Redaktion
In einer halbherzigen Aktion der jüngsten Teil-Umsetzung der im Masterplan beschlossenen Neugestaltung der Langen Straße wurde einiges provoziert, was den Fahrradfahrerzorn heraufbeschworen hat. Über die Benutzung von Fahrradwegen gibt es unterschiedliche Meinungen. Die Fahrradverbände erwarten eine Verbesserung bei gemeinsamer Nutzung der Straße durch Auto und Fahrrad. Der jetzige Zustand erfordert ein gefährliches Einfädeln in den „Einspurverkehr“ durch Verengung der Straße auf Höhe der Hellerstraße.
Viele Radfahrer beklagen das nötigende Verhalten von Autofahrern, das zu Unsicherheiten beim Radfahrer führt. Nicht nur bei älteren und/oder unsicheren Radfahrern sondern auch bei Kindern, die die Lange Straße als von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Schulweg täglich nutzen. Die Nutzung des Gehwegs für letztere ist an der Gastronomie-Bestuhlung vorbei schier unmöglich.
Die Situation ist unbefriedigend. Viele negative Reaktionen haben nun zu einem Vorstoß der CSU-Fraktion geführt.
Endlich! Endlich hat die CSU nach dem Tod von CSU-Stadtrat Dr. Franz Pichler in ihren neuen Reihen einen Nachfolger gefunden, der der prekären Situation in der Langen Straße Abhilfe schaffen will (Antrag unten). Vor drei Jahren kam Dr. Pichler zu dem Urteil: Mit der Langen Straße muss etwas passieren! Seitdem wurde mit der CSU Mehrheit immer wieder dem Ansinnen der Aufwertung eine Absage erteilt oder in die Zukunft verschoben: Aufwertung der Langen Straße von CSU-Mehrheit zu Fall gebracht. Seither ist die Situation Autos auf Bamberger Radwegen: Total-Blockade auf der Westseite der Langen Straße / Autos auf Bamberger Radwegen: Slalom in der Langen Straße nicht besser geworden, weil die Frage Umgestaltung Lange Straße: auf die lange Bank geschoben? stets bejaht werden musste. Nun hat sich offensichtlich der politische Wille hin zu einer Änderung und Aufwertung gedreht – und das ist gut so. Gut für die Radstadt Bamberg, gut für die Schulstadt Bamberg, gut für die familienfreundliche Stadt Bamberg, gut für die Händler und Bewohner Bambergs.
Eine Aufwertung der Lange Straße ist nur mit Abschaffung der Kurzzeitparkplätze möglich
Bislang stand einer Abschaffung der Kurzzeitparkplätze stets das Argument der dringenden Notwendigkeit für den Einzelhandel entgegen. Die „Brötchentaste“ sorgte für mehr Blech, Parksuchverkehr und nie für nachgewiesenen Umsatz. Das Deutsche Institut für Urbanistik hat in einer Studie (hier) der emissionsfreien Mobilität ein „kaufkräftiges und zudem wachsendes Marktsegment“ nachgewiesen. „Fahrradfreundliche Einkaufsbedingungen“ können durchaus „lukrativ sein“. Deren Schlussfolgerung: „Das Fahrrad ist auf kurzen Strecken allen anderen Verkehrsmitteln hinsichtlich der Fahrtzeit, anfallenden Kosten und direkten Erreichbarkeit überlegen. Radfahrer, wie auch Fußgänger beleben das Straßenbild und schaffen eine städtische und zugleich entspannte Atmosphäre mit vielen zufälligen „face to face“-Kontakten. Fahrräder brauchen nur ca. ein Sechstel eines Kfz-Stellplatzes zum Parken. Wenn es gelingt, auch nur einen Teil der kurzen Pkw-Einkaufsfahrten auf das Fahrrad zu verlagern, kann neuer planerischer Gestaltungsraum für eine bessere Aufenthaltsqualität gewonnen werden.“ Solche Ziele sollten nicht nur für die Lange Straße gelten – aber besonders für sie.
Neue Markierungen für die Kurzzeit-Parkplätze ließen fast die Hoffung auf die Aufwertung der Langen Straße schwinden. Die sollten nun entfernt werden.
Auch der Eingang zur Langen Straße muss in die Überlegungen zur Aufwertung einbezogen werden. Der Schilderwald dort soll eigentlich den Busverkehr bis auf die Linienbuss raushalten – ein unerfüllter Wunsch, solange weder Übersichtlichkeit noch Kontrollen für deren Einhaltung sorgen.
Nicht einmal die Einbahn-Regelung wird eingehalten. Gerade Ortsfremde, aber auch Erfahrene haben ihre Probleme mit dem Schilderwald.
Wohin mit dem Rad? Dringend notwendige Rad-Abstellplätze wurden jüngst demontiert:
… auch andernorts im Herzen der Innenstadt fallen Parkplätze für das Rad weg:
CSU-Antrag im Wortlaut
CSU will Aufwertung der Langen Straße
In einem mehrstufigen Konzept will die CSU die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt – und damit den innerstädtischen Handel – stärken. Den ersten Schritt haben der aus der Innenstadt stammende CSU-Stadtrat Markus Huml und der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Dr. Helmut Müller, vorgestellt. Das Ziel: in der viel befahrenen Straße soll das Konzept des „Shared Space“ eingeführt werden.
Das heißt: durch eine Beschränkung der Durchfahrgeschwindigkeit auf 20 km/h (die im Schnitt derzeit bei etwa 30 km/h liegt) und bauliche Maßnahmen wie die Absenkung von Bordsteinen nutzen alle Verkehrsteilnehmer den öffentlichen Raum gleichberechtigt.
Dadurch können die Gehwege vor den Schaufenstern breiter gestaltet, Ruhezonen geschaffen und die Straße begrünt werden. „Wir erhoffen uns davon, dass wieder mehr Besucherinnen und Besucher die Lange Straße aufsuchen und wir den Handel in der Straße stärken.
Auch wenn die CSU-Fraktion diese Aufwertung der Langen Straße losgelöst von der Zukunft von 14 oberirdischen Kurzzeitparkplätzen führen wollte, hat sich dies in dem Gespräch mit dem Medien offensichtlich nicht vermeiden lassen.
Deshalb unterstreicht der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Dr. Helmut Müller, noch einmal: „Wir regen an, die oberirdischen Stellplätze unterirdisch zu verlegen. Damit wären auch viele Wirtschaftsvertreter einverstanden; denn dann hätten wir Beides: eine attraktive Oberfläche und ausreichende Parkplätze unterirdisch“, sagte Müller. Er kündigte dazu weitere Vorschläge der CSU-Fraktion an.
Siehe hier die Webseite der CSU-Bamberg
die CSU ist jetzt schon wieder als Dieb und Kopierbande unterwegs.
shared space haben doch Andere schon vor Jahren gefordert. Da hatte kleines (nicht immer gesetzestreue) Dr. Müllerchen noch lauthals dagegen gepoltert.
Auch wenn Ferenc immer Romane schreibt – bei diesem Husarenstück hat er vollkommen Recht.
In der Bilderreihe gibt es aber 1 Denkfehler:
der Rückbau der Radplätze beim Bauernmarkt war zwingend notwendig. Dieser Platz war Symbol für die unfähige Verwaltung und verkehrsgefährdend auch für Fußgänger. Dieses Gebiet ist verkehrsberuhigt, falls die SUV-Junkies wissen was das heißt.
Dann noch der Markierungswahn:
Die Barriere zu Beginn der Kurzzeitplätze gehört dringend mit so einem Kübel zugestellt. Sobald dort ein Auto steht (passiert fast im Minutentakt) haben sogar Busse Platzangst beim Durchfahren.
Von dem restlichen Malwettbewerb wollen wir nicht schon wieder reden.
Herrn Huml will ich die ernsthaft gute Absicht gern zugestehen. Bei Herrn Dr. Müller indes hege ich große Zweifel. Denn er hat wiederholt bewiesen, wie er auf populär erscheinende Strömungen zunächst, sie aufgreifend, reagiert, um dann doch nichts in der erwarteten Richtung zu bewegen.
Außerdem wurde er anläßlich des vorletzten Fahrradklimatests, der 2012 durchgeführt worden war und bereits ein desaströses Ergebnis für Bamberg erbracht hatte, im Fränkischen Tag zitiert: Er sehe die aufgezeigten Mängel nicht als Problem, sondern als sportliche Herausforderung für die Radler.
An einem Punkt aber wird auch Herr Huml – zumindest vorläufig – scheitern: Die (begrüßenswerte!) „shared space“-Idee, wie er sie sich vorstellt, ist mit dem deutschen Verkehrsrecht nicht vereinbar. Die gleichberechtigte Nutzung der Fläche erfordert gemäß Straßenverkehrs-Ordnung die Ausweisung als verkehrsberuhigten Bereich – und der setzt zwingend Schrittgeschwindigkeit für den gesamten Fahrverkehr voraus.
Versuche, die StVO dahingehend zu ändern, daß auch andere Geschwindigkeiten, die je nach Örtlichkeit als verträglich angesehen werden können (bspw. 15 oder 20 km/h), möglich werden, scheiterten nicht zuletzt an Herrn Humls in Berlin tätigen Parteifreunden. Er wird somit zunächst dort sehr dicke Bretter bohren müssen.
Zu befürchten ist eher die Bamberger Lösung à la Kettenbrücke: In regelmäßigen Aktionen werden Radfahrer, welche nach Augenschein (!) – bei Kraftfahrern werden geeichte Meßgeräte und Beweisphotos bzw. -videos verlangt, zusätzlich wird eine Toleranz eingeräumt – nicht in Schrittgeschwindigkeit fahren, kostenpflichtig verwarnt, während zeitgleich der Pkw-Verkehr mit deutlich höherem Tempo ungeahndet passieren darf.