Stadt Bamberg
Führung zur Erinnerungskultur erzählt vom Umgang mit der Vergangenheit
Wie geht Bamberg mit seinem teils sehr belastenden Erbe um? Dr. Jost Lohmann vom museumspädagogischen Verein Agil zeigte in seiner Führung am 6. August die verschiedenen Facetten der Erinnerungskultur auf.
In Auftrag gegeben wurde die Führung zur Erinnerungskultur vom Kulturamt, zu richten vornehmlich an Schülerinnen und Schüler. Umso größer die Überraschung, dass sich am Abend etwa 30 Interessierte am Treffpunkt Schillerplatz einfanden. „Der Schluss liegt nahe, dass die Diskussion um das Abhängen der Bilder von Fritz Bayerlein, glühender Anhänger der Nationalsozialisten, im Sitzungssaal des Rathauses das Interesse an diesem Thema befeuert hat“, so Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar, die die Führung auch zum ersten Mal begleitete.
Die Geschichte Bambergs böte reichlich Stoff für Denkwürdiges, das Kapitel Hexenverbrennung wäre zum Beispiel ein Thema. Doch mit dem Blick darauf, die Führung auf gut eine Stunde anzulegen, einigten sich Lohmann und Prof. Dr. Bert Freyberger, Ideengeber von der Uni Bamberg, darauf, sich im Wesentlichen auf die NS-Zeit zu beschränken. Ausnahme: Die, so Lohmann, „typische Gedenktafel“ am E.T.A.-Hoffmann-Theater. Sie verweist auf die „Bamberger Verfassung“ und nennt auch den Initiator, den bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl. Aus dem üblichen Rahmen fallen dagegen die drei Stelen im Harmoniegarten mit Willy Aron, Hans Wölfel und Claus Schenk Graf von Stauffenberg, drei Persönlichkeiten, die aus unterschiedlichen Beweggründen ihr Leben im Widerstand hingegeben haben. Gar umstritten die Stolpersteine von Gunter Demnig. Für Lohmann eine „tolle Idee“, weil mit einfachen Mitteln zum Nachdenken angeregt werde. Kritisiert worden sei, dass auf die Genannten wieder herumgetrampelt werde.
Wie kann das Interesse von Jugendlichen für das Thema geweckt werden? Erhöhte Aufmerksamkeit könne erreicht werden, wenn von Gleichaltrigen die Rede sei, war sich Lohmann sicher. Im Fall der Familie Schapiro, an die in Form von Stolpersteinen in der Keßlerstraße erinnert wird, wusste er von der 16-jährigen Tochter zu berichten, der die Flucht nach Palästina gelungen sei. Ein Fall mit einem jugendlichen Täter ereignete sich am Bahnhof. Ein französischer Kriegsgefangener kam zu Tode, erschossen von einem 16-jährigen Hitlerjungen.
Im Unterschied zu den Gedenktafeln am Theater und am Alten Rathaus der „verschämte“, so Lohmann, Hinweis in den Theatergassen auf die „Weiße Taube“, letzter Rückzugsort der jüdischen Gemeinde und Ort von Deportationen in die Konzentrationslager. Die Angabe des Stifters fehlt. Hingegen befindet sich die Gedenktafel an Claus Schenk Graf von Stauffenberg „an der prominentesten Stelle der ganzen Stadt“, im Torbogen des Alten Rathauses. Hier sind auch die 17er Reiter, das Regiment, in dem Stauffenberg ausgebildet wurde, als Stifter genannt. Weil manche in Stauffenberg einen Verräter sähen, werde die Tafel regelmäßig beschmiert. Ein Schicksal, dass auch die rechte Gedenktafel an der Unteren Brücke ereilt. Es werde in der Sprache der fünfziger Jahre nur an die eigenen Opfer gedacht, was heute für viele befremdlich sei. 1986 kam, zum Gedenken an weitere Opfer, die zweite Tafel hinzu. Um die passende Formulierung sei von den Verantwortlichen heftig gerungen worden. Deutlich werde ein Entwicklungsprozess für die Deutschen, der mit der Bezeichnung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der 8. Mai sei ein „Tag der Befreiung“ gewesen, eine markante Wendung nahm.
Führung am Donnerstag
Eine weitere Führung zur Erinnerungskultur in Bamberg findet am Donnerstag, 13. August, statt. Treffpunkt ist wieder um 19 Uhr am Schillerplatz. Um Anmeldung wird gebeten unter oliver.will@stadt.bamberg.de