8. März „Tag der Frau“ / Tag der Frauen – aus der Sicht einer Frau und eines Mannes

8. März „Tag der Frau“

Isabell Frank

Heute ist  Weltfrauentag und in der Redaktion werden Argumente für oder gegen diesen Tag ausgetauscht.

Analysieren wir die Möglichkeiten von Frauen heute und vor ungefähr 100 Jahre. In dieser langen Zeitspanne ist einiges passiert. Frauen nehmen heute ebenso selbstverständlich an politischen Abstimmungen teil wie Männer. Die Zahl der weiblichen Studierenden an deutschen Universitäten entspricht denen der Männer. Es kommt sogar vor, dass mehr Frauen als Männer ein Hochschulstudium erfolgreich abschließen.

Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ist seit dem Jahre 2005 eine Frau. Dem Kabinett Merkel gehören fünf Frauen an. Von den 16 Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer sind vier Frauen. Aktuell wird über die Frauenquote diskutiert. (Hier verweise ich gerne auf einen Artikel bei der SZ).

In den letzten 100 Jahren hat die Frauenbewegung die Stellung der Frauen, aber auch das gesellschaftliche Leben erheblich verändert.

Der 8. März ist der internationale Frauentag. Wie sehen die Rechte und Möglichkeiten der Frauen in anderen Ländern der Welt aus? Haben in allen Ländern dieser Welt die Frauen das Wahlrecht? Steht es allen Frauen dieser Welt offen eine Universität zu besuchen? Zwei Drittel der Analphabeten sind Frauen und Mädchen. Ohne Bildung keine Teilhabe am politischen Leben. Der Weltfrauentag sollte als internationaler Feiertag eingeführt werden, um die Frauen zu ehren, die uns ermöglicht haben, die Universität zu besuchen, an aktiven und passiven Wahlen teilzunehmen. Doch dieser Weg ist in Deutschland noch nicht in der vollkommenen Lohngleichheit von Frauen und Männer geendet. Es bleibt für uns noch einiges zu tun. Laut einer OECD-Studie verdienen Frauen in Deutschland 22 Prozent weniger als Männer. Das ist wie immer Rekord für Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Länder. Diesmal aber definitiv negativ Rekord. Deshalb ist wohl auch der Muttertag ein Feiertag in Deutschland und nicht der Weltfrauentag. Frauen sind zudem auch in Vorständen und Aufsichtsräten deutlich unterrepräsentiert.

Der Weltfrauentag muss bleiben, darf gerne ein Feiertag werden. Dieser Tag soll an unserer Vorkämpferinnen erinnern. Ihr Werk ist national wie international fortzuführen, um die heutigen Bedürfnisse zu realisieren.

 

Tag der Frauen – aus der Sicht eines Mannes

Jérôme Grad

Heute ist der 8. März, internationaler Weltfrauentag. Seit mehr als 100 Jahren wird nun dieser Tag genutzt, um auf die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern hinzuweisen. Da lohnt ein Blick auf die aktuelle Situation.

Wahlrecht, Recht auf Bildung, Abtreibung – heute sind es Selbstverständlichkeiten für jederfrau. Doch nicht immer war das so. Und dies ins Gedächtnis zu rufen und auf weiterhin vorhandene Probleme hinzuweisen, dafür steht der 8. März weltweit.

Noch bis 1918 durften Frauen in Deutschland nicht wählen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg, genauer 1958, trat de facto das Gleichberechtigungsgesetz in Kraft. Bis dorthin war es Frauen auch nicht erlaubt, selbstständig ohne die Einwilligung des Ehemannes ein Bankkonto zu eröffnen. Erst ab 1977 benötigten Frauen keine Einwilligungserklärung ihres Gatten, um arbeiten zu gehen. Und erst seit 16 Jahren ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar.

Geschlechterrollen nähern sich an

Diese Zahlen verdeutlichen eines. Bis vor 100 Jahren waren Frauen faktisch Eigentum des Ehemanns. Seitdem hat sich jedoch einiges geändert – zum Guten und zum Glück.

Für viele klingt dies alles heute beinahe unvorstellbar. Doch Menschen führen immer Wandel herbei, die Gesellschaft befindet sich stets im Wandel. In jüngerer Zeit bedeutet dieser Wandel, dass Geschlechterrollen sukzessive aufgelöst werden. Früher strikt getrennte Aufgaben werden mehr und mehr von Mann und Frau gemeinsam ausgeübt. Frauen arbeiten beispielsweise nicht mehr nur im Haushalt, sondern können persönliche Karrierewünsche nachgehen. Männer gehen in Elternteilzeit.

Dennoch bleiben viele Herausforderungen. Aktuell diskutieren Frauen in Deutschland u.a. über die Frauenquote und über ungerechte Lohnbezahlung trotz zum Teil besserer Qualifikation. Für manch eine Frau in Entwicklungsländern mag das Jammern auf hohem Niveau sein.

Dennoch werden diese Themen hierzulande kontrovers diskutiert und das ist auch gut so. Gleiche Arbeit muss in gleichem Maße belohnt werden. Das Recht auf Bildung ist Menschenrecht und sollte somit jedem Menschen zugänglich sein. Egal ob in Deutschland oder in Burkina Faso. Und Gewalt an Frauen ist ebenso abzulehnen wie jegliche Gewaltverbrechen an sich. Es gibt also keinen Grund sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Auch ist es nicht verwerflich, immer weiter nach höheren Zielen zu streben und dem ständigen Willen nach Verbesserung zu folgen.

Dennoch darf man an einem solchen Tag auch mal inne halten und den Entwicklungsprozess insgesamt betrachten und würdigen. Zumindest würde das ein Mann, soviel Klischee sei erlaubt, tun: nämlich von vergangenen (Helden)Taten großspurig erzählen und sich dabei wohlwollend auf die Schulter klopfen.

Gesellschaft vs. Natur

Pro und contra der Diskussion um die Frauenquote werden in der politischen und medialen Landschaft hinreichend diskutiert und sollen deshalb in diesem Artikel nicht weiter angestoßen werden.

Viel interessanter erscheint die Frage, wie weit die Gesellschaft die Gesetzmäßigkeiten der Natur außer Kraft setzen kann. In den letzten Jahren wurde viel dafür getan, dass Frauen Karriere und Familie unter einen Hut bringen können. Doch wie weit kann dieser Prozess noch gehen? Gibt es eine Grenze?

Oder anders gefragt: Warum fühlen sich Frauen noch so viel mehr für ihre Kinder verantwortlich? Ist es das noch vorhandene Klischee des arbeitenden Mannes und der sich um den Haushalt kümmernden Frau?

Ein Argument ist sicherlich das Austragen von Kindern, das (bislang) den Frauen vorbehalten ist und wodurch eine enge Bindung zu Kindern aufbauen, noch bevor der Mann faktisch Vater ist. Klar, werden die Frauen jetzt sagen, gibt es die Möglichkeit, das Kind zu gebären und dann wieder in die Arbeit einzusteigen. Der Haushaltsmann könne sich doch um die Kinder kümmern und einen Halbtagsstelle annehmen. Im Laufe der Jahre könne er ebenso eine soziale Bindung zum Kind aufbauen. Eine mögliche Vorstellung. Viele Mütter wünschen sich dies ohnehin. Und sicher wird dies bereits in etlichen Haushalten in ähnlicher Weise praktiziert. Dennoch bleibt die Frage, wie der Mann die enge Verbindung von Mutter zu Kind, bedingt durch das Stillen, erreichen soll.

Ist die Gesellschaft bereit für die Emanzipation des Mannes?

Zu Recht wird über die unausgewogene Verteilung von Vorstandsposten zu Lasten der Frauen debattiert. Gleiche Arbeit sollte mit gleichem Lohn bezahlt werden. Und Männer dürfen durchaus im Haushalt Aufgaben übernehmen. Doch was ist mit dem Männerbild in der Gesellschaft? Besteht hier nicht auch noch Nachholbedarf in der Gesellschaft? Wird der Mann nicht immer als das stärkere Geschlecht gesehen?

Männer die sich über Mobbing beklagen gelten als Weicheier, bei Frauen wird dieses Thema (zu Recht) ernster genommen. Ob gewollt oder nicht – das Klischee der schwachen und hilfsbedürftigen Frau wird hier bedient und hilft in diesem Fall.

Und wie ist das nochmal mit fußballspielenden Mädchen im Vergleich zu balletbetreibenden  Jungen? Klar erhält die Fußball-Nationalmannschaft der Damen nicht die gleiche Beachtung in der Öffentlichkeit (von der WM im eigenen Land abgesehen) wie Jogis Jungs, trotz mehr gewonnener Titel in den letzten Jahren. Doch dem tanzenden Jungen ergeht es nicht besser.  Er wird im Vergleich nicht nur nicht in dem Maße gewürdigt, sondern mitunter denunziert. Was nun schlimmer ist – Ignoranz oder Beleidigung – sei dahingestellt. In jedem Fall ist dies eine Art von Diskriminierung, die die eklatante Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität in der Gesellschaft aufzeigt.

Der Frauentag zur Erinnerung an die erkämpften Rechte für Frauen – ein legitimer Anlass. Der Hinweis auf Missstände in der Welt – unbedingt. Der Tag als Anstoß für weitere Aktivitäten im Sinne der Gleichberechtigung – gerne. Im Zuge der aktuell geführten Diskussionen darf jedoch durchaus auch die männliche Rolle und deren Umgang in der Gesellschaft thematisiert werden.