Und es wurde kurz erwähnt, dass Holz als Brennmaterial genutzt wird.Wieviel wird denn aktuell als Bauholz genutzt und wieviel als Brennholz?
Wenn der WAld als Rohstofflieferant gebraucht wird, ist, doch zu unterscheiden zwischen Holz als Baumaterial (das ist wirklich gut, denn es muss nicht mühselig produzirt werden) und Holz als Brennstoff (das ist sehr umstritten, denn es gibt beim VErbrennen so viele giftige Abgase mit sehr viel Feinstaub, Ruß, unangenehm riechenden Schwefeldioxid und das ist in der STadt ein Problem).
Diese Zahlen können vielleicht noch einmal nachgereicht werden.