BAMBERG. Mit schwersten Verletzungen musste am Donnerstagfrüh eine 69jährige Radfahrerin ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem sie um 10 Uhr in der Ferdinand-Tietz-Straße gegen die Beifahrertüre eines geparkten VW T 4 fuhr. Die Autotüre wurde von einer 51jährigen Frau geöffnet, welche offensichtlich die Radfahrerin übersehen hatte. Die Radfahrerin konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte mit ihrem Fahrradlenker aus voller Fahrt gegen die geöffnete Fahrzeugtüre.
Bereits vor einigen Wochen erlitt bei einem gleichartig gelagerten Unfall in Gaustadt eine 59-jährige Frau tödliche Verletzungen. Auch hier öffnete ein Fahrzeugführer seine Fahrertüre und brachte die Radlerin zu Fall. In beiden Fällen trugen die Radfahrerinnen keinen Schutzhelm. Ursächlich war in beiden Fällen fahrlässiges Verhalten der Fahrzeugführer beim Öffnen der Fahrzeugtüre. Der vorgeschriebene Blick in den Rückspiegel und über die Schulter nach hinten hätte die Unfälle vermutlich verhindert.
Rund 10.000 Radfahrer verunglücken jährlich in Bayern . Das hierbei auch leichte Unfälle zu schweren bis tödlichen Verletzungen führen können beweist die Statistik. Eine große Zahl schwerster Kopfverletzungen wäre durch das Tragen geeigneter Schutzhelme zu verhindern.
Vorausschauendes Fahren, das genaue Beobachten geparkter Fahrzeuge am Straßenrand und ein genügender Seitenabstand tragen ebenfalls dazu bei, Unfallrisiken für Radfahrer zu vermindern.
Die Bamberger Polizei wird in den nächsten Wochen ihre Präventionsaktionen ausweiten und sowohl bei Pkw- wie auch bei Fahrradfahrer verstärkt Kontrollen durchführen.
Ob ein Helm wirklich viel verhindert hätte, darf bezweifelt werden. Fahrradhelme sind darauf optimiert, im Sturz nach vorn den Aufprall zu dämpfen. Der charakteristische Unfall dieser Art ist, wenn ein abbiegender Kraftfahrer den geradeaus fahrenden Radler übersieht bzw. ignoriert oder ein aus der wartepflichtigen Seitenstraße kommender die Vorfahrt missachtet. Beides sind die typischen Kollisionen zwischen Kfz und Fahrrad, die durch baulich getrennte Radwege geradezu provoziert werden.
Einen Aufprall von der Seite her können die Fahrradhelme nur geringfügig mildern. Und für einen Sturz aus der Höhe, bei dem das eigene Körpergewicht wesentlichen Anteil an der Aufprallstärke hat, sind sie oft nicht ausreichend wirksam. Das spricht nicht gegen das Tragen der Helme, denn einen – wenngleich meist deutlich überschätzten – Schutz bieten sie schon. Aber man gewinnt oft den Eindruck, die Helmdiskussion soll in erster Linie von den ursächlichen Gefahren ablenken.
Radfahrern wird von klein auf eingetrichtert, sie sollten möglichst weit rechts fahren. Folgerichtig drängeln sich viele fast schon in der seitlichen Regenrinne. Wagt es jemand, den von der Rechtsprechung eingeräumten Seitenabstand zum Fahrbahnrand (0,8 – 1 m) einzuhalten, werden manche Kraftfahrer schon aggressiv, zumindest aber ungeduldig. Parken rechts Kraftfahrzeuge, sind – je nach Typ – mehr als 1,5 m Seitenabstand nicht nur angebracht, sondern durch die Rechtsprechung akzeptiert, nicht aber von manchen der nachfolgenden Autofahrer. Die erforderliche Nervenstärke bringen längst nicht alle Radler auf.
Sicherer wäre es aber. Viele Kraftfahrer versuchen, wenn sie eine Möglichkeit sehen, ohne jeglichen Spurwechsel an Radfahrern vorbeizukommen. Müssen sie aber ohnehin ausweichen, halten sie meistens einen Seitenabstand ein – mal mehr, mal weniger knapp. Und sollte es eng werden, haben Radler, die sich nicht an den Fahrbahnrand quetschen, noch Platz zum Ausweichen.
Nicht ganz logisch erscheint, wie die Polizei durch Pkw- und Fahrradkontrollen sicherstellen will, daß niemand mehr gegen unaufmerksam geöffnete Autotüren fährt. Sie müsste dann nämlich Radfahrer auffordern, annähernd mittig in der Fahrspur zu fahren, ohne Sicherheitsabstand zu Parkstreifen verlaufende, gleichwohl benutzungspflichtige Radwege und Radfahrstreifen zu meiden (Bsp.: Luitpoldstraße) und Autofahrer ermahnen, verwarnen oder gar anzeigen, die Radfahrer zur Seite drängen wollen. Dass die Bamberger Polizei dies tut, wird voraussichtlich erst kurz vor dem Rückbau der Milchstraße geschehen.