I will do everything that the world heritage will be preserved …

oder

… der Umgang des Investors Multi Development mit historischen Resten

Christiane Hartleitner

Die UNESCO schaut auf Bamberg. Foto: Christiane Hartleitner

Im Rahmen des Besuchsprogramms der Bundesregierung hat das Auswärtige Amt vom 7.–10. Mai eine internationale Delegation von Mitgliedern des UNESCO-Welterbekomitees zu einer fachlichen Informationsreise nach Deutschland eingeladen. Schwerpunkt ist die Vorstellung der Welterbestätten Bamberg, Regensburg und der Limesstätten in Bayern sowie der Umgang mit dem Spannungsverhältnis von Welterbestätten und notwendigen Infrastrukturmaßnahmen.

Auf die Nachfrage von Radio Bamberg, was für dieses hochrangige Komitee von Interesse sei, gab der Oberbürgermeister als Antwort: Wie geht die Bevölkerung mit dem Titel Welterbe um, welche Auswirkungen hat ein solcher Welterbe-Titel auf das Bewusstsein, auf die touristische Entwicklung, auf die Investitionsfreude in die Denkmäler. All das will man in Bamberg lernen und ich finde, wir können gute Beispiele liefern.

OB Starke begrüßt die Gäste. Foto: Erich Weiß

Doch die Delegation wollte noch mehr wissen. Am Mittwoch Vormittag widmete man sich in einem intensiven Austausch – anwesend waren unter anderem der Baureferent Ilk und die Leiterin des Welterbezentrums Dr. Laible – zwei prekären Themen: dem Quartier an der Stadtmauer und dem Ausbau der Bahnstrecke mit den damit verbundenen Lärmschutzwänden.

„I will do everything that the world heritage will be preserved.“

Man schaute schon sehr genau hin, offensichtlich hatte man sich innerhalb der Delegation auf das City Walls Quarter vorbereitet. Schließlich hat sich die Monitoring-Gruppe der UNESCO, die ICOMOS, bereits mehrfach mit dem Thema Citypassage bzw. Quartier an der Stadtmauer beschäftigt, beschäftigen müssen. Auf die Frage, inwieweit archäologische Funde betroffen seien, wurde bekundet, dass noch nicht alles ergraben sei. Erst wenn sicher ist, dass gebaut wird, werde gegraben.

Delegierter aus China (Mitte). Foto: Erich Weiß

Der Oberbürgermeister gab bekannt: „I will do everything that the world heritage will be preserved.“

Man verabredete, dass ohne Rücksprache mit der UNESCO keinerlei Eingriffe im Herzen des Weltkulturerbes vorgenommen würden: „a continuous reporting!“

Die Wertschätzung der Denkmäler – ob am Bau oder im Boden – ist im Quartier an der Stadtmauer von vielen Seiten bekundet. Der Projektentwickler Multi Development hat im Umgang mit Denkmälern ganz eigene Erfahrung: Abräumen und zur Beruhigung der Gemüter ein kleines Feigenblatt übrig lassen, wie die Hildesheimer Zeitung berichtete. Bei Grabungsarbeiten auf dem Gelände der mittlerweile eröffneten Arneken-Galerie wurde 2010 ein mehr als 30 Meter langer, historischer Meldegang entdeckt, der das frühere nördliche Hagentor mit dem Marktplatz, womöglich sogar mit dem Rathaus, verbunden hat. Nachforschungen können jedoch keine mehr betrieben werden, denn dieses Dokument gibt es nicht mehr. Selbst der Hildesheimer Stadtbaurat bestätigte damals: Es ist ein ganz hochrangiger Fund, der alle Erwartungen übertreffe.

Der Investor Multi Development schloss einen Verbleib des Meldegangs an der Fundstelle definitiv aus. Da der Gang komplett im zentralen Bereich der Passage liege, müsse die Mall ansonsten völlig neu geplant werden. Das sei angesichts der damit verbundenen enormen Kosten nicht realisierbar. Es solle aber geprüft werden, Teile der Funde in den Neubau zu integrieren und dort ein Stück Stadtgeschichte zu präsentieren. Um keinen Baustopp wegen archäologischem Mehraufwand zu riskieren, hatten die Vertragspartner die wissenschaftlichen Grabungen vorsorglich auf 600 Stunden begrenzt.

Beiliegender Bericht zeigt den verbliebenen Rest, der von dem ehemals über 30 Meter langen Meldegang verblieben ist. Ein Video dokumentiert die Bergung des Reststücks – ein etwa 2 x 2 x 2 Meter großer Kubus wurde ausgesägt, vom Rest abgespalten und mittels Kran auf einen Laster gehoben und erst mal eingelagert. Der erhaltene Meldegang wurde von den Baggern weggeschoben. Erhalten ist ein Bruckstück, das gerade noch so groß ist, um es unter einer Glasplatte den Kunden des Shoppingcenters zu präsentieren. Verblieben ist ein Feigenblatt, mehr nicht. Das keinerlei historische Aussage mehr geben kann. Seiner kompletten Umgebung beraubt, an einem anderen Ort verwertet – transloziert. Eben da, wo es in das Shopping-Konzept des Investors gerade noch reinpasste. Ehemals sollten durch diesen Meldegang die Stadtbewohner vor anrückenden Feinden gewarnt werden. Nun ist er fort.

Man hat Verabredungen getroffen und ist Verpflichtungen eingegangen, gerade im Umgang mit den Denkmälern, den denkmalwürdigen Bauten und den archäologischen Funden. Die mahnenden Worte des Kommitees lauteten: Please, be very careful!