Bamberger Soziologe forscht zum Thema Grundsicherung
Fast 4,5 Millionen. Das ist die Zahl der Menschen in Deutschland, die derzeit Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt, beziehen. Vielen Bezügeempfängern fällt es schwer, in die Berufstätigkeit zurückzukehren. Warum das so ist und wie es um die Lebenssituation der Bezügeempfänger bestellt ist, untersucht der Bamberger Soziologe Mark Trappmann.
Trappmann ist Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie, insbesondere Survey-Methodologie, an der Universität Bamberg. Hierbei handelt es sich um eine S-Professur, eine Sonderprofessur. Denn parallel arbeitet Trappmann am Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dort leitet er das Panel „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS). Die Erkenntnisse, die er durch PASS erwirbt, fließen unmittelbar in seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Bamberg ein.
„PASS ist eine groß angelegte Längsschnittstudie, die sich mittlerweile in der neunten Erhebungswelle befindet“, so Trappmann und hat gleich ein paar Zahlen parat: 15.000 Personen werden im Rahmen der Studie jährlich interviewt – aus knapp 10.000 Haushalten. Unter den Befragten sind überproportional viele Hartz-IV-Bezieher. „Dadurch können wir vertiefende Analysen von Grundsicherungsempfängern vornehmen – immer im Vergleich mit der restlichen Wohnbevölkerung“, erklärt Trappmann.
Sieben Hemmnisse erschweren den Weg aus dem Bezug
Mittels der PASS-Daten analysiert Trappmann beispielsweise, welche Faktoren den Weg aus dem Arbeitslosengeld II-Bezug erschweren. „Unsere Untersuchungen konnten sieben Hemmnisse herausarbeiten“, so Trappmann. Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse, ein höheres Lebensalter, Einschränkungen der Gesundheit, fehlende Deutschkenntnisse, Betreuungspflichten durch die Erziehung von Kindern und die Pflege Angehöriger sowie eine lange Dauer des Hilfebezugs. Besonders prekär: Die Situation von Personen mit langer Bezugsdauer. „Hier liegen meist mehrere Schwierigkeiten zugleich vor“, so Trappmann. „Jede einzelne davon halbiert bereits die Wahrscheinlichkeit, dass der Weg aus der Hilfsbedürftigkeit gelingt.“
Soziale Netzwerke schrumpfen bei andauernder Arbeitslosigkeit
Doch Trappmann untersucht nicht nur die Hemmnisse beim Weg aus dem Arbeitslosengeld II-Bezug. Die PASS-Daten ermöglichen es auch, Aussagen über die Lebenssituation von Arbeitslosengeld II-Bezieherinnen und -Beziehern zu treffen. So hat er in seinen Forschungsprojekten unter anderem herausgefunden, dass aktive Mitgliedschaft in Vereinen und anderen Organisationen ebenso wie Freundschaften mit Erwerbstätigen und soziale Unterstützung, die speziell auf Arbeitssuchende abgestimmt ist, die Wahrscheinlichkeit erhöhen, wieder einen bedarfsdeckenden Job zu finden. Umso schlimmer ist es folglich, wenn mit der Dauer der Arbeitslosigkeit soziale Netzwerke schrumpfen und insbesondere die Zahl Erwerbstätiger darin abnimmt, wie sich in einem neuen Projekt eines Mitarbeiters von Trappmann andeutet.
Ein weiteres Forschungsprojekt Trappmanns befasst sich mit der gesundheitlichen Situation der Bezügeempfängerinnen und -empfänger. „Arbeitslosengeld-II-Bezieher schätzen ihre mentale und körperliche Gesundheit schlechter ein als gleichaltrige Erwerbspersonen, die keine Grundsicherung erhalten“, so die zentrale Feststellung Trappmanns. Sichtbar wird das dadurch, dass der Abstand zwischen den beiden Gruppen bei subjektiven Indikatoren wie Leistungsfähigkeit oder Belastbarkeit größer ist als bei relativ objektiven Einschränkungen wie dem Vorliegen einer amtlich anerkannten Behinderung.
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