Goethe in Bamberg

Von You Xie
Gedenktafel am Haus Goethestuben Gaststätten, Untere Königstr. 28, Bamberg. Foto: You Xie

Gedenktafel am Haus Goethestuben Gaststätten, Untere Königstr. 28, Bamberg. Foto: You Xie

Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Er stammte aus einer angesehenen bürgerlichen Familie, sein Großvater mütterlicherseits war als Stadtschultheiß höchster Justizbeamter der Stadt Frankfurt, sein Vater Doktor der Rechte und kaiserlicher Rat. Johann Wolfgang und seine Schwester Cornelia erfuhren eine aufwendige Ausbildung durch Hauslehrer. Dem Wunsch seines Vaters folgend, studierte Goethe in Leipzig und Straßburg Rechtswissenschaft und war danach als Advokat in Wetzlar und Frankfurt tätig. Gleichzeitig folgte er seiner Neigung zur Dichtkunst, mit dem Drama Götz von Berlichingen erzielte er einen frühen Erfolg und Anerkennung in der literarischen Welt.

Am 16.November 1797 war Johann Wolfgang von Goethe zu Gast in Bamberg auf der Rückfahrt von seiner Schweizer Reise. Die Brauerei „Zum weißen Lamm“ in der Unteren Königstraße war lange Zeit das vornehmste Übernachtungsquartier der Stadt. 1797 übernachtete hier Goethe. Der Braubetrieb endete 1815, das Haus wurde aber weiter als Hotel genutzt.

Heute ist in der Unteren Königstraße 28 ein ganz besonderes Restaurant „Kropf – Bamberger Köstlichkeiten“. Man kann sich noch an die im Erdgeschoss befindlichen „Goethestuben“ erinnern.

Goethe liebte Bamberg, er schrieb Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand (1773), das ist ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Als Vorbild der Hauptfigur galt der fränkisch-schwäbische Reichsritter Gottfried „Götz“ von Berlichingen zu Hornberg (genannt „mit der Eisernen Hand“).

Das Stück gilt als ein Hauptwerk des Sturm und Drang. Ähnlich wie sein Götz wollte auch Goethe mit diesem Stück Grenzen einreißen. Er stellte sich gegen die bisherigen Theater-Konventionen. Die Einheiten von Ort, Zeit und Handlung werden aufgehoben: Es gibt insgesamt über fünfzig Handlungsorte, und die dargestellte Zeit wird nicht auf einen Tag beschränkt, sondern durch mehrere parallel laufende Handlungen.

Götz entstammt der mittelalterlichen Welt des Faust- und Fehderechts, agiert aber auch Stände übergreifend, indem er z.B. den Bauern hilft. Mit seiner Figur stößt das auf gewachsenem Naturrecht und Treue gegründete freie Rittertum auf die dem abstrakten römischen Recht verpflichtete Welt des intriganten Adels. Goethes Götz beweist zwar einen die historischen Konventionen überwindenden Charakter, seine auf individueller Unabhängigkeit einerseits und persönlicher Loyalität andererseits basierende Utopie einer idealen Monarchie lassen ihn jedoch in Konflikt mit der gerade entstehenden bürgerlichen Gesellschaft geraten. So kämpft Götz von vornherein auf verlorenem Posten. Resigniert muss er letztlich feststellen: Freiheit gibt es nur im Jenseits, die Welt aber ist ein Gefängnis.

Götz von Berlichingen liegt in Fehde mit dem Bischof von Bamberg, weil dieser einen seiner Knechte gefangen hält und foltert. Ihm gelingt es, Adelbert von Weislingen, einen Jugendfreund im Dienst des Bischofs, gefangen zu nehmen und auf seine Burg Jagsthausen zu bringen, wo er ihn beeinflusst, die Seiten zu wechseln. Zur Besiegelung des neu geschlossenen Treuebündnisses verlobt sich Weislingen mit Berlichingens Schwester Maria. Im zweiten Aufzug lässt die Reaktion Bambergs nicht lange auf sich warten. Liebetraut, ein Höfling, überredet Weislingen, zurück nach Bamberg zu gehen. Er lockt ihn mit „Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei“. Weislingen wird unsicher und will einen kurzen Besuch in Bamberg wagen. In der Bischofsresidenz verliebt sich Weislingen in die verführerische Adelheid von Walldorf und lässt sich von ihr dazu überreden, seinen Dienst beim Bischof wiederaufzunehmen.

Die zeitgenössische Figur des Bischof von Bamberg im Schauspiel ist Georg III. Schenk von Limpurg, er wurde am 31. Mai 1522 auf Burg Altenburg geboren und war von 1505 bis zu seinem Tode 1522 Fürstbischof des Hochstiftes Bamberg.

Georg III. Schenk von Limpurg stammt aus der schwäbisch-fränkischen Adelsfamilie der Schenk von Limpurg. Der Name dieses 39. Bischofs ist verbunden mit der Bamberger Halsgerichtsordnung (Constitutio Criminalis Bambergensis), die prägend für die weitere deutsche Rechtsentwicklung war.

Die Constitutio Criminalis Carolina (CCC) oder Carolina von 1532 gilt heute als erstes allgemeines deutsches Strafgesetzbuch. In der Übersetzung aus dem lateinischen Original ins Deutsche heißt sie Peinliche Gerichts- oder Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. Peinlich bezieht sich hierbei auf das lateinische poena für „Strafe“ und bezeichnet Leibes- und Lebensstrafen.

Die Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung war eine 1507 von Johann Freiherr zu Schwarzenberg im Auftrag seines Bischofs Georg III. Schenk von Limpurg verfasste Halsgerichtsordnung für Bamberg. Sie wurde 1507 von Hans Pfeil herausgegeben und regelte für Bamberg neben dem materiellen Strafrecht auch das Prozessrecht, wobei die peinliche Befragung zur Erlangung von Geständnissen konstitutiv enthalten war. Der lateinische Name der Gerichtsordnung lautet Constitutio Criminalis Bambergensis. Sie ist geprägt vom Gedankengut italienischer Rechtsschulen (Römisches Recht) und war Basis für die spätere Constitutio Criminalis Carolina Kaiser Karls V., die 1530 auf dem Augsburger Reichstag beschlossen und zwei Jahre später 1532 auf dem Reichstag in Regensburg ratifiziert wurde.

Der Bischof von Bamberg Georg III. Schenk von Limpurg war außerdem vertrauter Ratgeber des Kaisers Maximilian I., besonders 1518 auf dem Reichstag zu Augsburg, korrespondierte mit berühmten Gelehrten und selbst mit Martin Luther und verbot die Bekanntmachung der päpstlichen Bulle gegen Letzteren.