Bahnlärm macht das Weltkulturerbe kaputt

Welche Auswirkungen der steigende Güterverkehr und der zunehmende Bahnlärm in Bamberg haben könnte, wenn der Ausbau der Trasse weiter geplant wird, darüber zerbrechen sich zahlreiche engagierte Bamberger Bürger den Kopf, wir berichteten.

Die Anwohner am Oberen Mittelrheintal beklagen ob des Bahnlärms die Zerstörung des Weltkulturerbes und den Werteverfall ihres Eigentums. Wie die ZEIT online aktuell berichtet, führt laut einer Studie des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz jedes Dezibel über 50 db(A) zu einer Verkaufspreisminderung von 1,5 Prozent. Im Mittelrheintal liege der Dauerschallpegel bei 85 Dezibel, sagt ein Anwohner, jedes Haus habe die Hälfte seines Wertes verloren. Die Touristen machen derweil einen großen Bogen um die betroffenen Ortschaften.

Die Brisanz ist hochaktuell: Bis zum Jahr 2025 soll der Güterverkehr laut offizieller Prognose um 71 Prozent wachsen. Der Lärm der Güterbahnen könne am effektivsten durch ein Umrüsten auf Flüsterbremsen reduziert werden, bis zu 10 Dezibel können so alte Güterwagen leiser werden. Der wahrgenommene Lärm würde sich halbieren. Weiter schreibt die ZEIT, dass bislang in Deutschland kein einziger Güterzug umgerüstet worden sei, obgleich es die Technik seit vielen Jahren gibt.

Mehr Schein als Sein

Statt zügig den Lärm zu reduzieren und die 180.000 Waggons mit alten Bremsen umzurüsten, hoben Verkehrsminister Ramsauer (CSU) und Bahnchef Rüdiger Grube im Juli 2011 ein „Eckpunktepapier“ aus der Taufe und sprachen von einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Bahn und Industrie. Auf die lange Bank geschoben und politische Entscheidungen am Bürger vorbei. Damit setzt die Bahn ihre hohe Akzeptanz in Deutschland aufs Spiel.

Ermutigende Verfahren sind dagegen aus der Schweiz zu berichten: Die Schweizer Bürger stimmten Ende der 90er Jahre für ein Programm zur Lärmsanierung. Seither sind 80% der lauten Güterzüge mit leisen Bremsen ausgestattet. Wenn vom Jahr 2020 an die lauten Graugusssohlen in der Schweiz verboten sind, dürfen die lauten Güterzüge der Deutschen Bundesbahn wohl einen Bogen um die Schweiz machen oder erhöhte Trassengebühren zahlen.

Andreas Windlinger vom Bundesamt für Verkehr in Ittingen bei Bern formuliert deutlich-diplomatisch: Wenn man rasch etwas verändern will, muss man auf eine Technik zurückgreifen, die verfügbar ist.

2 Gedanken zu „Bahnlärm macht das Weltkulturerbe kaputt

  1. Aus technischer Sicht bringt die Umrüstung mit dem neuen Bremssystem LL-System – leise Laufsohle bzw. die in der CH zugelassene „K-Sohlen-Bremse“ nicht viel, denn die Rollgeräusche ändern sich nicht. Sie sind abhängig von der
    Geschwindigkeit und Zustand der Laufräder.
    Um die Rollgeräusche, die Schallimmissionen, zu reduzieren, müssen die
    Räder der 135 000 deutschen klotzgebremsten Güterwagen (viele 40 a alt) regelmäßig rundgeschliefen und die Schienen regelmäßig in Stadtbereichen – akustisch- geschliffen werden.
    Zu diesem Beitrag passt die Sendung http://www.frontal21.de
    Lärmterror durch Güterzüge
    Die Bahn AG verspricht viel und hält wenig !

  2. Nicht nur aus diesem Grund sind wir aufgestanden und werden unsere Forderungen öffentlich machen! Die Hinhalteparolen der Bahn und der Politik können wir nicht mehr „hören“…
    Wir werden leider nur den altmodischen Bahnlärm in unseren Ohren dröhnen hören, wenn wir jetzt einfach nur still sitzen bleiben!

    Am 8.3. trifft sich die AG Bahnsinn um eine Resolution und Forderungspapiere dafür zu entwickeln!!!

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