Ritter Fabian van Urck

 

Es lebt auf seiner Ritterburg
der Ritter Fabian van Urck.
Dem schmiedete der Schmied ’ne Rüstung.
Damit steht Fabian jetzt an der Brüstung
und strahlt im hellen Sonnenlicht.
Nur sehen kann er sich selbst nicht.
Obwohl, der Page hält den Spiegel
blickt Ritter Fabian auf Riegel.
Denn das Visier von seinem Helm,
das klemmt. Er ruft: „Bringt her den Schelm!“
Dann brüllt er laut und reichlich zornig:
„Holt mir den Schmied, den Friedrich Dornig!
Der soll das schnellstens reparieren.“
Der Page flitzt. Er tat’s kapieren:
dem Ritter nicht zum Spaßen ist.
Der schwankt vor Wut, fällt hinter sich
und scheppernd stürzt er tief ins Tal.
Stößt jeden Stein, schreit auf in Qual
und landet endlich in dem Fluss,
der fließt – wie er nun einmal muss.
D’rin schwimmen Fische, Essensreste
rund um die Urcksche Ritterfeste
und Fabian – der schluckt viel Wasser.
Sein Blech-Gewand wird nass und nasser.
Als er schon meint: das ist’s gewesen.
Da kommt der Fährmann Kaspar Thesen,
packt ihn am Bein und fischt ihn raus,
verbeult und feucht – es ist ein Graus.
Doch Gott Lob! Der Ritter lebt.
Mit einer Winde man nun hebt,
– um auf ’nen Karren abzuladen –
den ritterlich verblechten Schaden.
Ein alter Esel zieht sodann
den eingeklemmten Rittersmann
zum Schmied, der greift zu seinem Hammer.
Laut hört man Fabians Gejammer.
Doch schließlich schnauft er auf – befreit –
und schwört: „Hört her ihr Leut’!
Von diesem Tag an leb ich ohne
Blechverkleidung auf meinem Throne.“

Text und Bild: Cornelia Stößel, 2017